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AfD: Kurioses Wahlplakat bringt Türken zur Weißglut – weil es ausgerechnet Atatürk zeigt!

AfD: Kurioses Wahlplakat bringt Türken zur Weißglut – weil es ausgerechnet Atatürk zeigt!

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Der rasante Aufstieg der AfD

AfD: Kurioses Wahlplakat bringt Türken zur Weißglut – weil es ausgerechnet Atatürk zeigt!

Der rasante Aufstieg der AfD

Seit 2013 gibt es die Alternative für Deutschland (AfD). Seit ihrer Gründung hat die rechtspopulistische Partei einen rasanten Aufstieg hingelegt.

Was soll DAS denn seitens der AfD?

Die Bundestagswahl 2021 steht an. Die AfD kann sich laut aktuellen Umfragen berechtigte Hoffnungen machen, erneut ein zweistelliges Ergebnis zu holen. Entsprechend selbstbewusst und auch provokant sind die Botschaften der meisten AfD-Wahlplakate.

Den Vogel schießt aber definitiv der AfD-Kandidat Marcel Goldhammer (34) aus Berlin-Neukölln ab – und treibt viele Türken und türkeistämmige Deutsche zur Weißglut, weil er sich auf dem Plakat ausgerechnet mit IHM zeigt…

AfD: Kurioses Wahlplakat bringt Türken zur Weißglut – weil es ausgerechnet Atatürk zeigt!

Denn Goldhammer zeigt sich auf „seinem“ Wahlplakat tatsächlich mit dem türkischen Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk! Im Hintergrund ist eine türkische und eine deutsche Flagge zu sehen. Vor der Türkei-Fahne steht Volksheld Atatürk, der mit ernster Miene in Richtung Horizont blickt. Vor ihm steht AfD-Mann Goldhammer, in gleicher Pose, ebenfalls in die Ferne blickend. Dazu der Slogan auf Türkisch: „Atatürk de AfD’ye oy verirdi.“ Eine Übersetzung ist gleich angefügt: „Atatürk würde die AfD wählen.“

Ein unbekannter Berliner AfD-Kandidat neben dem Gründer der modernen Türkei, dem Kriegshelden des Osmanischen Reiches, dem Begründer des Laizismus und einem der wichtigsten historischen Persönlichkeiten des frühen 20. Jahrhunderts? Für die türkische Presse ein absolutes Unding! So titelt „Sabah“, eine der größten Tageszeitungen des Landes, auf ihrem Internetportal: „Sowohl faschistisch als auch taktlos!“

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Das ist Mustafa Kemal Atatürk:

  • Begründer der Republik Türkei 1923, erster Präsident bis zu seinem Tod 1938
  • Held im Ersten Weltkrieg, hat 1915 die Halbinsel Gallipoli gegen die allierten Truppen (Großbritannien, Frankreich, Australien) mitverteidigt, 1921 maßgebliche Figur im Abwehrkampf gegen die Griechen
  • Symbolfigur des türkischen Selbstbehauptungswillens und Nationalbewusstseins
  • hat die Türkei beharrlich nach westlichem Vorbild modernisiert, Sultanat und Kalifat des Osmanischen Reiches abgeschafft
  • hat 1934 vom türkischen Parlament den Nachnahmen „Vater der Türken“ („Atatürk“) verliehen bekommen

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AfD-Wahlplakat mit Kemal Atatürk: Türkische Medien außer sich!

Andere türkische Medien schlagen in die gleiche Kerbe. Hier einige Reaktionen türkischer Gazetten und Newsportale:

  • „Eine faschistische deutsche Partei mit einem faulen Trick“ (TGRT Haber)
  • „Schaut Euch diese Unverschämtheit dieser deutschen Faschisten-Partei an“ (Yenicag)
  • „Dieser miese Trick bringt alle Türken zum Erbeben!“ (BirGün)
  • „Was für eine große Respektlosigkeit der AfD gegenüber Atatürk“ (Arti49)

Auch türkische Parteifunktionäre sind wütend. Kenan Kolat (62) war von 2005 bis 2014 Bundesvorsitzender der Türkischen Gemeinde in Deutschland (TGD), ist SPD-Mitglied und Vorsitzender der „CHP Berlin“, einem Berliner Ableger der kemalistischen türkischen CHP – die Partei, die einst von Atatürk gegründet worden ist.

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Er lässt mitteilen: „Die rassistische AfD bedient sich hier einem unlauteren Mittel, wenn sie für ihre eigenen Partei-Interessen unseren Gründungsvater und Befreiungshelden Kemal Atatürk missbraucht. Wir verurteilen das aufs Schärfste. Würde Mustafa Kemal Atatürk heute noch leben, würde er diese Partei bekämpfen.“

Goldhammer selbst begründet die Idee für das Atatürk-Plakat mit dem „umkämpften Politmosaik wie Berlin“. Goldhammer zu DER WESTEN: „Gerade bei türkischstämmigen Wählern scheint eine Verehrung von Atatürk, den Gründer der modernen, laizistischen Türkei, der klar die Gefahren des Islamismus für die Zukunftsfähigkeit von Gesellschaften erkannt hat, mit dem Integrationserfolg einherzugehen.“

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Und weiter: „Gerade türkischstämmige Deutsche, die schon seit Generationen hier leben, wissen um die Gefahren des Politischen Islams. Ich als Homosexueller und Jude, sehe auch für mich persönlich eine große Gefahr darin und weiß, dass auch viele Deutschtürken, diese Meinung teilen.“

Türkei-Experte über Atatürk-Wahlplakat: „Dämlicher Versuch der AfD wird scheitern“

Das sieht Türkei-Experte und CDU-Politiker Ali Ertan Toprak (52) anders. Der Vorsitzende der Kurdischen Gemeinde Deutschlands sagt zu DER WESTEN: „Dieser dämliche Versuch der AfD wird natürlich scheitern. Einerseits ist dieser Anbiederungsversuch zu durchsichtig. Andererseits gibt es nicht die ‚Türken‘. Die türkeistämmigen Menschen sind in sehr unterschiedliche politische, ethnische und religiöse Lager geteilt. Und der offizielle Atatürk ist eine verklärte politische Figur sowohl im In- als auch im Ausland. Er ist längst nicht mehr die Kultfigur, der die Türkeistämmigen in ihrer Gesamtheit vereint.“

Auf die hypothetische Frage, ob Atatürk wirklich die AfD wählen würde, hat das Mitglied des ZDF-Fernsehrats eine klare Meinung: „Die Vorstellung der heutigen AfD mag mit den Vorstellungen von Atatürk der 1920er- und 30er-Jahre korrespondieren. Die Nazis waren davon fasziniert, wie radikal und brutal Atatürk von oben herab aus den Trümmern und Resten eines Vielvölkerstaates einen Nationalstaat erschaffen hat. Ich bezweifle, dass Atatürk die heutige AfD-Politik unterstützt hätte, da sie immer wieder plump gegen seine heutigen Landsleute hetzt. An diesem Beispiel wird aber auch die ganze Absurdität von Nationalisten jedweder Couleur deutlich. Denn Nationalisten werden außerhalb ihrer eigenen Grenzen immer selbst zu Opfern von anderen Nationalisten.“

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Bei der Bundestagswahl 2017 hat die AfD in Berlin-Neukölln 10,7 Prozent der Erststimmen und 11,2 Prozent der Zweitstimmen holen können. Es bleibt abzuwarten, ob Goldhammer mit Atatürks „Hilfe“ dieses Ergebnis toppen wird…

Auch die CDU hat kürzlich für überraschte Reaktionen unter den Wählern gesorgt. Ein skurriles Motivations-Video geistert nach dem Triell durch das Netz. Mehr dazu hier.