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Warum Pur-Sänger Hartmut Engler um seine Stimme fürchtete

Warum Pur-Sänger Hartmut Engler um seine Stimme fürchtete

Hartmut Engler
Pur - Hartmut Engler Foto: dpa
Pur ist zurück. Am Freitag erscheint das neue Album „Achtung“. Hartmut Engler erklärt, warum er vor dem ersten Konzert einer Tour immer nervös ist.

Köln. 

Drei Jahre nach ihrer letzten CD bringt die Band Pur am Freitag das neue Album „Achtung“ auf den Markt. Sänger Hartmut Engler hat in Köln mit Jürgen Overkott gesprochen.

Wann hat der Tag für Sie heute angefangen?

Hartmut Engler:

Um elf.

Man unterstellt, dass Musiker nachtaktive Menschen sind.

Engler: Das war mal so. Es gab Studio-Zeiten, die bis in die Nacht hineingingen, bis zwei, drei Uhr. Aber irgendwann geht das nicht mehr. Man lebt mit einer Frau zusammen, es sind Kinder da, die Zeiten ändern sich. Heute arbeiten wir im Studio von elf Uhr morgens bis 17, 18 Uhr. Man passt sich an die Lebensstruktur von Freunden und Bekannten an.

Und wenn Sie auf Tour sind?

Engler:…verschiebt sich der Rhythmus logischerweise. Es gab Zeiten, da hatten wir 150 Konzerte im Jahr. Aber das ist vorbei. Wir können uns jetzt das Leben in Phasen einteilen. Während der Arbeit im Studio leben wir in einem recht normalen Rhythmus. Darauf folgt die Promo-Zeit, in der man viel reist. Das bedeutet: Jede Nacht in einem anderen Bett, jeder Morgen in einer anderen Stadt. Anschließend kommt die Zeit der Tour. Da wird der Tag so geplant, dass man abends um acht richtig fit ist.

Sex & Drugs & Rock’n’Roll – das ist der Mythos der Branche. Wie aber muss man leben, um sich so lange im Geschäft halten zu können?

Engler: Es gab schon eine Zeit, in der wir viel gefeiert haben. Gar keine Frage: Wenn man jung und fit ist, kommt man mit wenig bis sehr wenig Schlaf aus. Der Körper verzeiht dann vieles. Heutzutage machen wir eine Konzert-Tournee, und alle sehen zu, genügend Schlaf zu bekommen. Und: Wenn man heutzutage zwei, drei Stunden ein Konzert spielt und das Abend für Abend, zwickt es immer irgendwo.

Funktioniert die Gruppe so ähnlich wie eine Familie?

Engler: Wir haben eine starke Verbundenheit innerhalb der Band. Das ist ein Zeichen, dass wir gut miteinander umzugehen verstehen. Jeder von uns weiß inzwischen um die jeweiligen Stärken und Schwächen.

Gibt es bei Ihnen ein Tour-Fieber?

Engler: Ja, so etwas wie freudige Erwartung, und bei mir gibt es immer viel Lampenfieber. Wenn man eine dreijährige Pause hinter sich hat (ziehen wir mal das Sonderkonzert auf Schalke ab), dann fühlt sich das so an, als hätte man noch nie ein Konzert gegeben. Das Schlafen fällt vor dem ersten Konzert nicht mehr so leicht.

Pflegen Sie Ihre Stimme besonders?

Engler: Ich hatte 2005 eine Operation. Es bestand der Verdacht auf eine schwerere Stimmbanderkrankung. Das hat sich Gott sei Dank nicht bewahrheitet. Seit dieser Zeit achte ich sehr auf meine Stimme. Ich gehe seitdem nie mehr auf die Bühne, ohne mich vorher wenigstens eine halbe Stunde in meiner Garderobe vorbereitet zu haben. Ich habe lange Schindluder mit meiner Stimme getrieben und gern auch mal gebrüllt. (lacht!)

Hat das Brüllen was Befreiendes?

Engler: Ich bin grundsätzlich kein aggressiver Typ. Da kann es schon sein, dass das Singen auf der Bühne mein Ventil ist.