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Warum Bastian Bielendorfer seine Tour in Menden startet

Warum Bastian Bielendorfer seine Tour in Menden startet

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Foto: WP
Sauerländer lachen heimlich: So heißt es ein böses Vorurteil. Die Wahrheit ist anders, besser. Bastian Bielendorfer kennt sie.

Menden. 

Der Vater von Bastian Bielendorfer machte seinen Filius vor fünf Jahren wider Willen in Günther Jauchs RTL-Show „Wer wird Millionär?“ bundesweit bekannt. Papa Bielendorfer war entsetzt, dass ihn sein Sohn bereits bei der 8000-Euro-Frage als Telefonjoker bemühte. Daraufhin erzählte Bielendorfer jr. von seinem Schicksal als „Lehrerkind“. Ein Buch gleichen Namens wurde ein Bestseller. Jetzt hat der 31-Jährige nachgelegt. Mit Bielendorfer sprach Jürgen Overkott.

Sie starten Ihre nächste Tour in Menden. Warum ausgerechnet hier?

Bastian Bielendorfer: Eines vorweg: Ich gehe nicht auf eine Lesereise, sondern mache eine Stand-Up-Comedy-Tour. Ja, Menden. Das hängt damit zusammen, dass ich mit Menden eine meiner schönsten Bühnen-Erlebnisse überhaupt verbinde. Das Sauerland gilt normalerweise als leicht unterkocht, als nicht eben das frenetischste Publikum der Welt. Aber ich habe andere Erfahrungen gemacht. Deswegen war relativ schnell, dass die ersten Termine, die eine Art Preview sind, eine Art Aufwärm-Phase, in Menden machen werde. Schön ist, dass es gleich zwei Tage hintereinander sind.

Sie haben ein Publikum geknackt, das normalerweise verdächtigt wird, zum Lachen in den Keller zu gehen. Wie haben Sie das gemacht?

Das habe ich mich auch oft gefragt. Und die Antwort lautet: Irgendwie muss zwischen Menden und mir eine Art transzendentale Spannung bestehen. Die Mendener sind mir anscheinend nah. Ich fand das Publikum in Menden immer extrem lustig und locker. Beim letzten Mal haben Leute bei meinem Auftritt simultan die Ergebnisse vom BVB durchgerufen; ich bin BVB-Fan.

Das Publikum hat den Abend mitgestaltet.

Das war ein interaktives Treffen, wenn Sie so wollen mit Fingermalfarben. Aber ernsthaft: Ich mag es, das Publikum einzubinden, und auf einer kleineren Bühne wie im Theater am Ziegelbrand geht das ja auch.

Haben Sie die beiden Termine im Januar so gewählt, dass Borussia parallel dazu spielt?

Nee, ich glaube nicht. Ich sage nur: Winterpause. Ich bringe daber trotzdem so viel Neues mit, dass es sich selbst für Leute lohnt, die mich schon gesehen haben. Klar, ein paar Oldies gehören dazu, ein paar goldene Hits.

Oldies: Das heißt, das Publikum darf noch mal am Trauma Lehrerkind teilhaben.

Ein Stück weit ja: Das Leben ist kein Pausenhof. Dahinter stehen die Fragen: Wie ist es, als Lehrerkind aufzuwachsen, und wie geht das Leben als Lehrerkind weiter. Ich beschäftige mich aber im neuen Programm noch ein bisschen mehr mit meiner eigenen Talentlosigkeit. Das Einzige, was ich kann, ist, auf die Bühne zu gehen und Leute mit beklopptem Zeug zu unterhalten. Es ist allerdings auch Glück, genau das tun zu dürfen.

Nun gibt es ja neben Ihnen noch mehr Leute, die im Klassenzimmer gescheitert sind – wenn ich beispielsweise an Jörg Pilawa oder Thomas Gottschalk denke. Denken wir Ihre Karriere mal weiter: Müssen wir befürchten, dass Sie irgendwann mal Showmaster werden?

Wollen Sie, dass ich 2025 „Wetten, dass..?“ moderiere?

Beispielsweise.

Wenn mich das ZDF anrufen würde, würde ich nicht Nein sagen. Da kann ich jede Lanz-Challenge nur erfolgreich verlieren. Ich habe ja tatsächlich schon einiges fürs Fernsehen gemacht. Ich habe beispielsweise mal für Harald Schmidt gearbeitet. Ja, Fernsehen macht schon Spaß. Du bist immer zeitlich begrenzt unterwegs und kannst dann was anderes machen. Aber wenn Du auf der Bühne stehst, ist die Interaktion mit dem Publikum schon unbezahlbar.

Sie sagen: Sie können so etwas wie eine Lanz-Challenge nur verlieren. Aber das ist doch im Sinne des Publikums, das sich ja auch immer gefreut hat, wenn Stefan Raab was auf die Mütze kriegte.

Ich habe mir mal überlegt, was wäre, wenn ich „Schlag den Raab“ spielen würde. Ich sage Ihnen: Ich würde am Ende ganz bewusst immer den Publikumskandidat gewinnen lassen. Die arme Wurst, die noch die Doppelhaus-Hälfte mit Garage abzahlen muss. Was ich ja an Stefan Raab bewundert habe, ist sein unfassbarer Ehrgeiz – Ehrgeiz, den ich niemals hatte.

Erfolg ohne Ehrgeiz.

Das ist ein schöner Biografie-Titel. Den muss ich mir gleich aufschreiben.

Sie sind erfolgreich gescheitert – wie haben Sie das hingekriegt?

Ich weiß es auch nicht. Tja, die Schule habe ich gerade so hingekriegt, das Psychologie-Studium habe ich abgebrochen – trotzdem gehe ich als Gewinner daraus hervor. Da muss ich mir mal Gedanken drüber machen.

Das ist das Grundmuster für ein ganzes Film-Genre, ein Muster für Komödien.

Ich weiß, dass der Stoff „Lehrerkind“ beim Filmproduktionsfirmen in der Mache ist. Wie ich in der Unterhose vor der Schule – Szenen wie diese sind ja schon sehr filmisch angelegt. Ich hoffe, dass es irgendwann mal was wird mit dem Film. Meine Geschichte ist schon ziemlich seltsam. Ich bin mal gespannt, wer meinen Vater spielt.

Warum?

Na, einen kleinen Dicken ohne Ehrgeiz zu spielen: Das dürfte nicht so schwer sein. Aber jemanden wie meinen Vater? Er sieht ein bisschen aus wie Pierre Brice in jünger. Ich glaube, von seiner Pointiertheit und Härte wäre Harald Schmidt die beste Wahl. Oder Hannes Jaenicke. Am besten Hannes Schmidt.

Und Ihre Mutter?

Es gibt in Deutschland ja nur drei Schauspielerinnen.

Und eine davon ist Veronica Ferres.

Im Film wäre „Mutti“ etwas jünger, und da wäre Veronica Ferres im Rennen.

Wie haben Ihre Eltern auf Ihre Bücher reagiert?

Auf das erste mit Verärgerung und Verwunderung, Verwunderung darüber, dass es auf der Welt auch nur einzigen Menschen gibt, der sich – wie mein Vater sagen würde – für Pipapo-Literatur interessiert.

13.und 14, Januar 2016; 20 Uhr; Mendener Schaubühne;

PREVIEW: „Das Leben ist kein Pausenhof“