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Urlaub in Kroatien wird für deutsche Touristen zum Albtraum – „Hatten uns zum Sterben hingelegt“

Für vier deutsche Touristen aus Bayern wurde der Urlaub in Kroatien zum Albtraum. Am Ende ist das Quartett froh, überlebt zu haben.

Urlaub in Kroatien
u00a9 imago images/Pixsell

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Was für ein unfassbarer Albtraum im Urlaub in Kroatien! Was diese vier Männer in ihren Ferien erlebten, ist filmreif.

Kevin (38), Philipp (37), Johannes (56) und Enrico (32) aus Gollhofen (Bayern) machten an der Adria-Küste Urlaub in Kroatien, fuhren mit dem Motorboot raus. Auf der Insel Pag warnte bereits der Wirt in einem Restaurant das Quartett vor einem nächtlichen „Bora-Sturm“ – Kroatiens wildester Wind, mit Geschwindigkeiten von über 200 Stundenkilometern.

Die Deutschen sind laut „Bild“ am späten Abend aufgebrochen, die Rückfahrt sollte nur rund eine halbe Stunde dauern. Doch da nahm das Unglück seinen Lauf, der Motor des Boots fiel aus, sprang auch nicht wieder an! Gegenüber „Bild“ erzählt Kevin: „Dann brach wie aus dem Nichts der Sturm los, viel früher als vorhergesagt.“ Es sollte der Anfang eines Albtraums werden, der den vier Männern fast das Leben kostete.

Urlaub in Kroatien wird für deutsche Touristen zum Albtraum

Kevin setzte einen Notruf ab, doch konnte wegen der Lautstärke an Bord ihre Lage nicht erklären. Meterhohe Wellen brachten das Motorboot zum Schaukeln und Wanken, eine Welle schüttete es komplett voll mit Wasser. Johannes schaffte es gerade noch so, seinen Freunden eine Schwimmweste zuzuwerfen. Er und Enrico blieben auf dem Boot, während Kevin und Philipp ins Wasser sprangen. Philipp erzählt: „Es war bereits stockdunkel. Wir sahen in der Entfernung eine Laterne oder so was, versuchten darauf zuzuschwimmen.“

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Ganze fünf Stunden lang schwammen dann Kevin und Philipp in der stürmischen Adria. Die Bora, die wütete, war die stärkste, die jemals aufgezeichnet wurde – Windgeschwindigkeiten von bis zu 300 Stundenkilometern sorgten für die Hölle am Meer! Philipp weiter: „Der Sturm peitschte uns Wasser ins Gesicht, es tat weh wie Nadelstiche. Ich bekam Krämpfe, die Schwimmweste hatte die Haut wund gescheuert, das Salzwasser brannte höllisch.“

Handy mit kaum Akku war letzte Hoffnung

Er und Philipp kämpften sich vom Wasser an Land, strandeten an der unbewohnten Seite der Insel Pag. Eine raue Küste, die nur aus Felsklippen besteht. Johannes und Enrico dagegen verbrachten den Sturm auf dem vollgelaufenen Motorboot. Der Sturm trieb es gegen die Klippen, schlug gegen die Felsen und kippte um. Irgendwie schaffte es das Duo, im Dunkeln Halt an den Felsen zu finden. Drei Kilometer weit entfernt von Kevin und Philipp. Jetzt sollte die Tortur erst beginnen.

Urlaub in Kroatien
Urlaub in Kroatien: Die Insel Pag ist von einem Bora-Sturm erfasst worden. (Archivfoto) Foto: imago images/Pixsell

Schon das Laufen über den messerscharfen Felsen sorgte für Verletzungen. Die Männer zerschnitten und zerkratzten sich Arme, Beine, Hände und Füße. Dann fragte Philipp Kevin, ob er noch sein Handy hätte. Kevin: „Es hatte noch vier Prozent Akku. Es funktionierte aber, auch nach Stunden im Meer!“ Womöglich die Rettung, denn Kevin rief seine Frau Melanie zuhause in Bayern an. Er zu „Bild“: „Ich sagte: ‚Stell bitte keine Fragen. Orte mein Handy und hol alles an Hilfe, was geht.'“ Er hatte eine Ortungs-App auf dem Handy.

„Hatten uns zum Sterben hingelegt“

Doch bis die letztlich ankam, vergingen noch qualvolle Stunden. Die Sonne brannte, die Männer waren völlig erschöpft. Philipp: „Wir fingen an zu verdursten. Wir nahmen leere Muschelschalen, pinkelten hinein und tranken unseren Urin. Keine gute Idee, es schnürte den ausgedörrten Hals noch mehr zu.“ Er und Kevin gaben auf, die Felsklippen zu erklimmen, zu viel Kraft kostete das. Philipp weiter: „Wir hatten uns zum Sterben hingelegt, ich dachte an meine Familie. Plötzlich sah ich in den Felsen einen Kopf.“ Er blieb mit letzter Kraft in die Signal-Pfeife an der Rettungsweste, bis ein zweiter Kopf erschien: „Wir fingen an zu schreien!“

Der kroatische Bergrettungsdienst war angekommen, die Helfer hatten die Koordinaten der Ortung von Kevins Frau Melanie erhalten. Die Retter stützten Kevin und Philipp zwei Kilometer weit über die Felsen, ein Krankenwagen brachte sie in eine Klinik. Ihre Freunde Enrico und Johannes hatten es mindestens genauso schwer. Enrico war völlig entkräftet am Meer, Johannes zog alleine weiter, um Hilfe für seinen Freund zu holen. Nach Stunden hatte er ein einsames Ferienhaus erreicht, wo ein polnisches Paar wohnte. Der Mann fuhr Johannes sofort zur Polizei. Am späten Nachmittag wurde dann endlich auch Enrico gerettet.


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In der Klinik waren die vier Freunde wieder vereint, wurden mit Infusionen wieder fit gemacht. Schwer verletzt, aber doch am Leben kehrten sich nachhause zurück. Kevin: „Es fühlt sich alles unwirklich an. Die Ärzte sagen, ein Posttrauma kann noch kommen.“ Auch kroatische Medien berichten über den Fall, Einheimische nennen das Überleben der Deutschen „Wunder von Pag“.