Spektakulärer Fall von Betrug: Das Internet ist auch ein Ort, an dem Betrüger immer neue Tricks ausprobieren, um ahnungslose Opfer hereinzulegen. In den Monaten April bis August dieses Jahres warnte das Computer-Notfallteam der Sparkassen-Finanzgruppe vor zehn neuen, raffinierten Betrugsmaschen.
Doch trotz solcher Warnungen fallen immer wieder arglose Kunden auf die fiesen Tricks herein. Ein jüngstes Beispiel ist der Fall einer Sparkassen-Kundin aus München, der die schockierende Realität der Internetbetrügerei verdeutlicht.
Sparkasse: „Dachte, es kann nur ein echter Mitarbeiter sein“
Die häufigsten Methoden der Betrüger sind Telefonanrufe, Phishing-Mails und Banking-Trojaner. Dies musste auch Claudia P. aus München bitter erfahren, wie in einer Reportage von ARD „Plusminus“ enthüllt wurde. Am 27. Juni erhielt die Sparkassen-Kundin einen Anruf, der alles veränderte. Am anderen Ende der Leitung meldete sich ein Mann, der sich als Mitarbeiter ihrer eigenen Sparkasse ausgab. Es ist ratsam, bei verdächtigen Anrufen äußerste Vorsicht walten zu lassen. Doch in diesem Fall war die Situation verwirrender als gedacht.
Der Anrufer schien über erstaunliche Informationen zu verfügen, darunter die persönlichen Daten der Sparkassen-Kundin, wie Adresse und Geburtsdatum. „Und dann habe ich gedacht, das kann nur ein echter Mitarbeiter sein, weil wer soll sonst meine Kontonummer haben“, erklärte die verblüffte Kundin gegenüber der ARD.
Sparkasse: Betrüger nutzen Vorgehensweise von Banken
Der Betrüger gab vor, dass die Kundin dringend ihr Push-Tan-Verfahren überprüfen müsse, ein Sicherheitsprozess, der für Online-Zahlungen erforderlich ist. Er warnte, dass sie innerhalb von zwei Tagen nicht mehr online bezahlen könne, wenn sie seiner Aufforderung nicht nachkäme.
Immer wieder nutzen Betrüger die Tatsache aus, dass Banken ihre Kunden dazu auffordern, ihr Online-Banking in regelmäßigen Abständen zu überprüfen. Damit versuchen die Gauner dann, unrechtmäßig an Geld zu kommen.
Das war der Moment, in dem die Sparkassen-Kundin den Fehler beging, der sie teuer zu stehen kommen sollte. Der falsche Bankmitarbeiter versprach, ihr sofort zu helfen, indem er ihr eine SMS schickte. Noch während des Telefonats erhielt die Kundin eine SMS von ihrer Sparkasse auf ihrem Handy – es sah aus wie eine echte Nachricht. Doch in Wirklichkeit handelte es sich um eine raffinierte Phishing-Nachricht. Bald darauf folgte eine täuschend echte E-Mail in ihrem Postfach. Der Link in der SMS führte sie zu einer Website, die von der originalen Sparkassen-Website kaum zu unterscheiden war.
Sparkasse: „Finde es unglaublich“
Kurz nachdem die Sparkassen-Kundin den Link in der SMS öffnete, erlebte sie einen Schock, als die Betrüger innerhalb kürzester Zeit mehrere tausend Euro von ihrem Konto abzogen. Die Frau verlor insgesamt 4.600 Euro. Als sie den Schwindel bemerkte, eilte sie sofort zur örtlichen Sparkassen-Filiale. Dort gelang es immerhin, zwei Buchungen rückgängig zu machen. Trotzdem blieb die Frau auf einem Schaden von über 2.000 Euro sitzen. „Ich habe aus meiner Sicht überhaupt nichts Unrechtes getan und daher finde ich es auch unglaublich, dass die Bank jetzt mir sagt, ich bin eigentlich selbst schuld“, betonte die Münchnerin.
Die Europäische Bankenaufsicht schätzt, dass zwei Drittel der Kunden in der EU, die Opfer von Betrugsversuchen werden, die finanziellen Verluste selbst tragen müssen. Obwohl die EU bereits Maßnahmen ergriffen hat, um Banken stärker in die Pflicht zu nehmen, bleibt die Beweislast oft bei den Verbrauchern.
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Das Bundesministerium für Finanzen erklärt jedoch, dass Kunden ihre Unschuld glaubhaft darlegen können, wenn sie den Zahlungsvorgang nicht autorisiert haben. Dennoch ist die Realität, dass Betrug im Internet weiterhin eine Gefahr ist. In einer Welt, in der Betrüger immer raffinierter werden, ist Vorsicht die oberste Devise.