Im Frühjahr dieses Jahres sorgten teils heftige Preise für massive finanzielle Belastungen der Kunden in Supermärkten und Discountern. Nicht nur Nudeln, Mehl und Butter entwickelten sich zeitweise fast schon zu Luxusgütern. Der Mix aus Energiekrise und Inflation ließ bei Lidl, Kaufland & Co. die Preise für Gemüse in nicht gekannte Höhen schießen.
Konkret kostete zum Beispiel eine Gurke regelmäßig ca. zwei Euro, punktuell sogar mehr als drei Euro. Im März sorgte ein TikTok-Video für Wirbel, denn eine Edeka-Filiale in Hamburg forderte für eine einzige Gurke stolze 3,29 Euro (hier mehr dazu). Ein Edeka-Markt in NRW ging sogar so weit, die Gurken scheibchenweise zu verkaufen (wir berichteten).
Lidl, Kaufland & Co.: Bis zu 1,59 Euro für eine Gurke
Dann kam das große Aufatmen. Im Sommer entspannte sich die Lage. Zeitweise fielen die Gurkenpreise bei Lidl, Kaufland & Co. auf 30 Cent pro Stück – vereinzelt sogar noch darunter. Doch damit ist jetzt Schluss. Es kommt plötzlich erneut zu einem deutlichen Anstieg, den die Kunden sofort im Portemonnaie spüren. Bei Kaufland (Filiale in NRW) kostet eine Gurke in diesen Tagen sage und schreibe 1,59 Euro. Lidl verlangt immerhin stolze 1,39 Uhr für das beliebte Gemüse.
+++ Kaufland, Lidl und Co.: Ausgetrickst! Diesen Fehler begehen die meisten Kunden +++
Wohl dem, der die Lidl-plus-App nutzt. Diese Kunden hatten in der vergangenen Woche das Glück, „nur“ 89 Cent pro Gurke zahlen zu müssen – was aber immer noch das Dreifache der Tiefstpreise aus dem Sommer war.
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Doch warum explodieren bei Kaufland, Lidl & Co. jetzt plötzlich wieder die Gemüsepreise? Diese Redaktion hat bei den Unternehmen, die beide zur Schwarz-Gruppe gehören, nachgehakt – doch die Antworten fielen knapp aus. Eine Kaufland-Sprecherin antwortete: „Allein in diesem Jahr hat Kaufland über 2.300 Artikel dauerhaft im Preis gesenkt. Die Grundlage für diese Preissenkung waren gesunkene Rohstoffpreise.“ Weitere Auskünfte zur Preisgestaltung gebe man nicht.
Ähnlich klingt die Stellungnahme von Lidl. „Entspannungen auf vereinzelten Rohstoffmärkten geben wir – wann immer möglich – als Preisvorteil direkt an unsere Kunden weiter“, erklärt eine Sprecherin. Das habe man zuletzt zum Beispiel bei Mehl und Tomatenprodukten getan. Hintergründe oder aber konkrete Informationen zu Gurken nennt Lidl nicht.
Nun könnte man aus beiden Antworten herauslesen, dass sich die Rohstoffpreise bei Gurken einfach nicht so erfreulich entwickelt haben wie bei anderen Produkten. Doch das Thema ist etwas komplexer. Das erfuhr diese Redaktion auf Nachfrage beim Deutschen Bauernverband. „Der Preis bildet sich am Markt, egal bei welchem Produkt, grundsätzlich durch Angebot und Nachfrage“, erklärt Pressesprecher Axel Finkenwirth.
Hohe Kosten für Gas, Strom, Transport
Was Gurken betrifft, ist die Nachfrage der Kunden kontinuierlich hoch – das Angebot aktuell aber nicht. Finkenwirth: „Niederländische, belgische und heimische Gurken verlieren derzeit deutlich an Bedeutung in der inländischen Vermarktung, da die Saison in diesen Regionen zu Ende geht. Im Lebensmitteleinzelhandel ist teilweise keine Ware aus diesen Ländern mehr erhältlich.“
Hinzu kommt, dass vor der Energiekrise auch die Gurken-Erträge aus niederländischen Gewächshäusern höher waren. Doch weil Gas und Strom zum Beheizen und Beleuchten sehr teuer geworden sind, verkürzen manche Erzeuger die Saison oder schalten nachts das Licht aus – was das Wachstum bremst.
Spanien kann Gurken-Lücke nicht füllen
Wenn es also keine oder kaum noch Gurken aus Deutschland und den Nachbarländern mehr gibt – woher dann? Auch darauf hat der Sprecher des Bauernverbandes eine Antwort: „Spanische Ware ist in die Angebotslücke gesprungen, konnte aber die entstandene Lücke nicht füllen. Dies führte zu einem Preissprung bei Gurken von bis zu 100 Prozent in kürzester Zeit.“
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Im Klartext: Es besteht ein Gurken-Mangel. Und immer dann, wenn eine Ware knapp ist, wird sie auch teurer. Hinzu kommt, dass Gurken aus Spanien mit hohen Erzeugungs- und Transportkosten einhergehen, bevor sie in Deutschland bei Lidl, Kaufland & Co. im Gemüseregal landen. Und dann ist da noch die Witterung. Der Winter 2022/23 fiel in Spanien vergleichsweise hart aus, was den Bauern zu schaffen machte. Gurken-Fans sollten also die Daumen drücken, dass der kommende Winter milder wird.