Es ist bereits die dritte Nacht, nachdem ein Beamter am Dienstag (27. Juni) einen 17-Jährigen erschossen hatte, der daraufhin verstarb. Noch immer kommt Frankreich nicht zur Ruhe. In der Nacht auf Freitag (30. Juni) hat es erneut Krawalle gegeben.
Randalierer lieferten sich gewaltsame Auseinandersetzungen mit der Polizei. Die musste mit einem Großaufgebot dagegenhalten, um weitere Eskalationen zu verhindern. SEK, Hubschrauber und 40.000 Polizisten waren im Einsatz. Es gab etliche Festnahmen in Frankreich, davon die meisten rund um Paris.
Frankreich: Ausschreitung nach Schuss auf 17-Jährigen
In Paris und anderen Städten musste die Polizei in der Nacht erneut ausrücken. Laut „Le Parisien“ und TV-Sender BFMTV wurden dabei auch Spezialkräfte und Hubschrauber eingesetzt. Aus dem Umfeld von Innenminister Gérald Darmanin hieß es später, es habe über 420 Festnahmen gegeben, davon allein gut 240 im Pariser Großraum.
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Am Donnerstagabend wurde eine Bankfiliale in Nanterre entzündet. Dort war der 17-Jährige am Dienstag getötet worden. Die Flammen schlugen auch auf die Wohnung über der Bank über, doch konnte die Feuerwehr Schlimmeres verhindern.
Auch beim anschließenden Trauermarsch für den Toten mit etwa 6.000 Teilnehmern kam es erneut zu Ausschreitungen. Aus der Reihe der Protestierenden flogen plötzlich Molotowcocktails in Richtung der Beamten.
Auch in Marseille gerieten Hunderte Menschen mit der Polizei aneinander. Geschäfte wurden geplündert. Gleiches Bild in Lille, Lyon und in Bordeaux. In Grenoble trafen Feuerwerkskörper einen Bus. Und selbst in Brüssel (Belgien) lieferten sich Jugendliche eine Art Katz-und-Maus-Spiel mit den Ordnungskräften, wobei es zu mehreren Bränden kam.
Das war geschehen
Am Dienstagmorgen hatte eine Motorradstreife den 17-Jährigen in Nanterre angehalten. Der Jugendliche war kurz unvermittelt angefahren, da fiel der Schuss. Ein Polizist hatte mit seiner Dienstwaffe auf ihn gefeuert – der Jugendliche starb. Ein Ermittlungsverfahren wegen Totschlags wurde eingeleitet, der Polizist sitzt in Untersuchungshaft. Das vorläufige Urteil der Staatsanwaltschaft: Der Einsatz der Waffe war nicht gerechtfertigt.
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Der Anwalt des Beschuldigten sagte zum Sender BFMTV, sein Mandant würde die Tat bitter bereuen: „Er ist am Boden zerstört. Er wollte nicht töten.“ Zudem habe er sich bereits mehrfach bei der Familie des Toten entschuldigt. Dessen Mutter stellte nun gegenüber dem Fernsehsender France 5 klar: „Ich bin nicht auf die Polizei sauer, ich bin auf eine Person sauer: denjenigen, der meinem Sohn das Leben genommen hat“. (mit dpa)