Veröffentlicht inVermischtes

Fleisch vom Kohlegrill schmeckt besser? Zehn große Grill-Irrtümer

Fleisch vom Kohlegrill schmeckt besser? Zehn Grill-Irrtümer

grillen 2 thinkstock.JPG
Foto: Thinkstock
Für viele gibt’s nichts besseres als Fleisch oder Fisch vom Grill. Schmecken die Speisen vom Kohlegrill besser? Verfeinert Ablöschen mit Bier das Aroma? Und ist es giftig, über Kohle zu grillen, die noch nicht weiß ist? Wir räumen zehn große Grill-Irrtümer aus.

Essen. 

Fleisch und Feuer: Viel ursprünglicher kann’s nicht werden. Wahrscheinlich hat Grillen deshalb einen so hohen Stellenwert, wenn’s um die Zubereitung von Essen geht. Selbstverständlich kann man auch sehr gut Fisch, Gemüse und sogar Obst Grillen. Doch obwohl so viele Menschen so gern grillen, halten sich einige Irrtümer über diese Speisenzubereitung hartnäckig.

  • Fleisch, das über Holzkohle gegrillt wurde, schmeckt besser.
    Irrtum, sagt Axel Kähne, der mit Grillen seinen Lebensunterhalt bestreitet. Der 35-Jährige aus Wetter, der Deutscher Amateur-Grill-Vizemeister war und bei den Barbeque-Weltmeisterschaften auch schon mal Platz fünf belegt hat, erklärt: „Wenn die Kohle richtig durchglüht und die richtige Temperatur hat, sollte sie geruchsneutral sein.“ Deshalb sollte über Kohle gegrilltes Fleisch nicht anders schmecken als etwa auf einem Gasgrill Gegartes.
  • Fleisch, das mit Bier abgelöscht wurde, schmeckt besser.
    Keineswegs, sagt Kähne: Wenn Bier über Fleisch gegossen wird und auf die heißen Kohlen tropft, entstehen durch die rasante Erhitzung kleine Explosionen. Damit wird Asche aufgewirbelt und kann sich ans Fleisch setzen – ein Geschmackserlebnis, das es zu vermeiden gilt! Wird Bier bei einem Gasgrill benutzt, kann eigentlich nichts passieren – aber eben auch keine Geschmacksverbesserung. „Der Griller riecht das verdampfende Bier“, erklärt Kähne, Fleisch werde damit allerdings nicht aromatisiert. Der Grill-Meister bringt es gerne so auf den Punkt: „Bier gehört in den Hals und nicht aufs Grillgut.“
  • Fleischscheiben sollten dünn sein, damit sie richtig gegart werden.
    „Völlig falsch“, erklärt Kähne, „richtig ist: Je dicker das Stück Fleisch ist, desto überlegter muss man grillen.“ Zum Beispiel ein dickes Steak: Das soll direkt über der Hitze erst schnell von beiden Seiten gegrillt werden, damit es eine Kruste bekommt, und dann sanft weitergegart werden – eher am Rand des Grills, nicht über der direkten Hitze.
Kann man eigentlich alles grillen? 
Man kann alles grillen.
Stimmt fast. „Man kann alles grillen, was nicht durchs Rost fällt“, sagt Kähne mit einem Grinsen, „aber ob man alles grillen sollte, ist eine andere Frage.“ Die man sich zum Beispiel bei Bockwurst laut stellen muss: Wenn die zu hoch erhitzt wird, können gesundheitsschädliche Stoffe entstehen. Ebenso wenn Fett in die Glut tropft, das sollten Griller vermeiden: Dabei können ungesunde Acrylamide entstehen. Das ungewöhnlichste, was Kähne grillt, ist Vanilleeis: Das wird in Kugeln extra tiefgefroren und dann in einem Mantel aus Eischnee auf einer Eiswaffel gegrillt. Nicht direkt über der Hitze, versteht sich.
  • Gegrilltes vom Elektrogrill ist gesünder.
    Ein klares „nein“, sagt Grill-Profi Kähne. Bis vor einigen Jahren sei es sogar so gewesen, dass Elektrogrills nicht die Hitze entwickeln konnten wie Kohle- und Gasgrills, was elektrisch Gegrilltes eher weniger gesund macht – entweder außen verkohlt und innen gar oder außen lecker und innen nicht durch. Das Problem bestehe bei neuen Elektrogrills nicht mehr, aber damit seien die Speisen nicht gesünder oder weniger gesund als die auf anderen Grills zubereiteten.
  • Wer mit dem Elektrogrill grillt, grillt gar nicht richtig.
    Quatsch. Seit Elektrogrills die gleiche Temperatur erreichen können wie andere Grills, gebe es keinen Unterschied, sagt Kähne: Der Vorgang sei der gleiche, egal ob Kohle, Gas oder Strom.
  • So baut man ungefährliche Anzünder 
    • Wenn die Kohle nicht heiß wird, kann man mit Brennspiritus nachhelfen.
      Auf keinen Fall!, warnt der Grill-Profi: „Es kann zu schweren Verbrennungen kommen.“ Wer zu chemischen Hilfen greifen wolle, sei mit einer Sicherheitsbrennpaste besser bedient. Zeitungspapier oder Eierkartons helfen entfachen, er selbst arbeite manchmal mit Anzündkaminen, die es während der Grillsaison auch beim Discounter gebe. Und Axel Kähne hat noch eine Tipp: Eine Flasche mit Zeitungspapier umwickeln, sie in den Grill stellen und dann die Kohle einfüllen. Wenn man anschließend die Flasche herauszieht und das stehenbleibende Papier mit einem Stabfeuerzeug anzünde, entstehe ebenfalls eine Art Kamin.
    • Wenn die Kohle noch nicht weiß geworden ist, ist es giftig, darauf zu grillen.
      Giftig ist vielleicht ein zu starkes Wort, meint Kähne, aber falsch ist es schon: Erst wenn sich die helle Ascheschicht auf der Kohle gebildet hat, hat sie die richtige Temperatur zum Grillen. Und wenn chemische Anzündhilfen benutzt worden sind, sind dann möglicherweise auch noch nicht alle Rückstände verbrannt.
    Vermieter darf Grillen verbieten – und Holzkohle auf dem Balkon ist tabu 
    • In gewissen Abständen muss der Vermieter Grillen auf dem Balkon erlauben.
      Irrtum: Vermieter dürfen im Mietvertrag ein Grillverbot auf Balkonen verhängen und zwar unabhängig davon, welche Sorte Grill der Mieter benutzt. Hält sich der Mieter nicht an diese Vereinbarung, droht ihm eine Unterlassungsklage oder im schlimmsten Fall die Kündigung. Das geht aus einer Entscheidung des Landgerichts Essen hervor (Aktenzeichen: 10 S 438/01).
    • Wenn Grillen auf dem Balkon erlaubt ist, kann jeder Grill benutzt werden.
      Das sieht das Landgericht Düsseldorf anders. Wenn Grillen auf dem Balkon nicht im Mietvertrag geregelt ist, darf nach einem Düsseldorfer Urteil dennoch nicht mit Holzkohle gegrillt werden (Aktenzeichen: 25 T 435/90). Außerdem sollte der Grill mit so großem Abstand wie möglich zur Nachbarwohnung aufgestellt werden, damit der Qualm dort nicht hineinziehen kann, entschied das Landgericht München I (Aktenzeichen: 15 S 22735/03).