Nanu – was ist denn hier plötzlich los?
Da will man ganz normal seinen Wocheneinkauf bei Edeka erledigen – und plötzlich ertönt eine Durchsage, die Lichter gehen aus und es wird plötzlich totenstill im Supermarkt.
Der ein oder andere ahnungslose Kunde dürfte davon mehr als nur überrascht sein. Was steckt dahinter? Ein technischer Defekt? Keinesfalls. Was hier geschieht, ist kein Einzelfall – und es hat einen ernsten Hintergrund.
Edeka: Plötzlich geht das Licht aus
Es sind Szenen aus einem Edeka in Konstanz, die in der SWR-Landesschau Baden-Württemberg gezeigt werden. Ein Mitarbeiter schnappt sich ein Mikrofon und schickt folgende Durchsage durch die Filiale: „Sehr geehrte Kundschaft. Wir möchten Sie darauf aufmerksam machen, dass um 15 Uhr unsere Stille Stunde beginnt.“ Stille Stunde? Was ist das?
Was dann um 15 Uhr passiert, sieht erst einmal aus wie in einem Horrorfilm. Ein Großteil der Beleuchtung im Laden wird ausgeschaltet, kaum ein Muks ist mehr zu hören. „Zuerst haben wir an einen Stromausfall gedacht“, berichtet eine nichtsahnende Kundin dem SWR. „Wir erleben das zum ersten Mal.“ Aber das ist tatsächlich alles so gewollt – und zwar aus einem guten Grund.
Das steckt hinter der „Stillen Stunde“
Denn die „Stille Stunde“ ist eine Sonderaktion, die Menschen mit Autismus ein entspannteres Einkaufen ermöglichen soll. Grelle Lichter, laute Geräusche, ständige Reizüberflutung durch Musik, Durchsagen und mehr – all das kann Autisten schnell extrem überfordern. Daher haben sich mehrere Supermärkte in Deutschland entschlossen, eine „Stille Stunde“ einzuführen. Die Grundidee hinter der Aktion stammt dabei eigentlich aus Neuseeland.
>> HIER kannst du dir den Beitrag des SWR ansehen <<
In der Konstanzer Edeka-Filiale dauert die „Stille Stunde“ sogar zwei Stunden. Einmal pro Woche werde hier für einen bestimmten Zeitraum das Licht gedimmt, die Piepser an der Kasse leiser gedreht und Musik und Durchsagen komplett ausgeschaltet.
So reagieren die Kunden
Für Menschen mit Autismus ein Segen – wie etwa für Jason, der mit seiner Mutter extra für die „Stille Stunde“ aus dem rund 30 Kilometer entfernten Singen nach Konstanz gefahren ist. Auch wenn die Aktion ihm einiges erleichtert, ist er beim Einkauf im Edeka noch immer nicht komplett stressfrei. „Vielleicht wäre es auch noch möglich, die Wagen leiser zu machen“, so der Jugendliche, „weil die klappern schon echt laut.“
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Doch wie reagieren andere Kunden, die nicht unter Autismus leiden, auf die „Stille Stunde“? Das Feedback in Konstanz ist zumindest durchweg positiv. „Es ist einfach gut, so eine ruhige Stunde in der Woche zu haben, bei der man sich ein bisschen entspannen kann“, meint beispielsweise eine junge Frau in dem SWR-Beitrag.
Noch gibt es das Konzept der „Stillen Stunde“ nicht flächendeckend – doch mehr und mehr Supermärkte schließen sich an. Wie beispielsweise ein Rewe in Offenbach (>> hier mehr dazu).