Höhere Gebühren und Minuszinsen – diese beiden Wörter schwingen wie ein Damoklesschwert über den Bankkunden.
Helmut Schleweis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, stimmt Kunden der Sparkasse und anderer Geldhäuser schon einmal auf noch höhere Kosten ein.
Sparkasse: Chef warnt Kunden vor höheren Gebühren und Minuszinsen vor
„Die Europäische Zentralbank setzt die bisherigen wirtschaftlichen Spielregeln außer Kraft. Wir haben schon lange darauf hingewiesen, dass die Auswirkungen eines Tages die breite Bevölkerung erreichen werden“, warnt Schleweis in einem Interview mit dem „Handelsblatt“.
Die Lösung liege für Schleweis nicht darin, dass der Staat die Preise festsetzt. Das passe nicht zur Wirtschafts- und Rechtsordnung, findet Schleweis.
Schleweis vertritt rund 380 deutsche Sparkassen. Als Sparkassen-Chef hatte er zuletzt die Europäische Zentralbank heftig kritisiert.
„Eine Notenbank muss unabhängig sein – Punkt. Das kann sich aber immer nur auf das Mandat zur Geldwertstabilität beziehen. Eine unabhängige Notenbank darf deshalb nicht Staatsfinanzierung betreiben, wesentlich in Kapitalmärkte eingreifen und wirtschaftliche Strukturen gänzlich verändern“, so Schleweis.
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Mit Blick auf mögliche Negativzinsen für Privatkunden der Sparkasse sagt Schleweis dem „Handelsblatt“: „Man muss ehrlich sagen: Vieles ist rechtlich nicht abschließend geklärt. Aber eines wird man nicht wegdiskutieren können: Wenn es langfristig Geld kostet, Einlagen anzunehmen, und wenn man gleichzeitig Kreditnehmern Zinsen mitgeben muss, wird das irgendjemand bezahlen müssen. Vor diesen grundlegenden wirtschaftlichen Zusammenhängen kann man sich nicht mit rechtlichen Erwägungen verstecken.“
EZB-Politik „muss jemand bezahlen“
Eine andere Alternative sind höhere Kontogebühren. Diese sind im Vergleich zu anderen europäischen Ländern in Deutschland noch immer günstig. Müssen sich Sparkassen-Kunden in Zukunft auf höhere Gebühren einstellen? „Das entscheidet jede Sparkasse selbst. Man wird sich aber vor einer grundlegenden Erkenntnis nicht verschließen können: Die Politik der EZB verursacht immense betriebswirtschaftliche und volkswirtschaftliche Kosten. Das muss jemand bezahlen.“ Die Möglichkeiten der Sparkassen, das abzupuffern, seien endlich, betont Schleweis. (ms)