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Sicherheitsexperte: So breitet sich ein Brand im Bus aus

Sicherheitsexperte: So breitet sich ein Brand im Bus aus

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Merkel drückt Angehörigen der Opfer des Busunfalls ihr Mitgefühl aus

Sicherheitsexperte: So breitet sich ein Brand im Bus aus

Merkel drückt Angehörigen der Opfer des Busunfalls ihr Mitgefühl aus

Nach dem schweren Busunfall auf der Autobahn 9 in Bayern gehen die Ermittler von mehreren Toten aus.

18 Menschen sterben in einem Reisebus, der binnen Minuten komplett in Flammen stand. Wie kann sich ein Feuer so schnell ausbreiten?

Köln/Münchberg. 

Trotz feuerhemmender Materialien kann sich nach Darstellung eines Experten ein Brand in einem Bus schnell ausbreiten. Bei dem verheerenden Feuer nach dem Auffahrunfall auf der A9 hatte der Reisebus beim Eintreffen der Feuerwehr zehn Minuten nach Alarmierung bereits im Vollbrand gestanden.

Johannes Hübner, Sicherheitsfachmann beim RDA Internationalen Bustouristik Verband, erklärte, dass im Armaturenbrett eines Busses die Elektrik des Fahrzeugs zusammengefasst sei. Dort könnte es zu einem Kurzschluss gekommen sein. Dem Brand war laut Verkehrsminister Joachim Herrmann (CSU) ein eher leichter Auffahrunfall vorausgegangen.

Auch wenn die Materialien in einem Bus feuerhemmend seien, breite sich der Brand schnell aus, wenn er nicht sofort gelöscht werde. „Die Beeinträchtigung ist nämlich vor allem der Rauch, der in den Innenraum dringt“, sagte Hübner. Dabei können auch brennbare Gase aufsteigen, es kann zu einer Durchzündung kommen.

Automatische Löscheinrichtung wenig wirksam?

Wenn der Fahrer nicht mehr in der Lage war, die hintere Tür zu öffnen, könne das einer der Gäste gemacht haben. Meist würden aber Fenster eingeschlagen. Rauch kann dann noch schneller durch den Bus ziehen. „Mit anderen Worten: Die Situation ist sehr schnell außer Kontrolle“, sagte der Sicherheitsbeauftragte.

Auch eine automatische Löscheinrichtung hätte nach seiner Sicht die Katastrophe kaum verhindern können. „Selbst eine moderne Löscheinrichtung im Bus löscht im Motorraum, im Zweifelsfall auch noch im Gepäckraum und auch noch in der Bustoilette, darf aber nicht im Innenraum löschen“, so Hübner. Die chemischen Löschmittel könnten Passagiere sonst beeinträchtigen.

Deutsche Busunternehmen „vorbildlich“

Generell seien die deutschen Busunternehmen vorbildlich bei der Einhaltung europaweit einheitlicher Sicherheitsstandards. Zwar seien Abstandswarner und Notbremsassistenten noch nicht in Serie eingebaut. Aber Busse müssten alle sechs Monate zu einer Zwischenuntersuchung und jährlich zum TÜV.

Busfahrer könnten wegen auch technischer Kontrollsysteme keine Lenk- und Ruhezeiten mehr überschreiten. Zudem gebe es ein von der EU vorgeschriebenes Nachschulungsprogramm, wobei Fahrer alle fünf Jahre den Führerschein aktualisieren lassen müssen. (dpa)