Veröffentlicht inPromi-TV

Team Wallraff (RTL) nimmt Ryanair unter die Lupe und deckt schlimme Zustände auf

Team Wallraff (RTL) nimmt Ryanair unter die Lupe und deckt schlimme Zustände auf

Team Wallraff.jpg
Team Wallraff: Laut einer Reporterin achtet Ryanair bei der Flugbegleiter-Schulung besonders auf eine Sache. (Symbolbild) Foto: dpa

Als Billigfluggesellschaft bietet Ryanair Flüge zu günstigen Preisen an. Die Passagiere kommen im Normalfall auch an ihrem Zielort an. Doch was ist, wenn ein Notfall eintritt?

Team Wallraff hat in einem Undercover-Test aufgedeckt, wie ein Ausbildung bei einer Leiharbeitsfirma (Crewlink) aussieht, bei der sich die irische Fluggesellschaft bedient. Dafür machte eine RTL-Reporterin vom Team Wallraff die Schulung mit.

Team Wallraff: Schulung mit klarem Ziel bei Ryanair

Dabei kam heraus: Schon nach sechs Wochen werden die Flugbegleiter bei Ryanair im Regelbetrieb eingesetzt. Während dieser Zeit geht es darum, auf alle Situationen vorbereitet zu werden, die am Flughafen und während des Flugbetriebs passieren können. Bei der Lufthansa dauert die Schulung doppelt so lange.

Besonderen Wert wird dabei auf das Verkaufstraining gelegt. Die angehenden Flugbegleiter werden eine Woche in dem Bereich geschult, um den Passagieren später möglichst viel zu verkaufen. Die Strategie zielt damit auf zusätzliche Einnahmen während des Fluges ab.

Damit die Flugbegleiter tatsächlich möglichst viel Geld durch Verkäufe einnehmen, würden die Mitarbeiter einen Bonus von zehn Prozent für Verkäufe bekommen. Während der Schulung droht die Ausbilderin den angehenden Flugbegleitern sogar: „Wenn du keine 50 Euro einnimmst, dann musst du dich erklären.“

————————-

Mehr Themen:

„The Voice of Germany“: Coaches mit heftiger Entscheidung, dann schreitet ein Backstage-Mitarbeiter ein – „Nein!“

Primark: Bericht enthüllt, wie der Moderiese Kleidung so unfassbar billig anbieten kann

Hund: Besitzer tun Dackel Unfassbares an – als die Polizei kommt, reagieren sie dreist

„Fernsehgarten“: Kiwi kann sich Kommentar zu Greta Thunberg nicht verkneifen

————————-

Erste-Hilfe-Kurs gerät zur Nebensache

Sicherheitsmaßnahmen, wie der Erste-Hilfe-Kurs, würden dagegen in eineinhalb Tagen geschult – also genau der Dauer, die die Flugbehörde vorschreibt.

Den zukünftigen Flugbegleitern würden die Erste-Hilfe-Vorkehrungen in einer Powerpoint-Präsentation vermittelt. Danach folge eine Abfrage mit einer praktischen Übung aus einer Herzrythmus-Massage.

Der unabhängige Luftfahrt- und Sicherheitsexperte, Thomas Friesacher, beurteilt die Schulung als „Pflichtveranstaltung, damit die rechtlichen Vorgaben für die Qualifikation erfüllt sind. […] Als maßgeblich erfüllende Ausbildung würde ich das nicht ansehen.“

Keine Zeit für umfangreiche Praxisübungen

In einem Handbuch von Ryanair werden sieben verschiedene Notlandungsszenarien beschrieben. Laut der Team Wallraff-Reporterin würden die angehenden Flugbegleiter in Gruppen aufgeteilt werden, sodass jede Gruppe nur eine mögliche Notlandungsvariante trainiert; und das nicht mehr als einmal. Eine Nachbesprechung, um das Verhalten zu Reflektieren, finde nicht statt.

Die Leiharbeitsfirma Crewlink, bei der die Flugbegleiter von Ryanair nach der Schulung unter Vertrag stehen, gibt auf Nachfrage von Team Wallraff indes an: „Alle unsere Kabinenpersonalschulungen sind von der irischen Luftfahrtbehörde gemäß den EASA-Bestimmungen genehmigt.“

————————-

Das ist Ryanair:

  • 1985 Gründung in Dublin
  • Über 2.400 Flüge täglich
  • An 39 Länder angebunden
  • 17.500 Mitarbeiter
  • 7,6 Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2019
  • ————————-

Ryanair spart offenbar durch miese Arbeitsbedingungen

Weiterhin scheint die Billigairline auch durch die schlechten Arbeitsbedingungen ihrer Mitarbeiter Geld zu sparen. Die Undercover-Reporterin habe nach ihrer Ausbildung einen Arbeitsvertrag ohne Kündigungsfrist und mit lediglich 18 Urlaubstagen pro Jahr erhalten. Das ist fast eine Woche weniger Urlaubsanspruch, als das deutsche Recht es vorschreibt.

Statt dem ihr zustehenden Gehalt habe die Reporterin nach ihrer Arbeit bloß gut 100 Euro bekommen. Ryanair habe das mit einer Steuernachzahlung erklärt, wobei die Reporterin ja gar nicht bei der Fluggesellschaft selber angestellt gewesen sei. Crewlink habe diesbezüglich RTL gegenüber gesagt: „Crewlink hält sich voll und ganz an das deutsche Arbeitsrecht.“ (nk)