Es war eine Katastrophe mit Ansage. Schon kurz nachdem RTL ZWEI am Dienstagmittag (14. März) bekanntgab, dass man an einer Doku mit Michael Wendler und Laura Müller arbeite, formierte sich die Hass-Lawine. Wie kann man einem Mann wie Michael Wendler überhaupt noch eine Plattform bieten? Einem Mann, der in den vergangenen Jahren so viel Unaussprechliches zu Social Media gebracht hatte, dass sein Name eigentlich für immer verbrannt sein müsste …
RTL ZWEI wollte sich aus der Bredouille ziehen – mit den Worten: „RTL ZWEI lehnt jede Form von Extremismus ab und gibt entsprechenden Agenden und Positionen keine Plattform. Das Familienleben von Michael Wendler und Laura Müller ist das zentrale Thema des Formats. Wir begleiten die werdenden Eltern auf ihrem gemeinsamen Weg bis zur Geburt ihres Kindes.“ Doch es war vergeblich.
RTL ZWEI kippt Wendler-Doku
Am Mittwoch schien der Druck dann zu groß geworden zu sein. Der Sender bestätigte den vorzeitigen Abbruch des Projektes: „Wir haben die Vehemenz der Reaktionen wahrgenommen und nehmen die Stimmen unseres Publikums ernst. Wir bitten um Entschuldigung, sollten wir hier Gefühle verletzt haben. RTLZWEI hat sich immer von Extremismus aller Art distanziert und steht für Weltoffenheit und Toleranz. Es ist uns wichtig, auch nur den Anschein zu vermeiden, dass der Sender hier zu Abstrichen bereit ist. Deshalb werden wir das Projekt mit Michael Wendler nicht weiterverfolgen.“
Es ist ein Armutszeugnis für den Sender, dass ihm dies nicht schon im Vorhinein klar war. Jeder deutsche Sender hatte sich von Michael Wendler distanziert. RTL hatte sogar noch am Dienstag betont, dass keine Minute der Doku auf dem Streamingdienst RTL Plus zu finden sein werde. Was die Verantwortlichen bei RTL ZWEI sich dabei gedacht haben, das Projekt trotzdem an den Start zu bringen, bleibt wohl auf immer ihr Geheimnis.
Medienexperte ordnet die Causa Wendler ein
Für den Medienpsychologen Jo Groebel ist die Entscheidung des Senders, die Pläne zu kippen, sehr nachvollziehbar. Einer Figur wie dem Wendler, mit solch politisch-problematischen Ansichten eine Plattform bieten zu wollen, könne man auch nicht mit „Polarisierung kommt immer gut“ erklären, so Groebel. „Im politischen Bereich gibt es keinen geschmacklichen Spielraum“, erklärt der Medienexperte weiter.
Dass RTL ZWEI diese Pläne überhaupt in die Tat umsetzen wollte, wundert Groebel. „Möglicherweise ist man sich bei RTL ZWEI nicht im Klaren gewesen, wie brisant so etwas in der öffentlichen Wirkung ist, anders kann ich mir das nicht erklären.“
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Und ja, vermutlich hätte die Show finanziell funktioniert, vermutlich wären die Einschaltquoten stark gewesen, doch das Geschäft rechtfertigt nicht alles, weiß auch Jo Groebel: „’There is no such thing as bad PR‘ ist ein bekannter Spruch in der Unterhaltungs-Branche, zu Deutsch: Es gibt keine schlechte PR. Aber es gibt sehr wohl auch schlechte Öffentlichkeitswirkung und Öffentlichkeitsarbeit und solche politisch brisanten Geschichten gehören dazu. Das ist nämlich schlechte PR.“