Der Streit über das Regenbogen-Stadion zum Länderspiel Deutschland gegen Ungarn am Mittwochabend in München sorgt bei Markus Lanz (ZDF) für eine energische Diskussion.
Fußball-Experte Lucas Vogelsang greift in der ZDF-Talkshow von Markus Lanz den Münchner Stadtrat scharf an.
Markus Lanz (ZDF): Experte greift Münchner Stadtrat scharf an – „Eigentor“
Podcaster und Autor Lucas Vogelsang macht bei Markus Lanz den Lokalpolitikern in München rund um Oberbürgermeister Dieter Reiter schwere Vorwürfe.
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Die Gäste bei Markus Lanz am 22. Juni:
- Lucas Vogelsang: Sportjournalist
- Robin Alexander: Stellvertretender Chefredakteur der „Welt“
- Tobias Hans: CDU-Ministerpräsident des Saarlandes
- Christina Berndt: Wissenschaftsredakteurin der „Süddeutschen Zeitung“
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Zwar sei es ein gutes Anliegen, sich mit der LGBTQ-Community solidarisieren zu wollen, weil Ungarn durch ein neues Gesetz Homosexuelle weiter diskriminiert und insbesondere die Sexualaufklärung von Jugendlichen behindern will. Doch die Umsetzung sei „leider ein Eigentor“ gewesen.
Fußball-Experte bei Markus Lanz (ZDF): „Uefa hatte leider viele Argumente auf ihrer Seite“
Vogelsang bemängelt, dass man ausgerechnet nur zum Ungarn-Spiel die Allianz-Arena in den Regenbogen-Farben erstrahlen lassen wollte, obwohl das im Pride-Monat Juni an allen Vorrunden-Spielen in München sinnvoller gewesen wäre. Damit hätte sich München „einen großen Gefallen getan“. Manuel Neuer trage schließlich genau aus diesem Grund auch im ganzen Juni die Regenbogen-Kapitänsbinde, was die Uefa akzeptiert habe.
So wie es der Münchner Stadtrat aber beschlossen habe, sei der Antrag „die Steilvorlage für die Uefa“ gewesen, um es als politisches Signal und „ein Politikum“ zu werten. „Wir instrumentalisieren den Fußball, dieses Ereignis, dieses Spiel gegen Ungarn“ und damit habe die „Uefa leider auch viele Argumente auf ihrer Seite“, so der Sportjournalist.
„Wir wissen seit Monaten, dass wir am dritten Spieltag der Vorrunde gegen Ungarn spielen. Wir wissen seit Monaten, dass die Europameisterschaft auch in Budapest stattfinden wird“, ärgert sich der Fußball-Experte. „Wieso wacht man immer erst auf, vor allem im politischen Diskurs, in der Debatte, wenn wir mittendrin sind?“
Markus Lanz (ZDF): Journalist Robin Alexander findet Regenbogen-Arena „ziemlich unreflektiert“
Robin Alexander, stellvertretender Chefredakteur der „Welt“, sieht die Aufregung um die Regenbogen-Beleuchtung auch kritisch. Der Journalist erinnerte bei Markus Lanz daran, dass in Deutschland erst 2017 die Homo-Ehe eingeführt wurde und die Mehrheit der CDU/CSU-Abgeordneten im Bundestag dagegen gestimmt haben. Es sei eine „historisch sehr junge Entwicklung“, dass sich Deutschland insgesamt so zur Pride-Bewegung bekenne. Zudem habe die CSU früher die politische Nähe zu Orbán gesucht.
„Ein bisschen kommt es mir so vor, dass die Leute, die sich sehr schwer getan haben dafür zu stimmen und die Hand zu heben, jetzt sehr schnell damit sind, auf andere zu zeigen“, so Alexander.
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Robin Alexander verstehe den Reflex, mit einem Regenbogen-Stadion ein Zeichen gegen Diskriminierung setzen zu wollen, doch er finde das auch „ziemlich unreflektiert“, weil man Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán damit auch eine Steilvorlage liefern würde, die er innenpolitisch ausnutzen könnte.
Hier wiederum widerspricht sein Nebenmann Vogelsang in der ZDF-Talkshow. Die Allianz-Arena sei diesem Abend kein deutsches Stadion, sondern ein europäisches, die Uefa ist Gastgeber – und es gehe bei der EM auch um westliche Werte. „Dann sind die Regenbogen-Farben nicht nur eine deutsche Idee, sondern eine gesamteuropäische Idee“, so der Fußball-Fachmann.
Die ganze Talkshow von Markus Lanz vom 22. Juni findest du hier in der ZDF-Mediathek.