Der Krieg in der Ukraine tobt, Wladimir Putin hat das wahr gemacht, was der Westen lange nicht für möglich halten wollte. Erst mit Fortschreiten der Invasion erklärte sich Deutschland nun doch bereit, die Ukraine mit Waffen zu versorgen.
Bei Markus Lanz ist genau dieses Zögern Thema. Die Ansicht von SPD-Mann Ralf Stegner, Waffen zu liefern wäre nicht die richtige Lösung, stößt bei Moderator Lanz auf Unverständnis – und auch bei vielen Zuschauern.
Markus Lanz (ZDF) geht SPD-Mann Stegner an – „Schämen Sie sich, wenn Sie das sehen?“
In der Sendung diskutiert Markus Lanz mit dem Diplomaten Christoph Heusgen, der Journalistin Mariam Lau, der Autorin Alice Bota und dem SPD-Politiker Ralf Stegner über den Ukraine-Krieg.
Zu Beginn sieht man Ukrainer, die mit bloßen Händen Molotow-Cocktails zur Verteidigung gegen die russischen Soldaten bauen. „Herr Stegner, schämen Sie sich, wenn Sie das sehen?“, spricht der ZDF-Moderator den Politiker direkt an. Schließlich habe die deutsche Regierung zunächst gezögert, Waffen an die Ukraine zu liefern. Erst am Sonntag kündigte Bundeskanzler Olaf Scholz eine Trendwende an.
Stegner stellt klar: „Ich schäme mich persönlich nicht.“ Schuld an dem Krieg ist Putin, „es ist Putins Krieg. Das schlechte Gewissen kann nur bei demjenigen liegen, der den Krieg verursacht.“ Frühere Waffenlieferungen hätten aus Sicht des 62-Jährigen nichts geändert: „Ich wüsste nicht, was man konkret hätte anders machen können.“ Diese Mutlosigkeit stößt der polnischen Journalistin Bota sauer auf: „Wäre ich jetzt Moldauerin oder Lettin, dann würde mir jetzt Angst und Bange.“
Markus Lanz (ZDF): Ralf Stegner redet sich um Kopf und Kragen – „So klingt es zynisch“
Die Frage, ob Waffen in die Ukraine geliefert werden sollen, ist ein „moralisches Dilemma“, gibt Bota zu. „Und ich war, wie Sie, gegen die Waffenlieferungen. Aber ich finde, dieses moralische Dilemma lösen Sie sehr einfach.“
Für Stegner geht es jedoch eben nicht um eine moralische Frage – sondern eine darüber, ob man denke, mehr Waffen geben der Situation eine gute Wende. Schließlich können die Waffen auch in die falschen Hände geraten. „Russland ist das größte Land der Welt, ist die zweitgrößte Atommacht der Welt. Die Ukraine hat überhaupt gar keine Chance.“
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Daher müsse man alles versuchen, „damit es möglichst schnell einen Waffenstillstand gibt und eben nicht der Krieg verlängert wird, damit noch mehr Menschen sterben, das ist auch eine Haltung, die man einnehmen kann“, erklärt Stegner sich. Doch Markus Lanz fasst knallhart zusammen: „Die Argumentation ist sozusagen, keine Waffen zu liefern, damit der Krieg schneller vorbei ist?“ „So runtergebrochen klingt es zynisch“, gibt der SPD-Mann zu.
Auf Twitter können viele ZDF-Zuschauer nicht fassen, was sie in der Sendung gesehen und gehört haben. Unter dem Hashtag Lanz sammeln sich viele Meinungen:
- „Stegner ist einfach ein Zyniker. Keine Waffen-Lieferungen, damit der Krieg schneller vorbei ist! Das ist an Unmenschlichkeit nicht zu überbieten!“
- „Wenn schneller alle tot sind, dann ist der Krieg auch vorbei… Ich verstehe diesen Mann einfach nicht. Wie egal können einem eigentlich Menschen sein, nur um die eigene Ideologie weiter vor sich her tragen zu können?“
- „Das ist in meinen Augen irgendwas zwischen unterlassener Hilfeleistung und Beihilfe. Bei einem Angriff auf einen der östlichen Nato-Staaten wird er wieder denselben Mist labern, wetten?“
- „Empfinde nur ich es als widerlich, wie Stegner im warmen Studio wiederholt die Ukraine als verloren benennt, während die tapferen Ukrainer ihr Land verteidigen? Und dann will er am liebsten keine Waffen liefern, damit es schneller geht.“
- „Stegner zuzuhören macht wütend. Ich möchte, dass er den Menschen in den Kellern von Kiew während der russischen Angriffe und den vielen Frauen mit ihren Kindern auf der Flucht, deren Männer in der Ukraine bleiben, seine Haltung erklärt. Mir wird schlecht, wenn ich ihm zuhöre.“
Die ganze Markus Lanz-Folge kannst du in der ZDF-Mediathek sehen. (kv)