Am 20. November startet die Fußball-WM in Katar – zwölf Tage vor Anstoß hat das ZDF mit der Doku „Geheimsache Katar“ noch einmal auf die prekäre Menschenrechtslage in dem Wüstenstaat aufmerksam gemacht. Dafür reiste „Sportstudio“-Moderator Jochen Breyer extra in das Gastgeberland von 2022 und sprach unter anderem mit WM-Botschafter und Ex-Nationalspieler Khalid Salman.
Der bezeichnete Homosexualität als „geistigen Schaden“. Und auch die Aussage eines befreundeten Katari, in der er Frauen mit Süßigkeiten gleichsetze, sorgte für einen Aufschrei im Netz. Es sind Themen, die auch am Dienstagabend (8. November) bei Markus Lanz besprochen werden. Zu Gast – Jochen Breyer, der über seine Erfahrungen vor Ort spricht. Während der Moderator für seine Recherchearbeit gelobt wird, stößt Markus Lanz mit seinen Aussagen bei den Zuschauern der ZDF-Show auf viel Unverständnis.
Markus Lanz überrascht mit Aussage
Zunächst geht es um Klischees, die sich nicht alle als wahr herausgestellt haben, wie Breyer erzählt. Dass es in dem Land an Fußballbegeisterung fehlen würde, kann der Journalist nicht bestätigen. Markus Lanz fasst zusammen: „Es ist eigentlich in Ordnung, wenn dort eine WM stattfindet?“ Breyer rudert zurück und macht klar: „Es ist zumindest nicht deshalb nicht in Ordnung, weil die Kataris nicht Fußball begeistert wären. Aber es gibt natürlich viele andere Punkte, warum es nicht in Ordnung ist.“
Zwei ganz wichtige Punkte sind wohl die Themen Homosexualität und Frauenrechte. „Schwule, lesbische, queere Fans können dort nicht hinreisen und von sich sagen, dass sie bei Freunden zu Gast sind, dass sie dort willkommen sind“, sagt Jochen Breyer.
Markus Lanz vertritt eine andere Meinung und sagt: „Ich habe ein Problem mit unserer Doppelmoral. Wir geißeln all das und vergessen, wie wir selber mit dem Thema Homosexualität über Jahrzehnte umgegangen sind. Wir beklagen Tote auf Baustellen, vergessen aber zu erwähnen, dass es auch auf deutschen Baustellen Tote gibt.“
Markus Lanz: Zuschauer sind sauer
Es ist eine Aussage, die vielen Zuschauenden auf Twitter bitter aufstößt. „Markus Lanz relativiert gerade tote Bauarbeiter auf WM-Baustellen in Katar mit dem Argument ‚Auf deutschen Baustellen sterben ja auch Menschen‘, like wtf?!“, heißt es in einem Kommentar. Ein anderer schreibt: „Die Relativierungen von Menschenrechtsverletzungen in Katar und Verniedlichung von Korruptionsvorwürfen im Fußball durch Markus Lanz ist kaum zu ertragen heute. Was redet er da?!“
Sylvia Schenk, frühere Spitzenleichtathletin und Sportexpertin von „Transparency Int. Deutschland“, greift die Berichterstattungen zu den Toten in Katar noch einmal auf und geht auf die Quelle „The Guardian“ zurück. In einem oft zitierten Artikel wurde ursprünglich von 6.500 Toten gesprochen, „wo nicht gesagt wird, dass das Bauarbeiter sind und nicht gesagt wird, dass das Bauarbeiter auf WM- oder Stadienbaustellen sind.“
Markus Lanz hinterfragt Sicherheitsgarantien
Das Thema Doppelmoral ist damit für Lanz allerdings noch nicht abgeschlossen. „Die Kataris haben sich bitterlich beklagt, dass wir immer mit unserer Doppelmoral kommen. […] Egal, was sie machen, es reicht uns nie. Dann kommt Innenministerin Nancy Faeser und fährt dort hin, mit Mr. Gay-Germany (Benjamin Näßler, Anm. d. Red.) mit an Bord und verlangt Sicherheitsgarantien für Schwule und Lesben. Finden Sie das nicht ein bisschen übergriffig, dass wir einem anderen Land die ganze Zeit erklären, wie es gefälligst zu sein, zu leben und Gesetze zu machen hat?“, will Lanz von FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann wissen.
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Eine unglaubliche Aussage, finden Zuschauende auf Twitter. „Übergriffig, weil sie Sicherheitsgarantien für Lesben und Schwule in Katar fordert?!“, fragt ein Zuschauer auf Twitter empört nach. „Lanz nennt es ‚Doppelmoral‘, weil „bei uns ja auch bis heute“ noch nicht alles ok sei dazu. Wow. Schlicht, wow“, schreibt ein anderer.
Die Wiederholung der Talkshow gibt’s online in der ZDF-Mediathek.