Ein kurzes Gewitter kann eine reinigende Wirkung haben. So (oder so ähnlich) heißt es doch… Das Gewitter, das „Die Ärzte“-Schlagzeuger Bela B. gleich zu Beginn des heißersehnten ersten Oberhausen-Konzertes losließ, verfehlte seine Wirkung jedenfalls auf keinen Fall.
Doch was war denn geschehen? Es war ein Fan in der vorderen Reihe, der den Zorn des 60-Jährigen auf sich gezogen hatte. „Ich beobachte dich jetzt schon seit fünf Liedern“, sprach Bela ihn schließlich direkt an. „Du hast genau zweimal auf die Bühne geguckt, und sonst nur auf dein Handy. Warum machst du das?“, fragte der „Die Ärzte“-Star einfach mal nach.
„Die Ärzte“ in Oberhausen: Bela B. knöpft sich Konzertgast vor
Sofort setzten in der Oberhausener Turbinenhalle die Buh-Rufe ein. „Nein, nein, nein, hey, hey“, beschwichtigte Bela dann aber auch direkt. „Ich will mit ihm reden. Ich will das nur wissen. Du hast Eintritt bezahlt, wir spielen hier. Wir sind hier. Ich bin ganz nah. Du kannst meinen Mundgeruch riechen: Das Konzert ist etwas Einzigartiges. Das, was auf YouTube zu sehen ist, ist für alle. Das ist Quatsch. Das guckt sich keiner an. Genieß das Konzert. Das sind Momente für die Ewigkeit, aber hier im Herzen“, machte der Drummer seinen Standpunkt deutlich.
Und schaffte es damit wirklich, was heutzutage echt selten ist, viele Smartphones zurück in die Tasche wandern zu lassen. Einen Anschiss von der Bühne bekommen schließlich nur die wenigsten gerne.
Und so wurde es ein „Ärzte“-Konzert der Extraklasse. In kleinem Rahmen zwar, die Band hatte für ihre „Herbst des Lebens“-Tour bewusst Locations mit geringerer Kapazität ausgesucht, dafür aber mit der vollen Ladung „Beste Band der Welt“.
„Die Ärzte“ spielen Klassiker und neue Songs
„Die Ärzte“ spielten Klassiker wie „Nie wieder Krieg, nie mehr Las Vegas“, „Die Banane“, „Schrei nach Liebe“ oder „1/2 Lovesong“, aber auch neuere Hits wie „Junge“, „Doof“ oder „Noise“. Und sie machten es auf ihre ganz eigene, ihre ganz spezielle Art.
Knapp drei Stunden standen die mittlerweile nicht mehr ganz so jungen Jungs aus Berlin auf der Bühne. Machten zahlreiche Witze über erigierte Glieder, Sex und das Alter. Manchmal sogar schafften es Bela, Farin und Rod alle drei Themen zu vereinen. „Das Konzert ist halb rum und wir haben einen BH“, stellte Farin beispielsweise fest, als es endlich ein Büstenhalter auf die Bühne geschafft hatte, woraufhin Bela nur ironisch anmerkte: „Du merkst, dass deine Lieblingsband alt ist, wenn …“
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Ja, das Alter geht an uns allen nicht vorbei. Und doch schafften es die Berliner, alle Altersschichten in der Turbinenhalle zu versammeln. Da standen die Rentner, neben den Studenten. Die Altpunks neben kleinen Mädchen mit „Kiss“-Shirt und Micky-Maus-Ohrenschützern, die mit Mama und Papa gekommen waren. Eine herrliche, friedliche, humorvolle Stimmung – auch, oder vor allem aufgrund der fehlenden Handy-Filmerei.