Er ist der Ulf Steinke in „Stromberg“ oder Hinnerk Feldmann in der ZDF-Erfolgskrimireihe „Nord Nord Mord“: Oliver Wnuk. Der 47-Jährige gilt als einer der beliebtesten und begehrtesten Schauspieler des Landes. Kurz vor Weihnachten ist Wnuk mal in einer ganz anderen Rolle im TV.
In der ARD-Weihnachtsserie „Das Fest der Liebe“ schlüpft Oliver Wnuk in die Rolle des reichen Unternehmers Alexander Streuble, der – mit reichlich Dialekt ausgestattet – die Ost-Familie seiner Frau zum gemeinsamen Weihnachtsfest empfängt. Wir haben mit dem Schauspieler über die neue Impro-Serie, sein ganz persönliches Weihnachten und Stromberg gesprochen.
Herr Wnuk, wo ist Ihr schwäbischer Akzent geblieben?
Der war nie schwäbisch, sondern konstanzerisch-alemannisch (lacht). Ich habe viele Jahre gebraucht und einen verzweifelten Sprechtrainer aus Sachsen, der mir das abtrainiert hat. Ich kann ihn abrufen, aber ich spreche ihn nicht mehr so zwanghaft wie früher.
Hat es denn Spaß gemacht, ihn mal wieder her auszukramen?
Sehr. Ich liebe das wirklich, im Dialekt zu spielen. Ob in einem Tatort oder in einem Hörspiel, weil da andere emotionale oder komödiantische Areale angezwackt werden. Dadurch eröffnet sich eine andere Humorlinie, eine andere Stimmfarbe, da ein Dialekt tief im Bauch, in der ureigenen Authentizität verwurzelt ist. Plötzlich kommen überraschende und manchmal längst vergrabene Dinge zum Vorschein.
„Das Fest der Liebe“ ist die Fortsetzung der Impro-Reihe „Das Begräbnis“. War es schwer in ein bestehendes Ensemble zu kommen?
Schwer war es nicht. Die Familie Meurer kommt ja in unseren neu geschaffenen Kosmos. Ich würde aber auch nicht sagen, dass es einfacher war, weil ich die Figuren von Hübner, Striesow und Michelsen schon kannte. Das hatte gar keine Bewandtnis.
Ist improvisierte Schauspielerei schwerer als „normale“?
Es ist eine völlig andere Herausforderung. Das eine hat mit dem anderen nicht viel zu tun. Improvisation erfordert eine völlig neue Herangehensweise. Wir machen hier in sechs Stunden etwas, für das man woanders mindestens 21 Drehtage benötigt. Du spielst deinen eigenen Film und weißt am Ende gar nicht, was dabei herumkommt, da 90 Prozent deines Spiels rausgeschnitten werden.
Das Fest, das die beiden Familien feiern, ist nicht gerade aus dem Märchenbuch. Haben Sie privat auch schon mal ein derartiges Chaos-Weihnachten gefeiert?
Ich habe in meinem Leben schon viele verschiedene Arten von Weihnachten gefeiert. Von großen Familienfesten in Frankreich mit meiner spanisch-französischen Familie, die bis in die Morgenstunden gingen, über Trauerereignisse, weil Menschen an Weihnachten gestorben sind, bis hin zu glückseligen Kleinkindern, die vor dem Weihnachtsbaum ihre Geschenke auspacken. Aber so ein chaotisches Weihnachten, das mich völlig entnervt zurückließ, wie in „Das Fest der Liebe“ habe ich zum Glück noch nicht erlebt.
Das Witzige an der Improvisation ist aber, dass man da so drin ist, man lebt das tatsächlich, dass mir, wenn ich in Zukunft an Weihnachtsfeste denken werde, bestimmt auch dieses in Erinnerung kommt.
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Sie geraten in der Serie in Streit mit ihrer Tochter, in der Küche geht es drunter und drüber … sind das Erinnerungen, die Ihnen aus dem echten Leben bekannt vorkommen?
Ich bin Vater einer zwanzigjährigen Tochter, aber wir haben zum Glück ein komplett anderes Verhältnis. Aber bei der Art wie man spricht, oder der Art, wie man versucht, sich zuzuhören, schwingt natürlich die Erfahrung eines Menschen wieder.
Wie wird Weihnachten dieses Jahr bei Ihnen aussehen?
Mit vielen Kilometern auf dem Tacho (lacht). Ich habe zwei Kinder, die an verschiedenen Orten leben, das ist dieses Patchworkfamily-mäßige. Aber es wird bunt.
Sie haben gerade schon ihre Rollen im „Tatort“ angesprochen. Wäre ein Job als ARD-Kommissar etwas für Sie?
Ich brauche es nicht. Ich bin mit kurzen Unterbrechungen seit 20 Jahren TV-Kommissar. Ich bin seit 14 Jahren Kommissar auf Sylt bei „Nord Nord Mord“. Da kommen um die Weihnachtszeit und im Januar neue Filme. Wir drehen im Januar Film Nummer 27. Den Beruf des TV-Kommissars habe ich also zu Gänze ausgefüllt.
Mit Ulf Steinke haben Sie eine Rolle verkörpert, die auch heute noch jeder kennt. Wie dankbar sind Sie für die Chance, die Sie damals bekommen haben? Schließlich schauen die Menschen auch heute noch „Stromberg“.
Das stimmt tatsächlich. Während der Pandemie wurde die Serie nochmal von den Streamern gezeigt. Wir feiern dieses Jahr 20-jähriges Jubiläum. Das ist schon erstaunlich, welche Wirkung diese Serie noch immer hat. Darüber bin ich erstaunt und sehr froh. Ich habe damals wahnsinnig viel über Komik gelernt. Von Christoph-Maria Herbst vor allem. Und natürlich hat die Serie ein Scheinwerferlicht auf uns alle im Ensemble geworfen, von dem wir unsere ganze Karriere profitieren. Von daher bin ich extrem dankbar.
Ich verehre auch Ralf Husmann als unseren kongenialen Autor. Es gibt kaum Autoren, von denen ich Bücher bekomme, die ich eins zu eins so spiele und auch so schnell lernen kann. Bei Husmann ist das so. Er würde laut lachen, aber bei Husmann und bei Schiller lernt sich das wie im Schlaf. Es ist toll, solche Autoren bedienen zu dürfen.
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Die ARD zeigt die vier Episoden von „Das Fest der Liebe“ pünktlich vor Weihnachten. Am 23. Dezember geht es um 17.15 Uhr mit der ersten Episode „Die Ankunft“ los. Im Anschluss folgt um 17.55 Uhr „Die Bescherung“, um 18.40 Uhr „Alpha Modus“ und um 19.25 Uhr „Weihnachten in der Familie“. Wer nicht so lange warten möchte: Ab dem 15. Dezember sind die Folgen bereits in der ARD-Mediathek abrufbar.