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Maria Simon über ihre „Polizeiruf 110“-Zeit: „Das war für mich schwer, immer wieder mitzuerleben“

Am Samstagabend (30. September 2023) spielt Maria Simon im ARD-Krimi „Wolfsjagd“. Die einstige „Polizeiruf“-Kommissarin im Interview.

Wolfsjagd
© ARD Degeto/Conny Klein

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Neunzehnmal spielte sie die Rolle der Olga Lenski, bis 2019 auf einmal Schluss mit dem „Polizeiruf 110“ war. Sie wolle sich neuen Projekten widmen, verriet Schauspielerin Maria Simon damals. Eines ihrer neuen Projekte ist die ARD-Produktion „Wolfsjagd“.

Darin spielt die 47-Jährige die Rolle der Sara Jahnke. Die Story ist spannend und sozialkritisch zugleich. Es geht um unseren Umgang mit Tieren, aber auch um die Frage, inwieweit der Mensch die eigentliche Bestie ist. Im Gespräch mit dieser Redaktion spricht Maria Simon über ihren neuen Film „Wolfsjagd“ (Samstag, 30. September 2023, 20.15 Uhr in der ARD), wirft aber auch einen Blick zurück auf den „Polizeiruf 110“.

Frau Simon, in ‚Wolfsjagd‘ spielen Sie eine Wildhüterin. Wie nah sind Sie den Tieren gekommen?

Richtige Wölfe waren das gar nicht. Wir haben mit Wolfshunden gedreht.

Wo ist der Unterschied?

Die sind natürlich domestiziert und trainiert. In den Tieren soll sowohl Hund als auch Wolf stecken. Aber so ganz habe ich das auch nicht verstanden (lacht). Ich weiß gar nicht, ob das mit wilden Wölfen wirklich so ginge.

Also konnten Sie nach den Dreharbeiten mit den Tieren spielen?

Ja, man merkt zwar schon, dass sie eine wilde Seite haben, und doch ließen sie sich auch streicheln.

Sie leben in der Uckermark. Ein Gebiet, wo Wölfe vorkommen. Hatten Sie bereits Kontakt zu den Tieren?

Ich habe ein ganzes Rudel im Umkreis, das ich auch schon mehrfach gehört habe. Ich habe auch schon Spuren gesehen. Man wird vorsichtiger, besonders, wenn ich mit dem Hund im Wald bin. Meine Hündin stromert gerne und da muss ich schon sehr aufpassen. Mal abgesehen davon, dass man seinen Hund eh nicht im Wald laufen lassen darf.

Wenn ich sie dann doch einmal habe laufen lassen, dann an einem Platz, wo ich wusste, dass keine Gefahr herrscht. Wir müssen eben Vorkehrungen treffen. Mir würde aber nie in den Sinn kommen, zu sagen, die sind eine Gefahr, die müssen geschossen werden. Da würde ich eher die Monokultur und die Waldrodung infrage stellen. So schränken wir den Lebensraum wilder Tiere ein. Vielleicht ist auch der Wolf nicht uns zu nahegekommen, sondern wir ihm.

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Dabei gab es zunächst so eine Freude darüber, dass der Wolf zurück in den deutschen Wäldern ist. Nun werden stellenweise Abschüsse gefordert.

Genau, solang es mich nicht betrifft, ist es eine romantische Vorstellung. Aber wenn es dann nahekommt, und ich muss handeln, oder mich sogar etwas zurücknehmen, dann wird es schwierig.

Ihre Figur Sara verhält sich in „Wolfsjagd“ sehr zurückhaltend, wirkt sehr ruhig, bevor es am Ende zum Showdown kommt. War Ihnen die Figur von Anfang an sympathisch oder mussten Sie sich auf sie einstellen?

Nein, ich kenne alle Farben in mir. Natürlich auch den Rückzug und die Flucht. Aber auch die Härte, in Phasen, in denen ich mich schütze, oder sogar schützen muss, um nicht zu viel zu fühlen. Das kenne ich schon, nur nicht in dem Ausmaß wie bei Sara. Ich hatte viel Mitgefühl mit ihr und fand ihre Entwicklung super schön. Sie konnte nicht fliehen und hat sich entschieden, sich dem zu stellen. Auch am Ende, wo sie vor ihm steht und ihn abknallen könnte, das hätte sie vielleicht vor einem halben Jahr noch getan.

Wolfsjagd
Schauspielerin Maria Simon als Sara Jahnke in dem ARD-Krimi „Wolfsjagd“. Foto: ARD Degeto/Conny Klein

Wie hätten Sie an ihrer Stelle entschieden?
Ich denke, genauso. Aber es ist schwer zu sagen, wenn jemand meinem Kind etwas antut – zum Glück habe ich das so in dieser Form noch nie erlebt – dann wird man natürlich zur Wildsau. Aber grundsätzlich würde ich mich den Dingen eher stellen, als es Sara vielleicht tut. Ich bin als Mensch Maria und als Schauspielerin den Dingen auf der Spur. Das ist das, womit ich arbeite. Ich konfrontiere mich selbst tagtäglich mit Inhalten. Ignoranz ist mir fremd.

Sie haben 2019 den ‚Polizeiruf‘ verlassen. Gab es Momente, in denen Sie den Beschluss bereut haben?

Bereut ist so riesig, aber es gab zwischendurch Momente der Wehmut. Der Polizeiruf war eine gute finanzielle Basis, er gab mir Sicherheit. Manchmal, wenn dann mal kein Job in Aussicht war, habe ich mich schon gefragt, ob das der richtige Schritt war. Aber das war meist nur kurz und zum Glück kam dann was. Ich könnte mir aber auch vorstellen, noch einmal anzuknüpfen. Allerdings unter bestimmten Bedingungen.


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Die da wären?

Noch mehr aus dem zu schöpfen, was ich als Mensch mitbringe. Ich hatte oftmals den Drang, der Olga etwas Revoluzzermäßiges mitzugeben. Dass da noch eine andere Farbe kommt. Etwas gesund Aggressives vielleicht auch. Die Geschichten kleben so an der vorgegebenen Dramaturgie fest.

Bei den Drehbüchern sprechen so viele mit. Das ist so ein komplizierter Prozess geworden. Das macht es ungeheuer schwer. Auch der Umgang mit den menschlichen Ressourcen. Das Team, die Überarbeitung. Das war für mich schwer, immer wieder mitzuerleben. Als ich angefangen habe, hatten wir dreißig Drehtage für einen Film, heute haben wir 22. Wenn es hochkommt 24. Das ist ein immenser Druck. Und auch ein großer Verlust an Qualität. Diese permanente Überschreitung der Grenzen ist mir wirklich schwergefallen.

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