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Anne Will: Israelischer Botschafter verliert bei einer Aussage die Fassung – „Verharmlosung“

Im ARD-Talk von Anne Will drehte sich alles um die Lage in Nahost. Doch bei einer Aussage konnte der israelische Botschafter nicht mehr an sich halten.

Im ARD-Talk von Anne Will drehte sich alles um die Lage in Nahost. Doch bei einer Aussage konnte der israelische Botschafter nicht mehr an sich halten.
u00a9 IMAGO/Ju00fcrgen Heinrich

Beispielloser Angriff der Hamas auf Israel

Die militante Palästinenserorganisation Hamas hat einen beispiellosen Angriff auf Israel gestartet und dem Land damit nach den Worten von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu den Krieg erklärt. Aus dem Gazastreifen wurden tausende Raketen auf Israel abgefeuert, Kämpfer sickerten nach Armeeangaben zudem mit Gleitschirmen, über das Meer und zu Land nach Israel ein. Nach Angaben israelischer Rettungskräfte wurden in Israel mindestens 40 Menschen erschossen und hunderte weitere verletzt.

Ungefähr zwei Wochen nach dem Angriff der Hamas hat die erwartete Bodenoffensive der israelischen Armee im Gaza-Streifen noch nicht begonnen. Währenddessen sind Hunderttausende Menschen auf der Flucht, und die humanitäre Lage in der Region ist dramatisch.

Am Sonntagabend (22. Oktober) geht Talkmasterin Anne Will in ihrer gleichnamigen ARD-Sendung der Frage auf den Grund: „Neuer Krieg in Nahost – Gibt es noch einen Ausweg?“. Vor allem die Fragen „Werden die Menschen in Gaza kollektiv bestraft?“ und „Hat die arabische Welt die Hamas-Angriffe ausreichend verurteilt?“ wurden in der Runde hitzig diskutiert.

Anne Will: „Israel begeht kollektive Strafe“

Das waren am Sonntagabend die Gäste bei „Anne Will“:

  • Ron Prosor, Botschafter des Staates Israel in Deutschland
  • Norbert Röttgen (CDU), Mitglied im Auswärtigen Ausschuss
  • Florence Gaub, Politikwissenschaftlerin, Direktorin des Forschungsbereichs am NATO Defense College in Rom
  • Yassin Musharbash, Journalist, Autor und stellvertretender Leiter des Investigativressorts „Die Zeit“
  • Hoda Salah, Politikwissenschaftlerin an der Universität Kiel
  • Arye Sharuz Shalicar, Sprecher des israelischen Militärs

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Um den Zivilisten in Gaza zu helfen, wurden am Samstag (21. Oktober) über den ägyptischen Grenzübergang Rafah mit 20 Lastwagen unter anderem Arzneimittel, Essen und andere Hilfsgüter geliefert. Einen Tag später konnten nach Angaben von UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths 14 weitere Lastwagen mit Hilfsgütern in den Gazastreifen fahren. Er sprach von einem weiteren „Hoffnungsschimmer“. Ägypten nimmt also eine zentrale Rolle ein, wenn es um die Versorgung der Menschen vor Ort geht.

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Politikwissenschaftlerin Hoda Salah ist in Kairo geboren und in Ägypten aufgewachsen, hat für die „taz“ mit Menschen aus der betroffenen Region gesprochen. „Was spüren Sie da hauptsächlich?“, will Anne Will von ihr wissen. Doch ehe sie darauf antwortet, will sie eine Sache klarstellen: Die meisten arabischen Staaten hätten den Angriff der Hamas verurteilt. „Viele Menschen sterben jetzt in Gaza. Das ist diese kollektive Strafe, die Israel jetzt begeht. Das ärgert die Leute, das berührt sie“, sagte Salah. Dass die Menschen in Gaza keinen Treibstoff und kein Wasser hätten, sei „auch ein Kriegsverbrechen“.

Israelischer Botschafter kann es nicht fassen

„Hab ich was verpasst? Oder haben die arabischen Länder den Angriff der Hamas klar verurteilt?“, wandte sich die ARD-Talkmeisterin an den „Zeit“-Journalisten Yassin Musharbash. Dieser versuchte zu vermitteln: „Zwischen den Zeilen“ hätten arabische Regierungschefs „durchaus anerkannt, dass es zivile israelische Opfer gegeben hat und dass man die Anschläge verurteilt“. Er stimme Salah „zu zwei Dritteln zu“.


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Daraufhin schaltete sich Botschafter Prosor wütend ein. „Die haben das barbarische Massaker ganz klar nicht verurteilt“, sagte er über die arabischen Regierungen. Das sei die Verharmlosung, die man versprochen habe, nie wieder zu haben. „Sie versuchen eine muslimische Bruderschaft wie einen Tiger zu reiten. Sie erzählen Geschichten aus 1001 Nacht, warum arabische Staaten dieses und jenes nicht machen können“, mahnte Prosor. „Es ist kaum zu fassen“, beschwerte er sich. „Liebe Leute, wir alle haben Ohren und Augen! Hier höre ich wieder Verharmlosung! Verharmlosung!“ Hamas sei eine Terrororganisation. Salah dazu: „Natürlich, und wir stehen zu Ihnen. Was wollen Sie noch mehr hören?“