Es begann mit einer Reise nach Israel und endete in einem nicht für möglich gehaltenen Social-Media-Erfolg. Im Jahre 2022 reiste Autor André Herrmann mit seinen Eltern nach Israel und Jordanien. Eine Reise, die wenn auch dezent von Vater und Mutter „erzwungen“, ein riesiger Erfolg werden sollte. Begann Herrmann, der als Comedian und Autor sein Geld verdient, nämlich während des Urlaubes, die irrwitzigsten Erlebnisse zu twittern.
Der Hashtag UmdE (Urlaub mit den Eltern) ging viral, Hunderttausende lasen die Tweets auf „X“. Nun hat André Herrmann seine Erlebnisse in einem Buch zusammengefasst. „Schön war’s, aber nicht nochmal: Urlaub mit den Eltern“ erscheint am 16. April 2024 als Rowohlt Taschenbuch. Im Interview verrät uns der 37-Jährige, ob es wirklich nicht nochmal in den gemeinsamen Urlaub geht, und spricht über den Krieg in dem Land, in dem er vor Kurzem noch entspannt seine Ferien verbrachte.
Lieber André, deine Tweets zu #UmdE gingen innerhalb kürzester Zeit viral: wie sehr hat dich der Erfolg überrascht?
Ja, das war schon eine ganz schöne Überraschung. Ich hatte die ersten paar Tweets ja buchstäblich kurz vorm Abflug online gestellt, weil es auch komplett ungeplant war und es einfach rausmusste. Und dann hab ich erst ein paar Stunden später gesehen, dass es auf Twitter richtig abging. Und dann habe ich eben weitergemacht, bis es irgendwann so groß wurde, dass schon Leute meiner Mutter geschrieben haben, was denn da bei uns im Urlaub los ist. Na ja, und dann musste ich beichten. War aber zum Glück okay.
Warum, glaubst du, gingen die Inhalte derart viral?
Ich glaube, weil sich einfach viele darin wiederfinden konnten, wie sich die eigene Verwandtschaft manchmal benimmt. Das kennt wahrscheinlich jeder von Familientreffen. Zum Beispiel, wenn alle schon bestellt haben, obwohl man nur zwei Minuten zu spät angekommen ist und quasi schon die Jacken holen, sobald sie das letzte Stück Schnitzel im Mund haben. Was ja alles noch niedlicher wird, weil sie es weder böse meinen noch verstehen, was man daran komisch finden kann. Familien haben einfach ihre ganz eigene Komik.
Dein Buch heißt „Schön war’s, aber nicht nochmal“ – sind jegliche Urlaubspläne mit deinen Eltern nun wirklich gestorben, oder könnte ein Serien-Projekt à la Jack Whitehall dich vom Gegenteil überzeugen?
Also mein Vater hat quasi direkt nach der Landung mit der Planung der nächsten Reise begonnen. Ob wir es tatsächlich machen, müssen wir mal gucken. Ein Kamerateam würde ich aber wahrscheinlich nicht mitnehmen, einfach, weil meine Eltern schon seit der Tweets absolute Stars in der Nachbarschaft sind und ich ihnen ein wenig Rest-Privatsphäre gönnen will. Aber eine Verfilmung wäre gut, sagt meine Mutter.
Haben deine Eltern dein Buch gelesen?
Ich hatte ihnen angeboten, es quasi Korrektur zu lesen, aber sie wollten sich lieber überraschen lassen. Wie gut die Überraschung ausfällt, werde ich wohl am Wochenende erfahren, wenn sie zu Besuch kommen. (Anm.: Das Interview fand einige Tage vor dem Bucherscheinen statt.) Aber ich denke schon, dass sie es witzig finden werden. Sie haben ja während der Reise auch irgendwann verlangt, die Tweets lesen zu dürfen und sehr darüber gelacht.
Welche Eigenschaften deiner Eltern hast du in der gemeinsamen Zeit an dir selbst festgestellt?
Haha, wir sind alle drei wahnsinnig ungeduldig. Und wir haben immer Angst, dass irgendwas nicht wie geplant funktioniert. Aber ich finde es toll, dass meine Eltern total offen sind für andere Länder, Lebensweisen und natürlich Essen. Zum Beispiel sind meine Eltern seit unserer Reise große Hummus- und Falafel-Fans. Oder wie mein Vater es getauft hat: Die Creme mit den Klopsen.
Ihr seid nach Israel geflogen, ein Jahr später erfolgten die grausamen Angriffe der Hamas – welche Gedanken sind dir dazu durch den Kopf gegangen?
Ja, das war natürlich ein ganz tragischer Tag. Meine Eltern kannten die Region vor unserer Reise ja auch nur aus den Nachrichten. Und als wir dann da waren, waren sie so überrascht, wie weit weg all das mittlerweile zu sein schien. Trotzdem haben wir einmal in Tel-Aviv überlegt, was wir eigentlich machen würden, wenn es zum Beispiel einen Luftalarm gäbe. Die Ereignisse vom 7. Oktober und alles danach zeigen leider, wie zerbrechlich alles ist.