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Mit Spartensendern lässt sich kaum etwas verdienen

Mit Spartensendern lässt sich kaum etwas verdienen

Immer neue Spartenkanäle kampfen in Deutschland um Zuschauer : So viele Sender, so wenig Zuschauer. Wer, wie gut die Hälfte der Deutschen, sein Fernsehen über Satellit empfängt, braucht mittlerweile den ganzen Abend, um sich auch nur einmal durch alle Kanäle zu schalten. Was zur Frage führt: Wie viele Programme braucht das Land eigentlich noch?

Essen. 

Wie viele Programme braucht das Land eigentlich noch? Auf den ersten Blick scheint die Antwort einfach: Gar keine. Denn obwohl in Deutschland derzeit rund 220 Sender frei empfangbar sind, verteilen sich mehr als 80 Prozent der Nutzungszeit auf nur zehn Sender. Wozu also noch ein Programm, das kaum jemand guckt?

Um die jungen Zuschauer nicht völlig zu verlieren, sagen sie bei ARD und ZDF. Zuschauer, die weder „Wetten dass..?“ noch „Polizeiruf“ sehen wollen. Die nur auf US-Serien stehen oder auf Musiksendungen. Die neue Formate sehen wollen.

Quoten sind manchmal kaum messbar

„Da haben wir lange Zeit gepennt und Fehler gemacht“, gibt Helfried Spitra, stellvertretender Fernsehdirektor des WDR, offen zu. Nun aber wird geklotzt. Sechs Spartenkanäle betreiben die Öffentlich-Rechtlichen mittlerweile – teilweise mit einem gebührenfinanzierten Etat im zweistelligen Millionenbereich, aber alle mit Quoten, die manchmal kaum messbar sind.

Logisch, dass die Privatsender in Deutschland davon nicht begeistert sind. Kleinvieh macht schließlich auch Mist. Und wenn nur je 300 000 Zuschauer ein ARD- oder ZDF-Nischenprogramm gucken, dann sind das insgesamt fast zwei Millionen, die den Sendern von RTL oder der ProSieben SAT1-Mediengruppe fehlen. Eine Entwicklung, die sich kaum stoppen lässt, wenn sie einmal begonnen hat.

In den USA etwa haben die großen Networks ABC, CBS, NBC und Fox ihre Marktanteile durch die kleinteilige Konkurrenz in den letzten zehn Jahren nahezu halbiert. Und auch in Deutschland stagnieren die Quoten der meisten großen Sender.

Kuchen wird neu verteilt

Der Konsum von TV-Programmen werde künftig nicht mehr steigen, glaubt Hannes Heyelmann, Geschäftsführer des Pay-TV-Programms „glitz“. „Aber der Kuchen wird neu verteilt.“ Um davon so viele Krümel wie möglich zu bekommen, gründen die privaten Sendergruppen immer mehr Spartenkanäle. Für Männer gibt’s es schon lange DMAX, die Frauen können Sixx schauen.

Und vor wenigen Wochen erst hat RTL seiner ohnehin schon großen Familie den Sender „Nitro“ hinzugefügt und verspricht „Fernsehen für Helden“. Was bisher allerdings allerdings überwiegend aus Wiederholungen erfolgreicher US-Serien wie CSI: Miami, Knight Rider oder Columbo besteht.

Für die Werbeindustrie in Deutschland sind die neuen Sender trotz der schwachen Quoten nicht uninteressant. Durch die recht eng umrissene Zielgruppe können Spots ohne nennenswerte Streuverluste geschaltet werden.

Verdienen lässt sich mit den Minisendern bisher trotzdem kaum etwas. Viele Branchenkenner glauben sogar, dass auch auf lange Sicht nur die Nischenprogramme überleben werden, die auf finanzielle Ressourcen und Programmarchive großer Muttersender zurückgreifen können. Für glitz-Chef Heyelmann kommt noch ein ganz praktisches Problem dazu.

Das Schwierigste für einen neuen Sender sei das Bekanntwerden bei den Zuschauern, sagt er. „Aber dazu müssen sie den auf ihrem Fernseher erst einmal finden.“ Und genau das werde bei den immer länger werdenden Programmlisten der meisten Receiver immer schwieriger.