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Marco Reus überrascht kranken Jungen mit einem Trikot

Marco Reus überrascht kranken Jungen mit einem Trikot

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Treffen mit Gladbach-Star Marco Reus

Marco Reus überrascht kranken Jungen mit einem Trikot

Treffen mit Gladbach-Star Marco Reus

Der 8-jährige Tim Schmidt leidet unter Skoliose und hat einen großen Traum: Tim möchte seinen Lieblingsspieler Marco Reus treffen, bevor der 22-Jährige Gladbach-Star nach Dortmund wechselt. Gladbach-Fan Tim hat nur eine Frage: Wieso zum BVB?

Für den kranken Tim erfüllt sich sein größter Wunsch: Der achtjährige Junge darf Gladbachs Fußball-Star Marco Reus am Trainingsplatz treffen. Seine wichtigste Frage: Warum verlässt Reus die Gladbacher und wechselt zu Borussia Dortmund?

Mönchengladbach. 

Wenn Tim aufgeregt ist, wird er still. Andere Kinder beginnen zu plappern, um ihre Nervosität zu überspielen. Der Achtjährige zieht sich zurück. Kaum ein Wort bringt er heraus. Nur seine zappelnden Füße verraten, wie unruhig er ist.

An diesem Mittwoch hat Tim allen Grund, aufgeregt zu sein. Er wird seinen Lieblingsfußballer treffen, Marco Reus von Borussia Mönchengladbach. Aber noch trainiert die Mannschaft. Klar, das geht vor. Tim steht mit seiner Mutter, Marion Schmidt, direkt am Platz, auf einer kleinen Anhöhe, die eigentlich der Presse vorbehalten ist, und beobachtet die Spieler. Noch geht es deshalb mit der Aufregung. „Mama, Mama, hast du gesehen, wie hoch der Marco gesprungen ist?“

Hinter der Bande, wo die anderen Zuschauer stehen, skandieren Mädchen im Kindergartenalter den Namen des Mittelfeldstars. „Süß, guck, die Kleinen“, sagt Tim, der ja immerhin schon vier Jahre älter ist.

Tim muss jedes Jahr zwei Mal operiert werden

Keine fünf Minuten vom Borussia-Park entfernt wohnt er mit seiner Familie. Schon immer schlug sein Herz für die Fohlen, keine Frage. Jetzt kann sich Tim nicht entscheiden, ob er die Vereinskappe auf- oder absetzen soll. „Fürs Foto nehme ich sie, glaube ich, ab“, meint er schließlich und drückt die Mütze an die Brust. Die Haare hat er sich mit Gel zurecht geformt, so wie auch Reus sie immer trägt, der flinke, wendige Mannschaftsstar.

Tim bewundert Reus – vor allem, weil er weiß, dass er sich selbst nie wird so schnell bewegen können. Der Achtjährige hat eine angeborene Muskelschwäche. Rennen, Schießen, Jubeln: All das kostet ihn unendlich viel Kraft. Außerdem muss Tim auf seinen Rücken achtgeben. Wegen der Muskelschwäche ist seine Wirbelsäule verkrümmt. Vor drei Jahren wurden Tim im Essener UniKlinikum deshalb zwei Eisenstangen in den Rücken gesetzt. Sie begradigen die Wirbelsäule. Jedes halbe Jahr muss er erneut operiert werden, damit Ärzte die Stangen dem Körperwachstum entsprechend verlängern können.

Fotos von Röntgenaufnahmen auf dem Telefon gespeichert

Marion Schmidt hat Fotos von Röntgenaufnahmen auf ihrem Telefon gespeichert. „Gruselig, oder?“, fragt ihr Sohn, aber er lächelt dabei. Nur wer Bescheid weiß, kann sehen, dass Tim krank ist. Seine Schulterhaltung ist leicht schief und er geht vorsichtiger. Vor den Operationen habe er sich kaum bewegen können, erzählt Marion Schmidt. Als Tim klein war, hätten die Ärzte geglaubt, dass er nicht alt werden würde.

Im März berichtete die NRZ-Kinderseite über Tim und seine Krankheit. Dass der Achtjährige nun an diesem Morgen auf dem Trainingsgelände der Borussia steht statt in der Schule zu sitzen, verdankt er einem besonderen NRZ-Leser.

Tim bekommt eines der letzten Gladbacher Reus-Trikots

Alfred Bongers hatte Tims Geschichte zutiefst berührt. „Wer selbst Kinder hat, spürt eine große Dankbarkeit, dass sie gesund sind. Tim ist so tapfer, da wollte ich etwas für ihn tun“, erzählt der Hünxer. Er schickte den NRZ-Artikel über Tims Schicksal an die Geschäftsstelle der Borussia. Tim hatte erzählt, dass er Riesen-Marco-Reus-Fan ist. Der Verein reagierte. Es gab Tickets fürs letzte Heimspiel und die Einladung zum Training. „Das können wir nicht immer machen. Dafür gibt es zu viele Anfragen“, so die Pressesprecherin. Doch Tim sei ein besonderes Kind. Sie hat ihm ein Trikot mitgebracht. Mit der Nummer 11 auf dem Rücken – eines der letzten Gladbacher Reus-Trikots.

Gerade kicken sich die Spieler die letzten Bälle zu. Viermal hintereinander zwirbelt Reus die Kugel übers Tor. Das macht er besser, wenn es darauf ankommt. „Oh, jetzt kommt er rüber, er kommt, Mama“, flüstert Tim. Dann übermannt ihn die Aufregung. Er wird mucksmäuschenstill. Nur sein Atmen wird hörbar schwerer und die Füße zappeln.

„Nie wieder“ das Trikot waschen

Ter Stegen läuft vorbei, Hanke schlendert vom Platz, doch Tim hat nur Augen für Reus. In der Fußball-AG muss er sich manchmal ärgern, wenn ihn die Mitschüler nicht anspielen, und jetzt darf ausgerechnet er den Star treffen, ihm die Hand schütteln, neben ihm sitzen, für Bilder posieren und ihn um Autogramme bitten.

„Für Tim“, sagt Tim mit glühenden Wangen. Reus nimmt sich Zeit, wirkt entspannt und versucht, dem Jungen die Aufregung zu nehmen. Der hält seinem Lieblingsspieler Accessoire um Accessoire hin, das unterschrieben werden soll: sein weißes T-Shirt, das neue Trikot, eine zweite Mütze, Autogrammkarten und dann noch Mamas Handy-Schutzhülle. Er hat schließlich nur dieses eine Treffen. „Willst du denn auch was von mir wissen?“, fragt Reus und dann kann auch Marion Schmidt sich nicht mehr zurückhalten. „Frag nach Dortmund, Tim“, ruft sie ihrem Jungen zu und der findet seine Stimme wieder. „Warum wechselst du?“, bringt er heraus und Reus erklärt ihm seine Beweggründe. Karriere machen, sich weiter entwickeln und Titel gewinnen, wolle er. Auch wenn er der Borussia unendlich viel verdanke.

Tims Mutter schießt Foto um Foto, bis Reus sich per Handschlag verabschiedet. „Alles Gute“, wünscht er Tim. Marion Schmidt hat Tränen in den Augen, der Junge selbst strahlt übers ganze Gesicht. Stolz begutachtet er sein beschriebenes T-Shirt: „Nie wieder. Das werde ich nie, nie, nie wieder waschen.“