Let's Dance – Gewichtheber Steiner rührt die Fans zu Tränen
Matthias Steiner, Olympiasieger von 2008, steht im Let’s-Dance-Finale. Zugetraut hat es ihm zu Beginn der Show keiner. Er selbst am allerwenigsten.
Essen.
Wer die Bilder noch vor Augen hat, wie dieser Klotz von Mann einst ackerte, um 200-Kilo-Gewichte in die Höhe zu stemmen, der wird ihn bei „Let’s dance“ kaum wiedererkannt haben: Matthias Steiner (32), Deutschlands olympischer Goldheld, nun vollschlank statt Kaventsmann, schwofte mit Knackpopo und im tailliertem Hemd übers Parkett. Kein Reißen und Stoßen, nein – dieser Mann kann Tango tanzen. Dass er es aber bis ins Finale schaffen würde (Freitag, 20.15 Uhr, RTL), hätte keiner für möglich gehalten. Ein bisschen steif war er doch immer noch im unteren Rücken.
Er selbst hat diesen Durchmarsch am wenigsten geahnt: „Ich habe gedacht, wenn ich fünf Sendungen überstehe, dann bin ich gut.“ Doch dann am letzten Freitag der Durchbruch: Steiner und die wunderschöne Ekaterina Leonova, die ihm als Profitänzerin überhaupt erst einmal auf die Beine geholfen hatte, tanzten „Contemporary“, also eine Art Freistil. Während man anfangs noch dachte, das könnte vielleicht in die Hose gehen, weil Steiner, der die ganze Zeit eher wie der harte Knochen rüberkam, in diesem Tanz ausschließlich auf Gefühl setzen wollte.
Steiners Ehefrau vergoss bei „Let’s Dance“ auf der Bühne Tränen
Doch der Tanz von Nähe und Distanz, Verlassen und Loslassen ging so unter die Haut, dass Steiners jetzige Ehefrau Inge (43) tränengerührt auf die Bühne stürzte. Und nicht nur sie war überwältigt, auch in der Jury und im Publikum wurden die Taschentücher gezückt. Gefühl pur!
Zum zweiten Mal hat Steiner mit der Erinnerung an seine verstorbene Frau die Nation bewegt. Das erste Mal war es 2008, als der stärkste Mann der Welt nach dem Reißen von 203 Kilogramm und dem Stoßen von 258 Kilo nicht nur die Goldmedaille in die Höhe hielt, sondern auch ein Foto seiner Frau Susann, die bei einem Autounfall ums Leben kam. Diesen bewegenden Moment haben selbst die noch im Kopf, die nicht mehr wissen, ob Steiner nun Gewichtheber oder Ringer ist.
Dass aus dem Koloss, der 2013 seine Karriere beendete, einmal ein Mann wird, der mit Hüftschwung und Lackschuhen Akzente setzte, war nicht abzusehen. Wer Beine wie griechische Säulen hat, wird vermutlich nicht unbedingt beim Cha-Cha-Cha punkten mögen. „Ich war ein absoluter Tanzmuffel. Auf unserer Hochzeit haben wir nur den Pflicht-Eröffnungswalzer getanzt, wenn man von dem, was wir da präsentiert haben, überhaupt von Walzer sprechen mag. Ich bin meiner Frau mit meinen damals 150 Kilo Körpergewicht mehr auf den Füßen herum getrampelt als zu tanzen.“
105 Kilo als Bremsklotz bei „Let’s Dance“
„Tanzbär“, so haben ihn die Kollegen in der Tanzstaffel voller Anerkennung getauft. Dass er dem Bild gerecht wurde, war harte Arbeit. Eine Eigenschaft, die ein ehemaliger Leistungssportler mitbringt: „Sport gehört zu mir wie die Luft zum Atmen. Daher macht es mir auch nichts aus, täglich acht bis zehn Stunden zu trainieren.“
Seine 105 Kilo allerdings waren schon ein Bremsklotz. Die Masse zu bewegen, koste Kraft. Wie gut, dass er es vom Gewichtheben gewohnt war, seinen Körper „zu schinden“. Im Vergleich dazu sei Tanzen angenehmer. So nett geradezu, dass er künftig auf Feiern durchaus aufs Parkett gehen würde. Muss ja nicht gleich der Freistil sein. Müssen ja nicht gleich alle wieder heulen.