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Labradoodle sind im Kommen

Labradoodle sind im Kommen

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Foto: Getty Images

Dortmund. 

Designer-Hunde wie Labradoodle sind „in“. Weil sie nur wenig Fell verlieren taugen die Mischlinge, die fast alle einen Pudel als Elternteil gemein haben, besonders für Allergiker.

Spätestens seit Präsident Obama einen „First Dog“ fürs Weiße Haus suchte, sind sie schwer in Mode: Designer-Hunde. Mischlinge nach Maß, gezüchtet meist zu dem einen Zweck: Hypoallergen sollen sie sein, möglichst nicht haaren. Und auf diesem Umweg hat sich der ungeliebte Pudel zurück in die Wohnzimmer geschlichen.

Der Pudel ist es, der die neuen Kreuzungen so attraktiv macht: Nicht nur, weil er als einer der klügsten Hunde gilt. Auch nicht, weil es ihn vom Handtaschen-Format bis zur XXL-Version gibt. Nein, vor allem deshalb: Er hat kein Unterfell, verliert daher kaum Haare – und er vererbt sein allergikerfreundliches Fell. Ob Labradoodle – also Labrador mit Pudel (engl. Poodle), Schnoodle (mit Schnauzer) oder Cockapoo (mit Spaniel): Pudel steckt immer mit drin.

Erst 1989 wurde der erste Labradoodle in Australien gezüchtet. Die blinde Pat Blum aus Hawaii war auf der Suche nach einem Blindenhund, ihr Mann allergisch gegen Tierhaare. Der australische Blindenhundverband kreuzte daraufhin einen Labrador mit einem Pudel und schickte der Familie Fellproben der Welpen. Es funktionierte: kein Husten, kein Schnupfen. Der Labradoodle als Designer-Hund war geboren. Die neue Kreuzung kam nach Amerika und wurde dort rasch zur neuen Moderasse.

Wobei: Eine Rasse im eigentlichen Sinne ist er nicht. Denn um die Fell-Eigenschaften zu erhalten, müssen die Ausgangsrassen immer wieder neu verpaart werden.

Für den Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) in Dortmund sind die Design-Kreuzungen denn auch „einfach nur Mischlinge“, so Geschäftsführer Leif Kopernik. „Die haben ihre Daseinsberechtigung, erfüllen aber keinerlei Rassestandards, wie der Weltverband sie fordert.“ Weder seien acht unabhängige Blutlinien bekannt, noch 100 Tiere registriert, die frei von Erbkrankheiten seien. Aber vielleicht – gibt Kopernik zu – sei es einfach noch zu früh von Rasse zu sprechen. Schließlich sei schon mancher Zuchthund durch gezielte Verpaarung für einen bestimmten Zweck hin entstanden. „Nehmen Sie nur mal den kurzbeinigen Dackel für die Jagd etwa – und wenn man dann bedenkt, dass alle Hunde vom Wolf abstammen…“

Eine solche Zucht-Selektion sei ein langwieriger Prozess. „Ob die Doodles dazu taugen, sei mal dahingestellt.“ Bis dahin rät der VDH-Mann Welpen-Käufern zur Vorsicht: Bei den Designer-Hunden werde dem Kunden suggeriert, Aussehen und Verhalten des Welpen seien vorhersehbar. Aber statt eines genügsamen Pudels könne eben auch der aktive Retriever durchschlagen. „Anders als beim Rassehund weiß man bei einem Mischling eben nie, was man bekommt.“

Das sieht Doris Niesing anders. Seit Jahren züchtet die 57-Jährige auf ihrem Bauernhof in Ochtrup mit ihrem Königspudel Falko Labradoodles und Goldendoodles – das Muttertier ist dabei Golden Retriever-Hündin Mara. „Die Welpen haben die Schönheit der Mutter und die Klugheit vom Vater“, schwärmt die Bäuerin. Freundliche, familientaugliche Hunde seien die Doodles, verspielt wie Retriever, gelehrig wie Pudel. Und als echte Mischlinge seien sie eben auch nicht durch Inzuchts-Erbkrankheiten be­lastet. „Doodles sind gesundheitlich stabil“, so Niesing.

Die Kritik von Hundeverbänden, das Nicht-Haaren sei nur eine Verkaufsmasche, lässt sie nicht gelten. „Ein Hund haart immer mehr als kein Hund.“ Aber im Vergleich zu einem reinrassigen Retriever verliere ein Doodle sehr viel weniger Fell – und sei damit besser für Allergiker.

„Ein guter Züchter lässt Sie immer erst testen, wie Sie auf die Hunde reagieren.“ Entweder auf dem Hof mit den Tieren selbst oder halt mit Haarproben. „Ein Kunde, ein Allergiker, hat ein paar Tage auf einem Kopfkissen geschlafen, in dem er Doodle-Haare gesteckt hatte.“ Auch das sei eine gute Methode herauszufinden, ob der Hund der richtige sei. „Der Mann reagierte nicht.“ Spaziergänger schon. Denen entfährt beim Anblick der Wuschel-Hunde meist: „Och, der ist aber niedlich!“

Da könnte selbst US-Präsident Obama ins Grübeln kommen, ob sein portugiesischer Wasserhund der richtige ist…