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„Kannibalen“-Droge macht Menschen zu bissigen Bestien

„Kannibalen“-Droge macht Menschen zu bissigen Bestien

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Foto: Vasil Vasilev
Neue „Kannibalen“-Droge führt auf der spanischen Urlaubsinsel zu Unruhen. Nach dem Konsum verwandeln sich Menschen in beißwütige Wesen. Auch auf der Partyinsel Ibiza ist die Droge bereits zu einem Problem geworden.

Magaluf. 

Erst verfolgte er Touristen am Strand und versuchte, sie zu beißen. Dann griff er Sanitäter und Polizisten an, die ihn überwältigen wollten. Am Ende waren zehn Beamte notwendig, um den 28-jährigen Engländer am Strand des mallorquinischen Urlaubsortes Magaluf zu bändigen. Er hatte offenbar eine neue Droge ausprobiert, welche nun auf den spanischen Urlaubsinseln Mallorca und Ibiza auftauchte und die Konsumenten in beißwütige Monster verwandelt. Deswegen wird dieses Rauschgift auch „Kannibalendroge“ genannt.

Ibiza hat sich als Drogeninsel längst einen Namen gemacht

Nachdem innerhalb kurzer Zeit mehrere Fälle solcher Beißattacken auf den beiden balearischen Ferieninseln bekannt wurden, fürchtet die spanische Antidrogenpolizei, dass dies erst der Anfang sein könnte. Möglicherweise versuche die Drogenmafia, das neue gefährliche Rauschmittel auf den Inseln einzuführen.

Vor allem Ibiza gilt als europäische Partyinsel, wo die Drogenszene sehr aktiv ist. Rauschgifte wie Ecstasy, Kokain und Marihuana sind dort unter jenen jungen Menschen aus ganz Europa, welche die ganze Nacht durchfeiern wollen, weit verbreitet.

Erst vor Kurzem beklagte der Chef der Gesundheitsbehörden auf den Balearen, Raúl Izquierdo, dass Ibiza der europäischen Drogenmafia als eine Art Versuchslabor diene. Die meisten neuen Drogen würden zuerst auf Ibiza ausprobiert, bevor sie auch auf Mallorca und in ganz Spanien angeboten werden. Es sei zudem höchst besorgniserregend, dass der Drogenkonsum auf den Ferieninseln „unaufhaltsam steigt“.

Die jetzt in Spanien aufgetauchte „Kannibalendroge“, die von den Wissenschaftlern auf den Namen Methylendioxypyrovaleron (MDPV) getauft wurde, ist eine Designerdroge, die erstmals vor zwei Jahren in den USA Schlagzeilen machte. Sie ist in der Szene auch unter den Namen Cloud Nine, Monkey Dust oder Magic bekannt.

Wie ein tollwütiger Hund

Im Jahr 2012 ereigneten sich in den USA mehrere Attacken, die ebenfalls mit dieser zerstörerischen ­Psychodroge in Verbindung gebracht wurden. Weltweites Aufsehen erregte damals vor allem der Fall eines Mannes, der in Miami einen Obdachlosen angefallen und ihn wie ein tollwütiger Hund immer wieder ins Gesicht gebissen hatte.

Die spanischen Drogenfahnder beschreiben MDPV als ein Rauschgift, das wie Kokain geschnupft, geraucht oder injiziert werden kann. Die Nebeneffekte seien unter Umständen brutal: „Der Stoff kann extreme Gewalttätigkeit, Wahnvorstellungen, Suizidabsichten oder eben auch kannibalische Anfälle auslösen“, heißt es.

Spanien gilt schon lange als europäisches Einfallstor für Rauschgifte. Vor allem von Haschisch, das fast ausschließlich aus Marokko übers Mittelmeer nach Südspanien geschmuggelt wird. Und von Kokain, welches aus Lateinamerika vorzugsweise zur nordspanischen Atlantikküste verschoben wird.

Ein Teil der in Spanien ankommenden Drogen wird in andere EU-Länder weitergeschmuggelt, erhebliche Mengen werden jedoch im eigenen Land konsumiert: Entsprechend gehören die Spanier beim Rauschgiftkonsum zu den europäischen Spitzenreitern.