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Heesters-Witwe Simone Rethel ist zurück im Leben

Heesters-Witwe Simone Rethel kehrt ins Leben zurück

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Foto: Getty Images
Er war die Liebe ihres Lebens. Heiligabend 2011 starb Simone Rethels Ehemann Johannes Heesters, den sie zärtlich „Jopie“ nannte. Nach langer Trauer kehrt sie jetzt wieder als Schauspielerin ins Fernsehen zurück.

Köln. 

Simone Rethel ist unterwegs. Spielt in Köln Theater. Bewirbt die Folge der „Garmisch-Cops“, in der sie am Mittwoch nach fast zehnjähriger Pause erstmals wieder als Schauspielerin ins Fernsehen zurückkehrt. Löffelt in Düsseldorf in der ZDF-Frühshow „Volle Kanne“ ein Früchtemüsli, diskutiert Herzensthemen wie Würde im Alter, liest ab und an in Kulturzentren aus ihrem neuen Buch „Sag nie, du bist zu alt“. Kein Stillstand, dafür ein wirklich ausgefüllter Tag für eine Frau, die man zuletzt eigentlich nur in einer Rolle kannte: als Ehefrau von Johannes Heesters.

Renè Heinersdorff half ihr zurück ins Leben

Dass dies die Rolle ihres Lebens ist, bleibt unbestritten. Ein Jahr ist Johannes Heesters jetzt tot, aber gegenwärtig ist er natürlich immer. Kein Interview ohne Erinnerungen an die gemeinsame Zeit, kein Tag, „an den ich nicht an ihn denke“, sagt eine Simone Rethel, die sich nach dem Verlust des Partners erst einmal aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hatte.

Treue Freunde bahnten den Weg zurück. Freunde wie René Heinersdorff, der im Kölner Theater am Dom die Komödie „Der Kurschattenmann“ inszeniert, wo Simone Rethel mit Weggenossen wie Volker Brandt, Beatrice Richter oder Christine Schild auf der Bühne steht, dazu eine enge Vertraute wie Ingrid Steeger, „deren Dackel aus der gleichen Zucht wie unser Hund stammte“. Und die „Garmisch-Cops“, die fand sie schon wegen der Schwester-Serie „Rosenheim-Cops“ klasse. In der Folge „Badeschaum für einen Toten“ spielt sie die Witwe eines ermordeten Geschäftsmannes, die selbst in Verdacht gerät. „Mehr darf ich aber nicht verraten, ist ja ein Krimi!“

„Jopie“ und „Poppy“

Hat sie Johannes Heesters insgeheim um Rat gefragt, als sie sich für diese Rolle entschied? „Das muss ich nicht, wir waren so vertraut, dass wir immer wussten, was der andere dachte.“ So sehr schwangen die Herzen im Gleichklang, dass der eine sogar die kleinen Marotten des anderen übernahm. Johannes, den Simone natürlich „Jopie“ nannte, sprach beispielsweise von sich stets nur in der dritten Person: „Jopie wird jetzt noch eine Zigarette rauchen.“ Und Simone, die von Jopie „Poppy“ genannt wurde, („nach dem französischen Poupee, also Püppchen“) ging in die Küche mit den Worten „Poppy wird jetzt schon den Salat vorbereiten“.

So war das, in einer Liebe, die früh begann. Mit zehn sah Simone Rethel den Johannes Heesters erstmals im Kino, mit 14, als die anderen Beatles-Plakate an die Wand pinnten, hing in ihrem Schlafzimmer ein Jopie-Porträt. Mit 15, als sie bereits ihre erste große Rolle übernahm, Wilhelm Buschs „Fromme Helene“, schlich sie nach den Proben heimlich ins Theater, wo Johannes Heesters gerade auftrat.

„Wir haben immer nach vorn geschaut und den Tod verdrängt“

Später, viel später, wurden sie ein Paar, 1992 wurde geheiratet. Poppy war damals 42, Jopie war 88, und manch ein unbedarfter Beobachter ist über den Altersunterschied gestolpert. „Für uns war das nie ein Thema,“ erklärt eine Simone Rethel, die sich gegen solche Anfeindungen gewappnet hat und seitdem die Diskriminierung des Alters unermüdlich bekämpft. „Wir haben immer nach vorn geschaut und Krankheit oder gar den Tod bewusst verdrängt.“ Vor ziemlich genau einem Jahr ist Johannes Heesters dann doch schwer erkrankt, am Heiligabend 2011 im Alter von 108 Jahren gestorben.

Auftritte in der Öffentlichkeit planten sie bis zuletzt gemeinsam, aber alleine vor der Kamera stand die 63-Jährige schon lange nicht mehr. Lampenfieber? „Die Schauspielerei verlernt man nicht, das ist wie Fahrradfahren.“ Und dann erzählt Simone Rethel noch, dass sie eigentlich „Simon“ ohne e, wie im Französischen, ausgesprochen wird, weil ihre Eltern Simone de Beauvoir sehr verehrten. Eltern, die ihre Begeisterung, ihre künstlerischen Talente an die Tochter weitergaben, weshalb Simone Rethel auch regelmäßig ihre Bilder und Fotografien ausstellt. Kein Wunder, dass sie viel unterwegs ist.