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RTL-Bericht: Klauten ehrenamtliche Mitarbeiter der Berliner Tafel den Bedürftigen die Spenden weg?

RTL-Bericht: Klauten ehrenamtliche Mitarbeiter der Berliner Tafel den Bedürftigen die Spenden weg?

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ARCHIV - Eine Mitarbeiterin verteilt Waren an Bedürftige in der Lebensmittelausgabe „Laib und Seele“ der Berliner Tafeln am 24.04.2013 in der Ev. Advents-Zachäus-Kirchengemeindein Berlin. (zu dpa: „Berliner Tafel sucht mehr als 50 ehrenamtliche Helfer“ vom 10.04.2017) Foto: Stefan Schaubitzer/dpa./dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ Foto: dpa
  • Ein TV-Bericht erhebt schwere Vorwürfe
  • Ehrenamtliche Mitarbeiter der Berliner Tafel sollen sich Spenden in die eigene Tasche gesteckt haben
  • Die Berliner Tafel will den Fall aufklären

Berlin. 

Haben sich Ehrenamtliche einer Ausgabestelle der Hilfsaktion „Laib und Seele“ an Sachspenden für Bedürftige bereichert? Diesen schweren Vorwurf erhebt ein TV-Bericht des RTL-Magazins „Punkt 12“.

Demnach sollen sich ehrenamtliche Mitarbeiter einer Ausgabestelle in Berlin-Reinickendorf unter anderem an hochwertigen Hygiene- und Markenartikeln bedient haben. In der RTL-Reportage heißt es, Mitarbeiter hätten eine ganze Lkw-Ladung mit Spenden für private Zwecke umgeleitet, die Spenden vorab aussortiert und sich dann die besten Stücke tütenweise selbst gesichert.

„Na ja, so ne‘ Ware weckt immer Begehrlichkeiten“, erklärt ein Informant dem RTL-Reporter und weiter: „Bei dem und dem musst Du mal im Keller gucken, der hat bestimmt 40 Kisten von uns.“

Berliner Tafel prüft den Fall

Die Berliner Tafel bestätigt den TV-Bericht und prüft derzeit den Fall von möglicher Veruntreuung von Spenden. „Wir stehen noch am Anfang unserer Recherchen und Untersuchungen“, sagte Tafel-Geschäftsführerin Antje Trölsch am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst.

Mittlerweile sei bekannt, in welcher der insgesamt 45 Berliner Ausgabestellen sich Unregelmäßigkeiten ereignet haben sollen, betonte Trölsch. Erste Gespräche mit den Mitarbeitern seien bereits geführt worden. Konkreter wollte sich die Tafel-Geschäftsführerin zum Schutz der nicht beteiligten Mitarbeiter noch nicht äußern.

„Sollten sich die Vorwürfe als wahr herausstellen, werden wir uns von den verantwortlichen Mitarbeitern trennen“, betonte Trölsch. Sie verwies darauf, dass die angeführten Tatbestände im Widerspruch zu den ethischen Grundsätzen von „Laib und Seele“ stünden.

Angst vor Imageverlust

Trölsch warnte auch vor einem möglichen Imageverlust der Hilfskampagne durch den Fall. „Das ist alles sehr unerfreulich. Wir hoffen natürlich, dass die Vorwürfe bald geklärt werden im Sinne von Transparenz und Glaubwürdigkeit“, betonte die Tafel-Geschäftsführerin weiter.

„Laib und Seele“ ist eine Aktion der Berliner Tafel, der Kirchen und des RBB. An insgesamt 45 Ausgabestellen in Berlin werden jeden Monat gespendete Lebensmittel an rund 50.000 Bedürftige ausgegeben.

Die Arbeit erfolgt demnach ausschließlich durch ehrenamtliche Mitarbeiter. Insgesamt organisieren rund 1.300 Ehrenamtliche die Lebensmittelausgabe an Bedürftige. Ein Teil der Ehrenamtlichen habe aufgrund eigener Bedürftigkeit selber das Recht auf den Erhalt von Lebensmitteln, hieß es weiter. (epd/jha)