Der letzte Überlebende der Hindenburg-Katastrophe stirbt mit 92 Jahren
Der letzte Überlebende der „Hindenburg“-Katastrophe vom 6. Mai 1937 – Werner Franz – ist im Alter von 92 Jahren in Frankfurt gestorben. Der Frankfurter war 14 Jahre alt, als er 1937 im Zeppelin „Hindenburg“ seinen Dienst als Kabinenjunge tat – und bei dessen Absturz mit dem Leben davonkam
Frankfurt.
Seit ein paar Jahren war er schon deshalb berühmt, weil er der Letzte war. Der letzte Überlebende der Hindenburg. Jetzt ist Werner Franz im Alter von 92 Jahren gestorben – 77 Jahre nach der Luftschiff-Katastrophe von Lakehurst.
Damals ist er 14, hat gerade die Schule beendet und ist „verrückt nach Luftschiffen“, wie Franz später erzählt. Bildchen der fliegenden Zigarren sammelt er und wenn wieder einer in Frankfurt angekündigt ist, dann rennt er raus und wartet auf ihn. Natürlich bewirbt er sich, als sie auf der Hindenburg einen neuen Kabinenjungen suchen. „Der Gedanke, dass ich auf einem Zeppelin mitfahren und fremde Länder sehen könnte, war schon überwältigend.“
Beim Schicksalsflug der „Hindenburg“ ist er zum fünften Mal an Bord. Für 60 Mark im Monat bedient er die Offiziere und Kapitäne bei den Mahlzeiten, trägt Speisen auf, räumt das Geschirr ab.
Zwischendurch aber nimmt er sich Zeit, von oben auf die Welt hinabzublicken. „Ganz vorne am Bug befand sich ein Sitzplatz mit einem kleinen Tisch. Der Ausblick von dort war einmalig.“ Vor allem über New York. „Das war überwältigend. Die Hochhäuser, die ich da zum ersten Mal gesehen habe. Die Häuserschluchten, das Gewimmel der Autos, mit Menschen. Da konnte ich mich kaum losreißen.“
200.000 Kubikmeter Wasserstoff verwandeln Schiff in ein Inferno
Am 6. Mai 1937 muss er das auch nicht. Ein Gewitter verzögert die Landung der 245 Meter langen Hindenburg im nahe gelegenen Lakehurst. Als das Luftschiff mit mehrstündiger Verspätung endlich am Boden festmachen will, bricht im Heck aus nie ganz geklärter Ursache ein Feuer aus.
200.000 Kubikmeter Wasserstoff verwandeln Schiff und Landeplatz in ein Inferno. 35 der 97 Menschen an Bord kommen bei der Katastrophe ums Leben. Franz überlebt. Als die Hindenburg nach hinten wegsackt und eine Feuerwalze auf ihn zurollt, kippen Wasserfässer um, ergießen sich über seinem Kopf. Franz: „Nur deswegen habe ich das überstanden.“
Äußerlich ist er unverletzt, hat nur ein paar Kratzer. Aber innerlich hat das Unglück Spuren hinterlassen. Die Bilder lassen ihn nicht mehr los, Panikattacken quälen ihn viele Jahre. Auf gewisse Weise aber wird er auch dankbarer.
„Ich hatte erfahren, was das Leben wert ist, dass man jeden Tag genießen sollte. Und das habe ich auch getan“, hat der Frankfurter später immer wieder erzählt. Mit dem Schiff fährt er 1937 nach Deutschland zurück, lernt Feinmechaniker, übersteht den Krieg als Bordfunker, gründet eine Familie und arbeitet bis zur Pensionierung als Fernmeldetechniker.
Ganz los lässt ihn die Geschichte aber nicht. Viele Jahre führt er Besucher durch die Zeppelin-Halle einer Luftschiff-Reederei. Und immer wieder – aber viele Jahre nur sehr stockend – spricht er über die letzten Minuten der Hindenburg. Es falle ihm nicht leicht, hat er mal gesagt. „Aber ich möchte, dass man sich erinnert.“