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Bundespräsident Gauck ruft zum Erhalt des Qualitätsjournalismus auf

Bundespräsident Gauck ruft zum Erhalt des Qualitätsjournalismus auf

Fünf Journalisten sind in Berlin mit dem Theodor-Wolff-Preis für herausragenden Zeitungsjournalismus ausgezeichnet worden. Bundespräsident Joachim Gauck würdigte die Texte der Preisträger am Mittwochabend als „Spitzenprodukte des deutschen Journalismus“. Das Staatsoberhaupt hob auch die Bedeutung der freien Presse und des Qualitätsjournalismus hervor.

Berlin (dapd). Fünf Journalisten sind in Berlin mit dem Theodor-Wolff-Preis für herausragenden Zeitungsjournalismus ausgezeichnet worden. Bundespräsident Joachim Gauck würdigte die Texte der Preisträger am Mittwochabend als „Spitzenprodukte des deutschen Journalismus“. Das Staatsoberhaupt hob auch die Bedeutung der freien Presse und des Qualitätsjournalismus hervor.

Der vom Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) ausgelobte Preis gilt als die renommierteste Auszeichnung der Zeitungsbranche. Er wurde in diesem Jahr zum 50. Mal vergeben. Die diesjährigen Preisträger sind Harald Martenstein, Alexander Gorkow, Volker Zastrow, Lars Fischer und Philip Cassier.

„Wir brauchen als Demokraten eine vielfältige und freie Presse“, betonte Gauck in seinem Grußwort. „Wir können ohne sie kein wahrhaftiges Bild von der Wirklichkeit gewinnen, die uns umgibt.“ Eine unfreie Presse wie er sie in der DDR erlebt habe, sei „Gift für die Gesellschaft“.

Qualitätsjournalismus zeichne sich durch Sachkenntnis, einen Ethos der Wahrhaftigkeit sowie die Trennung von Meinung und Bericht aus, fügte Gauck hinzu. Somit sei er auch ein Gegengewicht zum „Meinungs-Tsunami“ im Internet, „wo jeder posten und pesten kann, wie er will“. Das Internet ermögliche aber gleichzeitig einen herrschaftsfreien Diskurs, betonte Gauck. Gerade in nicht-demokratischen Staaten sei dies wichtig: „Ich hätte mir gewünscht, wir hätten das 1989 auch schon gehabt.“

Gauck sagte, die Presselandschaft in Deutschland sei noch immer von einer „eindrücklichen Vielfalt“. Dies gelte auch für den Lokaljournalismus. Er beobachte aber auch bedrohliche Tendenzen, sagte er mit Blick auf Einsparungen in den Verlagshäusern. Ein radikaler Sparkurs könne aber nicht die einzige Antwort auf die Krise sein, mahnte Gauck

Der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer AG, Mathias Döpfner, rief dazu auf, nicht zu viel „selbstkritische und fatalistische Stimmung“ zu verbreiten. Der professionelle Journalismus sei durch das Internet nicht bedroht und werde auch in Zukunft nicht überflüssig. Von Nutzern erzeugte Inhalte seien eine wertvolle Ergänzung, aber kein Ersatz. Er sei sich zwar nicht sicher, was die Zukunft der gedruckten Zeitung betreffe. „Ich bin mir aber sicher, dass der Zeitungsjournalismus eine hervorragende Zukunft hat“, betonte der Verlagschef. Das Medium spiele dabei nicht die entscheidende Rolle.

Harald Martenstein erhielt den Preis in der Kategorie „Kommentar/Glosse/Essay“ für seinen in der Wochenzeitung „Die Zeit“ erschienenen Essay „Der Sog der Masse“. Dieser sei nicht nur ein „überzeugendes Plädoyer für das eigene Urteil“, befand die Jury. Martenstein entzaubere auch „die naiven zeittypischen Vorstellungen von der angeblichen Überlegenheit der ‚Schwarmintelligenz'“.

Alexander Gorkow („Süddeutsche Zeitung“) wurde für sein Porträt des Schauspielers Matthias Brandt in der Kategorie „Allgemeines“ ausgezeichnet. Der Autor komme Brandt so nah, dass der Leser glaube, „den Schauspieler nun wirklich zu kennen“. Einen weiteren Preis in der Kategorie „Allgemeines“ erhielt Volker Zastrow („Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“) für seine Analyse des Rücktritts von Ex-Minister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU). Gelobt wurden Zastrows klare Analyse, seine genaue Beobachtung sowie „die brillante Sprache“.

Lars Fischer wurde in der Kategorie „Lokales“ für seinen Artikel „Ein gefundenes Fressen“ („Wümme-Zeitung“) ausgezeichnet, in dem er beschreibt, wie er sich zusammen mit seiner Tochter eine Woche lang aus Abfallcontainern von Supermärkten ernährte. Ebenfalls in der Sparte „Lokales“ wurde Philip Cassier („Berliner Morgenpost“) für seine „mustergültige Porträt-Reportage“ über zwei jüdische Frauen in Berlin geehrt.

Namensgeber des Preises ist der langjährige Chefredakteur des „Berliner Tageblatts“, Theodor Wolff (1868-1943), der 1933 vor den Nazis ins französische Exil fliehen musste. Dort wurde er verhaftet und an die Gestapo ausgeliefert. Er starb 1943 im Jüdischen Krankenhaus in Berlin.

Mehr als 400 Autoren wurden bislanf mit dem Theodor-Wolff-Preis geehrt. Im kommenden Jahr können erstmals auch Beiträge eingereicht werden, die ausschließlich online auf den Webseiten der Zeitungen erschienen sind.

dapd