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Attila Hildmann ist der Jamie Oliver der veganen Küche

Attila Hildmann, der Jamie Oliver der veganen Küche

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Foto: Attila Hildmann
Den „Jamie Oliver der veganen Küche“ nennen sie ihn: Attila Hildmann (30). Noch vor zehn Jahren vertilgte er am liebsten Burger und Döner, heute steht sein Name für die junge, kreative Küche ohne tierische Produkte. Auf YouTube hat der Berliner eine eigene Kochshow, die erste vegane überhaupt, im Fernsehen kocht er zuletzte Chili für Stefan Raab und gerade erschien sein viertes Buch.

Essen. 

Deutschlands Vegan-Koch Nr.1 (

MDR

) klingt noch reichlich verstrubbelt, als wir ihn um halb elf in Berlin erre ichen, erinnert sich aber an den vereinbarten Telefon-Termin. „Ich ruf gleich zurück“, entschuldigt sich der 30-Jährige. Keine Minute und einen „Matcha-Latte-Shake“ später tut er genau das. Und jetzt klingt er voll fit. „Geil, das Zeug“, erklärt

Attila Hildmann. Ute Schwarzwald

sprach mit ihm über sein neues Buch, alte Feinde, gute Vorsätze und schlechtes Essen.

Die ersten am Neujahrstag mit eisernem Willen begonnenen Diäten sind schon wieder beendet worden, aus Frust, weil der Erfolg ausblieb. Sie wogen mit 19 gut 105 Kilo. Heute sind es 75.

Ja. Und vor allem Muskeln! So was funktioniert aber nicht mit Crash-Diäten, die tun nur weh, die hält keiner durch.

Auslöser Ihrer Abnahme war der Herzinfarkt-Tod Ihres Vaters vor zehn Jahren…

Am ersten Tag unseres Skiurlaubs in der Schweiz starb er, vor meinen Augen. Das hat mich sehr mitgenommen, obwohl er bereits zwei Infarkte und eine Bypass-Operation hinter sich hatte. Ich selbst war damals stark übergewichtig, antriebslos und hatte zu hohe Cholesterin-Werte – wie er. Irgendwas muss passieren, sagte ich mir. Und strich von einem Tag auf den anderen das Fleisch vom Speiseplan.

Sie stellten zunächst auf vegetarische und erst später auf vegane Kost um?

Ja. Nach den ersten, heftigen Entzugserscheinungen fand ich die fleischlose Küche sehr lecker. Ein neuer Kosmos tat sich mir mit ihr auf – toll. Aber am Gewicht änderte sich nichts, mein Cholesterin-Spiegel stieg sogar. Was, wie ich später herausfand, wohl daran lag, dass ich alles mit Sahne und fettem Käse verfeinerte… Also ließ ich das sein, versuchte es vegan – und blieb dabei.

Okay, Veganer leben gesünder. Aber helfen sie darüber hinaus wirklich, den Klimawandel und die Armut in Afrika zu stoppen, wie Sie in Ihrem Buch behaupten?

Ja. Essen ist fast wie eine Revolution. Je länger du dabei bist, desto mehr merkst du, welchen Einfluss Ernährung hat. Wenn wir besser essen würden, könnten wir viel erreichen. Denn das Abschmelzen der Polkappen wird vor allem durch unsere Viehhaltung verursacht. Die Methan-Ausscheidungen der Kühe sind klimaschädlicher als der CO2-Ausstoß des gesamten Verkehrs… Es wird Zeit, dass wir dieses Wissen verbreiten.

Sind Veganer die besseren Menschen?

Auf gar keinen Fall. Diese Art zu denken, ist komisch. Aber ich fühl’ mich besser, seit ich auf tierische Produkte verzichte, unglaublich gut sogar. Meine Akne ist weg und 2011 hab ich einen Triathlon gemacht. Mit 19 hätte ich davon nicht einmal geträumt.

Apropos komisch. Veganer müssen sich oft gegen den Vorwurf wehren, sie seien miesepetrige Sektierer. Sie geben offen zu Junkfood-Fan zu sein, in Ihrem Buch finden sich Rezepte für Panna Cotta und Tiramisu. Damit haben Sie sich in der Szene nicht nur Freunde gemacht…

Und Lederschuhe trag’ ich auch noch! Ich bin halt nicht der Typ, der sich samstags mit einem Plakat „Fleischessen ist Mord“ in die Fußgängerzone stellt. Ich denke undogmatisch. Wenn jeder nur eine Mahlzeit am Tag oder eine pro Woche austauscht, ist das doch schon was. Ich lebe gut mit meinen Feinden und ihren Hass-Mails, halte es für wichtiger zu zeigen, dass Veggies keine Spinner sind.

Auf Ihren Zutatenlisten finden sich Dinge wie Seitan und Tempeh. Im Supermarkt kriegt man das nicht, oder?

Stimmt. Schade. Aber Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte gibt’s da auch. Ansonsten empfehle ich sowieso den Bioladen. Es kann doch nicht sein, dass wir Milliarden in die Behandlung von Zivilisationskrankheiten stecken und kaum etwas in natürliche Lebensmittel, die uns gut tun; oder dass Bio-Lebensmittel einen Marktanteil von nur drei Prozent haben, der Staat aber die Massentierhaltung subventioniert.

Was gibt’s heute Mittag?

Moment, da muss ich mal kurz den Kühlschrank checken… hm, Kürbis, Brokkoli, Rote Beete, Zuckerschoten… , okay. Es gibt Aubergine mit Zucchini-Thymian-Füllung und Tomate. Überbacken mit Mandel-Creme-Kruste!