Oberhausen.
So groß hatte ich es nicht erwartet. So jenseits von allem Bekannten, allem Provinziellen auch nicht.
Das Centro in Oberhausen: Lange hatten meine Eltern davon gesprochen, dass es bald fertig werden würde. Zur Eröffnung am 12. September 1996 drängten wir uns dann zu dritt durch die staunenden Massen im größten Einkaufszentrum, das wohl alle Anwesenden je gesehen hatten.
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Ich war damals 12 Jahre alt und völlig überwältigt vom Kommerz, von Glas und spiegelnden Böden, von all dem Amerika-Flair, das hier über mich schwappte.
Ich war ein Fan der ersten Stunde und bin es geblieben. Heute wohne ich in Oberhausen und sehe, dass es der Innenstadt nicht gut geht. Die Neue Mitte überstahlt die alte und zieht die Kaufkraft ab.
Oft ist es mir auch zu laut im Centro, zu voll, zu künstlich, zu anstrengend. Zu kapitalistisch.
Und doch finde ich mich immer wieder hier. Weil das Centro einfach alles an einem Ort bietet. Und weil dieses nostalgische Gefühl in mir geblieben ist. Diese Ahnung von großer, weiter Welt, die es mir Dorfkind vom Niederrhein damals gegeben hat.
Damals, Ende der 90er, gab es den großen Anbau am Mitteldom noch nicht, in dem heute Peek & Cloppenburg ist. Stattdessen ging man dort durch den zentralen Eingang, der mit seinen futuristischen Spiral-Pinnen links und rechts (waren die eigentlich für irgendwas gut?) schon ahnen ließ, was drinnen zu erwarten war.
Lebensmittel kaufen in „Charlies’s Farm“
In den Anfangszeiten des Centros konnte man in „Charlie’s Farm“ noch Lebensmittel einkaufen (sogar importierte aus den USA, das war mir mit 12 Jahren offenbar so wichtig, dass ich mich noch immer daran erinnere). Ein Konzept, das bald scheiterte. Stundenlang Milchtüten durchs Centro zu schleppen klingt auch – na ja, mäßig gut.
Marktstände mit Wolf-Shirts in der Bunten Gasse
Länger hielt sich die „Bunte Gasse“ vor der Coca-Cola-Oase. Die besteht heute aus kleinen Ladenlokalen, die Süßigkeiten, PC-Spiele oder Krimskrams anbieten. 1997 war das zwar ähnlich – aber das Areal hatte einen gemütlichen Marktstand-Look, samt Dächern und Auslagen. Hier konnte man sich bummelnd Schmuck, Teddybären und gebatikte Wolf-Shirts ansehen.
Stärkung im „Planet Hollywood“
Anschließend ein Abstecher ins „Mövenpick Marché“ oder ins „Planet Hollywood“ auf der Promenade (heute Alex), und der weitere Shopping-Tag war gerettet. Leider durfte man seinen geliebten Hund noch nicht mit ins Einkaufszentrum nehmen. Dafür konnten Raucher ihre Pausen noch drinnen machen: Überall in den Gängen standen Aschenbecher.
Lasershow auf der Promenade
Abends stoppte der Schlenderschritt über die Centro-Promenade dann bei der Lasershow: Zu John Miles‘ „Music (Was My First Love)“ bestaunten die Besucher tanzende Kreise, Quadrate, Noten und Saxophone aus scharf-buntem Licht.
Das Centro heute: neue Farben, neues Logo
Seitdem hat sich einiges getan im Centro: Das Grün, einst die Signalfarbe des Shopping-Tempels, ist einem modernen Schwarz-Grau gewichen. Auch das Logo ist neu. Ladenlokale wechselten, der Anbau vergrößerte das Centro. Im Mitteldom leuchten rundum LED-Bildschirme. Um nur einige Neuerungen zu nennen.
Und doch ist es jedes Mal wieder da, dieses Gefühl aus der Kindheit: Ob ich etwas kaufe, ein Eis esse oder nur ziellos bummele – für ein paar Stunden trete ich in eine andere Welt.