Die Unternehmen des scheidenden RWE-Chefs verzeichnen Zuwächse. Doch in die Zukunft blickt das Management der Georgsmarienhütte mit Sorgen.
Mülheim.
Die Firmengruppe des scheidenden RWE-Chefs Jürgen Großmann hat einen kräftigen Gewinnzuwachs verzeichnet. Im vergangenen Geschäftsjahr erwirtschaftete die niedersächsische Georgsmarienhütte-Gruppe einen Jahresüberschuss in Höhe von 52 Millionen Euro – das waren 33 Millionen mehr als im Vorjahr. Der Umsatz kletterte um knapp 460 Millionen Euro auf 2,86 Milliarden Euro.
Zur Unternehmensgruppe, deren Alleineigentümer Großmann ist, zählen rund 50 Firmen – darunter Stahlbetriebe, Schmieden, Gießereien und Anlagenbauer. Rund ein Drittel des Umsatzes erwirtschaftet die GMH-Gruppe in Nordrhein-Westfalen. Viele Betriebe befinden sich im Ruhrgebiet – zum Beispiel die traditionsreiche Friedrich Wilhelms-Hütte in Mülheim oder die Firmen Bochumer Verein Verkehrstechnik, Energietechnik Essen, Wista Stahlhandel in Witten, die Dortmunder Rohstoff Recycling GmbH und das Unternehmen Walter Hundhausen in Schwerte.
Zuletzt hatte die Firmengruppe von der guten Konjunktur profitiert. Die Zahl der Mitarbeiter stieg von knapp 9700 auf gut 10 500. Der positive Trend werde sich voraussichtlich fortsetzen, erklärte Personalchef Harald Schartau, der frühere NRW-Arbeitsminister, bei der Bilanzvorlage in Mülheim. Die Georgsmarienhütte profitiert unter anderem von der guten Nachfrage durch die Automobilindustrie.
„2016 wird Bochum abgeschaltet werden, ziemlich sicher“
GMH-Geschäftsführer Peter van Hüllen sprach von einem „zufriedenstellenden Geschäftsjahr“. Angesichts der deutschen Energiepolitik blickt er allerdings mit Sorgen in die Zukunft. „Was einen schier verrückt macht, ist das Gefühl der Ohnmacht“, sagte er. „Keiner weiß, wo die Reise hingeht.“ Da es an Planungssicherheit mangele, habe die GMH-Gruppe vorerst einen Investitionsstopp für größere Vorhaben in den stahlerzeugenden Betrieben verhängt.
Durch die Folgen des Atomausstiegs sieht Peter van Hüllen die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Stahlindustrie in Gefahr. „Die Menetekel an der Wand sind sichtbar: in Krefeld und in Bochum “, sagte er in Anspielung auf die geplanten Einschnitte nach dem Verkauf der Thyssen-Krupp-Edelstahlsparte an den finnischen Konzern Outokumpu. „2016 wird Bochum abgeschaltet werden, ziemlich sicher.“
Der Manager unterstrich, wie wichtig bezahlbare Strompreise für die GMH-Gruppe sind. Die Ausgaben für Energie machten rund 15 bis 20 Prozent der Produktionskosten aus. 67 Prozent ihrer Umsätze erwirtschaftet die Firmengruppe in Deutschland. „Wir können hier nicht einfach verschwinden“, betonte van Hüllen. Bisher bezieht die Georgsmarienhütte ihren Strom vom baden-württembergischen Energieriesen EnBW. Ab 2013 werde die GMH-Gruppe allerdings vom europäischen Stromkonzern Enovos versorgt – zunächst für drei Jahre. Dass EnBW nicht zum Zug komme, sei ebenfalls „Folge des Atomausstiegs“, erklärte van Hüllen.