Der Hamburger Rechtsanwalt Arne Heller erhebt schwere Vorwürfe gegen das Dortmunder Finanzhaus Dr.-Peters-Gruppe. Er vertritt Anleger, die Erspartes durch einen Dortmunder Schiffsfonds verloren haben sollen. Die Kleinanleger fühlen sich schlecht beraten und getäuscht.
Dortmund.
Es ist ein ausnahmsweise mal sonniger Tag in Hamburg. Doch für die Handvoll Wutbürger, die vor den Glaspalästen der Finanzbranche in der Hansestadt demonstriert, hängen die Wolken schon ganz lange ganz tief. „Abgezockt“ fühlen sie sich, von „Finanzpiraten“ um ihre Altersvorsorge gebracht. „Schiffsfonds-Opfer wollen ihr Geld“ steht auf einem der bunten, selbst gemachten Demo-Schilder. Es sind Bilder, wie man sie seit den Tagen der Finanzkrise 2008/2009 kennt.
Doch der Zorn der Kleinanleger an der Alster richtet sich diesmal nicht gegen die Banken, sondern gegen die Emissionshäuser, die die Fonds aufgelegt haben. Das ist neu. Der Hamburger Anwalt Arne Heller hat 260 geschädigte Anleger hinter sich versammelt, die infolge schlechter Beratung und mangelhafter Produktinformationen insgesamt rund 100 Millionen Euro verloren haben sollen. Und: Heller will die Angelegenheit jetzt strafrechtlich prüfen lassen. Besonders im Visier hat er die Dortmunder Fonds-Gesellschaft Dr.-Peters-Gruppe.
Im Namen von 70 Anlegern will Heller bei der Staatsanwaltschaft Dortmund Strafantrag gegen den Geschäftsführer und einen ehemaligen Geschäftsführer des in der Westfalenmetropole höchst angesehenen Unternehmens stellen, das wegen seiner vielen Schiffsbeteiligungen salopp auch als größter Reeder an der Ruhr bezeichnet wird. Der Antrag ist ausformuliert. Kernvorwurf: Kapitalanlagebetrug und gewerbsmäßiger Betrug.
Fonds lockte 350 Kunden an
Der Vorgang hat Seltenheitswert. Zwar ist es infolge der Finanzkrise zu zahllosen Prozessen geschädigter Anleger gegen Bank- und Finanzberater gekommen. Doch dabei ging es auf zivilrechtlichem Weg überwiegend um Schadenersatz für Verluste. Persönlich wurden Vertreter der Banken- und Finanzwirtschaft so gut wie nie zur Rechenschaft gezogen. Käme es aber im aktuellen Dortmunder Fall zu einem Urteil, drohte den Beklagten sogar eine Gefängnisstrafe von bis zu fünf Jahren.
Der Vorwurf von Anwalt Heller wiegt schwer. Wurden die Anleger des DS-Renditefonds 132 von der Dr.-Peters-Gruppe tatsächlich gezielt getäuscht? Das im Juni 2008 zur Finanzierung von zwei Containerschiffen aufgelegte Papier mit einem Gesamtvolumen von 42 Millionen Euro lockte bei einer Mindesteinlage von 20 000 Euro insgesamt 350 Kunden an, fast ausschließlich Kleinanleger, die ihr Erspartes oder ihre Altersvorsorge in die angeblich so renditestarken Schiffspapiere gesteckt und nun alles verloren haben. Heller: „Der Fonds ist heute pleite. Die beiden Schiffe dümpeln als Verlustbringer in den Häfen herum. Eine Ausschüttung ist nie erfolgt.“
Hohe Charterraten versprochen
Im Gegenteil: Schon 2010 seien die Kunden aufgefordert worden, zusätzliches Geld in den Fonds nachzuschießen. Der Fonds hat eine Laufzeit bis 2025. Anwalt Heller glaubt nachweisen zu können, dass die Dortmunder bewusst falsche Angaben zu den erreichbaren Charterraten gemacht haben, weil Dr. Peters die beiden 148 Meter langen Schiffe bereits vor Ausbruch der Weltwirtschaftskrise gekauft und anschließend mit zu hohen Ertragsversprechungen operiert habe, um genügend Anleger anzulocken. Heller: „Den Kunden wurden Raten von 12 000 Euro pro Tag versprochen, als die Charter schon auf 8500 Euro gefallen war.“
Bei Dr. Peters sieht man der möglichen Strafanzeige gelassen entgegen. Zwar räumt Unternehmenssprecher Pascal Holz ein, der Fonds 132 laufe „nicht prospektgemäß“. Die Betriebs- und Finanzierungskosten der Schiffe überstiegen die Chartereinnahmen, so dass derzeit keine Ausschüttungen an die Anleger geleistet werden könne. Zum Zeitpunkt der Fondsausgabe 2008 habe man aber nicht absehen können, dass sich das Frachtgeschäft derart schlecht entwickeln würde. Man tue alles, um den Totalverlust der Anleger im DS 132 zu vermeiden. Holz äußerte sich auch zu den Vorwürfen des Hamburger Anwalts: „Die Behauptungen Hellers sind schlicht falsch. Die Fondsgesellschaft ist nicht pleite, sondern nach wir vor existent und führt die beiden Containerschiffe DS Activity und DS Agility bestmöglich durch wirtschaftlich stürmische See.“ Die beiden Schiffe seien voll verchartert, darüber hinaus sei im Jahr 2008 eine Ausschüttung in Höhe von 1,2 Millionen Euro an die Anleger erfolgt.
Die Verbraucherzentrale warnt vor Anwälten, die sich geschädigte Anleger als neue Einnahmequelle erschlössen. „Den Leuten wird weisgemacht, sie bekommen ihr Geld zurück“, so Bankenexperte Markus Feck. Ein Totalverlust drohe bei risikoreichen Papieren wie Schiffsbeteiligungen aber immer.