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Karstadt-Eigner Berggruen sucht Frau fürs Leben

Karstadt-Eigner Berggruen sucht Frau fürs Leben

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Karstadt-Besitzer Nicolas Berggruen in New York. Foto: Claire Schneider
20.000 Karstadt-Mitarbeiter sorgen sich um ihre Arbeitsplätze. Der Ruf nach Investitionen für die kriselnde Warenhauskette wird immer lauter. Kritik gibt es inzwischen auch vom Hemden-Lieferanten Olymp. Doch Eigentümer Nicolas Berggruen schweigt und kündigt stattdessen an, heiraten zu wollen.

Essen. 

Dem kriselnden Warenhauskonzern Karstadt liefen erst die Kunden, dann der Geschäftsführer weg. Mitarbeiter müssen einmal mehr auf Geld verzichten. Da sorgt Eigentümer Nicolas Berggruen kurz vor der Aufsichtsratssitzung am Donnerstag mit einem Interview für Aufregung: Der Milliardär sucht eine Frau, um mit ihr eine Familie zu gründen.

Es ist gerade einmal drei Jahre her, dass die von Missmanagement und Insolvenz geplagten Karstadt-Mitarbeiter den vermeintlichen Retter Berggruen wie einen Popstar gefeiert haben. Angesichts wegbrechender Umsätze und Arbeitsplatzabbau wirken die glamourösen Auftritte des Investors inzwischen seltsam entrückt.

Ernüchterung nach der Euphorie bei Karstadt

Der Euphorie ist Ernüchterung gewichen: Während die Gewerkschaft Verdi immer drängender Investitionen für Karstadt einfordert, bewegt sich Berggruen in anderen Sphären, präsentiert sich als Weltverbesserer und besucht Kunstausstellungen.

Und nun auch noch sein Interview in der Zeitschrift „Bunte“: Ausgerechnet am Tag der Karstadt-Aufsichtsratssitzung in Essen kommt es auf den Markt. Darin mag sich Berggruen nur am Rande zur Krise des Warenhaus-Konzerns äußern, erlaubt stattdessen einen intimen Blick in sein Privatleben. „Ich bin ein Mann. Bis ich verheiratet bin, werde ich nicht jeden Tag dieselbe Frau ausführen“, sagt der 51-jährige Junggeselle und bekennt: „Ich finde es an der Zeit zu heiraten, eine Familie zu gründen. Ich stehe wohl vor meiner größten und interessantesten Herausforderung: Leben zu kreieren.“ Ist das die Botschaft, auf die 20 000 bangende Karstadt-Mitarbeiter, die Lieferanten und die Kunden gewartet haben?

Olymp fordert – Karstadt muss investieren

Die Kritik nimmt zu. Als erster prominenter Geschäftspartner wagt sich der Hemdenhersteller Olymp aus der Deckung. „Es ist ein Problem, dass nichts investiert wird, auch nicht vom Eigentümer Berggruen, das muss sich dringend ändern“, sagte Mark Bezner, geschäftsführender Gesellschafter des Textilproduzenten Olymp, der „Süddeutschen Zeitung“. Der „Investitionsstau“, der in zahlreichen Karstadt-Filialen herrsche, müsse aufgearbeitet werden. Anders als bisher müsse sich Karstadt wieder auf bekannte Marken konzentrieren. „Die Leute müssen kennen, was sie kaufen sollen“, so Bezner.

Neben einer Strategie, um aus den roten Zahlen zu kommen, muss sich Karstadt auch noch einen neuen Chef suchen. Geschäftsführer Andrew Jennings hat angekündigt, seinen Vertrag nicht über Ende 2013 hinaus zu verlängern. „Jeder Tag, an dem das Thema nicht vom Tisch ist, ist für Karstadt ein verlorener Tag“, sagt Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). „Das Schlimmste, was einem Unternehmen in der Sanierung passieren kann, ist Schwäche an der Spitze. Das gilt natürlich erst recht bei Karstadt, weil die Rolle von Eigentümer Nicolas Berggruen immer mysteriöser wird“, so Tüngler.

Spekulation um neuen Chef für Karstadt

Klarheit verlangte gestern auch die Gewerkschaft Verdi in der Aufsichtsratssitzung. „Die Mitarbeiter erwarten zu Recht, dass Eigentümer Berggruen mit eigenen Investitionen die Modernisierung des Unternehmens beschleunigt“, sagte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. In den vergangenen Jahren hätten die Beschäftigten ihrerseits mit mehr als 650 Millionen Euro durch Verzicht auf Gehaltsbestandteile zum Überleben Karstadts beigetragen.

Doch wer soll den lahmen Warenhaus-Tanker wieder in Fahrt bringen? Das „Handelsblatt“ meldet, Berggruen wolle den Sanierer Thomas Fox an die Spitze von Karstadt berufen. Der schwergewichtige Manager führte den Konzern bereits von 2009 bis 2011 und steuerte seinerzeit den Verkauf an Berggruen. Danach wechselte Fox zur ebenfalls kriselnden Baumarktkette Praktiker. Mit deren Eigentümern konnte sich Fox allerdings nicht auf eine Sanierungsstrategie einigen. Der Manager räumte nach weniger als einem Jahr den Chefsessel.