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Investment-Modell Fußballprofi

Essener Unternehmer mischt beim Podolski-Transfer mit

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Foto: WAZ FotoPool
Um den Wechsel von Lukas Podolski nach Köln zu finanzieren, wurde der Essener Unternehmer Franz-Josef Wernze als privater Investor eingespannt. Jetzt verdient er beim Transfer von Podolski zum FC Arsenal mit.

Essen. 

Mancher nennt ihn „den Hopp aus dem Bergischen Land“, was schon deshalb nicht ganz korrekt ist, weil Franz-Josef Wernze seinen beruflichen Mittelpunkt in Essen hat. Vom Ruhrgebiet aus führt der 63-jährige Unternehmer Deutschlands größte Steuerberatungsgruppe. Außerdem mischt Wernze – anders als der Milliardär Dietmar Hopp, der sich als Mäzen des Fußballvereins TSG Hoffenheim profiliert – gleich bei mehreren Klubs mit, wenn auch mit geringerem finanziellen Einsatz als der SAP-Mitbegründer.

Wernze hat den kleinen rheinischen Verein Germania Windeck aufgepäppelt und will den NRW-Ligisten Viktoria Köln in den bezahlten Fußball bringen. Vor allem aber griff Wernze dem 1. FC Köln unter die Arme, als es darum ging, die Profis Pedro Geromel, Slawomir Peszko und Lukas Podolski an den Rhein zu holen.

Um Podolskis Wechsel von Bayern nach Köln zu finanzieren, wurde Wernze als privater Investor eingespannt. Jetzt verdient der Unternehmer beim Transfer von Podolski zum FC Arsenal mit.

Das Geschäftsmodell: Im Sommer 2009 überwies der Unternehmer dem 1. FC Köln eine Million Euro und deckte damit zehn Prozent der Ablösesumme ab. Als Gegenleistung soll Wernze eine Verzinsung von 2,5 Prozent pro Jahr garantiert worden sein. Auf maximal zehn Prozent sollte die Verzinsung steigen, wenn Podolski für eine Ablösesumme über zehn Millionen Euro verkauft würde. So ist es geschehen. Dem Vernehmen nach erhält Wernze daher die Million mit Zinsen in Höhe von 300 000 Euro für drei Jahre zurück.

„Dass man eine gewisse Verzinsung haben möchte, erscheint mir normal“

„Es war mein Ziel, dem FC vor einigen Jahren zu helfen, Poldi wieder nach Köln zu holen“, sagt Wernze. „Aber richtig ist auch, dass ich kein Geld zum Fenster rauswerfen kann. Dass man eine gewisse Verzinsung haben möchte, erscheint mir normal.“

Investoren-Modelle sind unter Fußballfans umstritten, auch wegen möglicher Interessenkonflikte. In Hamburg gab es heftige Diskussionen, als der Milliardär Klaus-Michael Kühne („Kühne + Nagel“) dem HSV mehr als zehn Millionen Euro für Spieler zur Verfügung stellte – und im Gegenzug an möglichen Transfererlösen beteiligt wurde. Mit der Frage, ob er Gönner oder Investor sei, sieht sich auch Wernze konfrontiert. Er betont: „Langfristiger Erfolg im Fußball ist nur dann möglich, wenn auch die geschäftliche Seite stimmt.“

Wernze hält auch einen Teil der Transferrechte an den Kölner Profis Geromel und Peszko. Die Ablöse von 500 000 Euro für Peszko zahlte Wernze komplett. Dafür würde sich sein Risiko auszahlen, sollte der polnische Nationalspieler eines Tages teuer verkauft werden: Dann winkt Wernze als Profit die Hälfte der Summe, die über einer Ablöse von 500 000 Euro liegt. Ein Beispiel: Sollten 600 000 Euro fließen, bekäme Wernze 550 000 Euro.

Profisport – ein sensibles Geschäft

„Ohne Leidenschaft für den Fußball würde man ein solches Risiko nicht eingehen“, sagt der Mann, der vor Jahren den Grundstein für Deutschlands größte Steuerberatungsgruppe ETL gelegt hat. Hinter dem Firmenkürzel ETL verbirgt sich ein Netzwerk mit 1200 Steuerberatern, Rechtsanwälten und Unternehmensberatern. Zuletzt lag der Umsatz der Gruppe bei mehr als 460 Millionen Euro. Wernze residiert in einem Büro in der Nähe des Essener RWE-Turms.

Durch sein Engagement im Sport ergeben sich für Wernze nützliche Kontakte. Denn ETL berät auch zahlreiche Profisportler bei steuerlichen Fragen. Zu den Klienten zählen nicht nur Fußballer, sondern auch Eishockeyspieler und Handballer. Es ist ein sensibles Geschäft. „Profisportler stehen im Fokus der Öffentlichkeit“, gibt Wernze zu bedenken. „Sie müssen damit rechnen, dass ihre Vermögens- und Lebensverhältnisse bekannt werden. Da möchte keiner am Ende mit einem Steuerproblem dastehen.“

Zu den prominentesten Kunden von ETL zählt übrigens ein Fußballprofi, der über gut dotierte Werbeverträge mit Konzernen wie Pepsi, Hyundai und Rewe verfügt. Die Rede ist von Lukas Podolski.