Düsseldorf. Der Persil-Konzern Henkel sieht sich als Opfer betrügerischer Aktivitäten. Es geht um einen angeblichen Formel-1-Sponsorenvertrag für den Daimler-Rennstall Brawn GP. Das 90-Millionen-Euro-Geschäft wurde offenbar getätigt, ohne dass die Henkel-Spitze informiert war.
Es ist eine Hochstapler-Geschichte, die sich um schnelle Autos, große Marken und das dicke Geld dreht. Im Mittelpunkt stehen die beiden Weltkonzerne Daimler und Henkel, der Milliardenzirkus Formel 1 und eine niederländische Briefkastenfirma. Es geht auch um einen dubiosen Sponsoring-Vertrag über 90 Millionen Euro, einen unter Verdacht geratenen Manager und Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Kurzum: Für die Unternehmen ist es eine peinliche Angelegenheit.
Doch der Reihe nach: Der Autokonzern Daimler wurde mit seiner Übernahme des Formel-1-Rennstalls Brawn GP in einen Betrugsskandal verwickelt, unter dem der Düsseldorfer Persil-Hersteller Henkel schon seit einigen Wochen leidet. Brawn – immerhin Team des Formel-Weltmeisters Jenson Button – hat mit einer niederländischen Briefkastenfirma des im Rheinland einschlägig bekannten Hochstaplers Willy Luchs einen Drei-Jahres-Sponsoringvertrag über insgesamt 90 Millionen Euro abgeschlossen. Ein ehemaliger Henkel-Manager, Kai von Bargen, soll den Vertrag mit einer Garantieerklärung zulasten des Düsseldorfer Konzerns abgesichert haben.
Doch Henkel-Chef Kasper Rorsted erfuhr dem Vernehmen nach erst durch einen Anruf von Daimler-Boss Dieter Zetsche von dem vermeintlichen Sponsoring-Geschäft, das Wochen zuvor unterzeichnet wurde. Der Fall sät nun Zwietracht unter den Konzernen. In einem ungewöhnlich scharf formulierten Schreiben teilte Henkel mit, man sei „nicht bereit, aufgrund in betrügerischer Absicht erstellter Dokumente, Zahlungen für ein nicht beabsichtigtes Formel-1-Sponsoring zu übernehmen”. Es sei „völlig unüblich anzunehmen”, dass ein Mitarbeiter „aus der fünften Managementebene” eines Dax-Konzerns „Dokumente dieser Dimension” hätte alleine unterzeichnen dürfen. Und: „Wäre der Rennstall einfachsten Sorgfaltspflichten nachgekommen, hätte bereits eine simple Google-Recherche die kriminelle Vergangenheit von Willy Luchs und entsprechende Warnhinweise aufgezeigt.”
Willy Luchs oder Max Luchs?
Henkel reichte sogar eine Klage gegen Brawn ein, „um feststellen zu lassen, dass aufgrund der vorhandenen Dokumente keinerlei Verpflichtungen für Henkel bestehen”. Daimler indes will die 90 Millionen Euro nicht verloren geben. Man sei an einer „einvernehmlichen Einigung” in „vertraulichen Gesprächen” interessiert, erklärte ein Firmensprecher. Im Umfeld des Rennstalls wird weniger versöhnlich über Henkel gesprochen. „Der Betrüger saß in der Firma Henkel”, sagte ein Insider. Außerdem sei in den Verhandlungen stets von einem „Max Luchs”, nie von Willy Luchs, die Rede gewesen.
Gegenstand der juristischen Auseinandersetzung dürfte außerdem sein, ob die Verträge auf dem Henkel-Werksgelände unterzeichnet wurden oder – wie in Düsseldorf verbreitet wird – in einem Hotel-Hinterzimmer. Und: War der damalige Henkel-Manager als „Head Corporate Sponsoring” (sinngemäß: Chef der Sponsoring-Abteilung) nicht doch zeichnungsberechtigt?
Staatsanwaltschaft ermittelt
Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf ermittelt gegen Bargen, der Mitte Oktober Selbstanzeige erstattet hatte. Sie wirft ihm unter anderem vor, die Unterschrift des Vorstandschefs gefälscht zu haben, um damit betrügerische Aktivitäten voranzutreiben. Bargen bestritt in der Vergangenheit den Vorwurf, er habe sich bereichern wollen.
Zur Mitteilung von Henkel gehörte am Montag auch die Standard-Werbefloskel: „Seit mehr als 130 Jahren arbeitet Henkel dafür, das Leben der Menschen leichter, besser und schöner zu machen.” Mancher im Konzern hat dies offenbar gründlich missverstanden.