Düsseldorf.
Radfahren liegt im Trend. Hobbysportler lassen sich die Maßanfertigung ihres Gefährts etwas kosten. Von dem Boom profitiert die BBF Bike GmbH. Das 200-Mitarbeiter-Unternehmen wurde mit dem Initiativpreis NRW von WGZ Bank und WAZ ausgezeichnet. Gewürdigt wurde die Bereitschaft des Unternehmens, psychisch behinderten Menschen in Düsseldorf Arbeitsplätze zur Verfügung zu stellen.
Prominenter Gesellschafter
Die BBF Bike hat unter Freunden des Radelns einen Namen. Richtig prominent ist allerdings ihr Geschäftsführender Gesellschafter: Hagen Stamm gehörte in den 80er-Jahren zu den besten Wasserballsportlern Deutschlands. Bei den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles holte er mit seiner Mannschaft die Bronzemedaille. Doch auch nach seiner aktiven Zeit blieb Stamm seinem Sport in der allerersten Reihe treu. Viele Jahre lang betreute der gebürtige Berliner die Wasserball-Nationalmannschaft als Bundestrainer – bis er sich 2012 ganz auf sein Amt als Präsident der Wasserfreunde Spandau und natürlich auf sein Unternehmen konzentrierte.
Es war im Jahr 1985, als Hagen Stamm die Leitung des Familienunternehmens „Fahrrad-Mietzner Berlin“ mit damals nur sieben Mitarbeitern in dritter Generation übernahm. Nach der Wende begann die Expansion. 1989 kam es zur Zusammenführung mit dem Volkseigenen Betrieb IFA Ost. 1992 dann gründete Stamm die BBF Bike. Er eröffnete mehrere Niederlassungen – darunter eine in Recklinghausen – und sicherte sich die Exklusivrechte an etlichen Fahrradmarken, darunter Panther und Bottecchia. 2011 verstärkte die BBF Bike ihre Präsenz in NRW mit neuen Filialen in Bielefeld und Neukirchen-Vluyn.
Ein Jahr später erwarb Stamm die Rechte an der historischen Fahrradmarke Columbus, die vor 40 Jahren in Neukirchen-Vluyn gegründet worden war und zwischenzeitlich vor der Pleite gestanden hatte. Die Manufakturmarke funktioniert im Baukastensystem und ermöglicht somit eine individuelle Gestaltung der Fahrräder nach den Wünschen der Kunden. „Die Individualisierung ist ganz wichtig geworden“, sagt Stamm. Ob hochwertige Sättel, Nabenschaltung ohne Wartung, Mountain-, Trekking- oder Stadt-Ausstattung – die Radler können frei wählen.
Damit das Fahrrad am Ende auch wirklich so aussieht wie bestellt, hat die BBF Bike die Mittel zur Schaffung von 14 Arbeitsplätzen für psychisch beeinträchtigte Menschen in der „Werkstatt für angepasste Arbeit“ (wfaa) in Düsseldorf bereitgestellt. Damit konnte das wfaa-Montageteam auf 30 Beschäftigte aufgestockt werden und Ende 2014 in eine neue Halle in Düsseldorf-Angermund umziehen.
Räder, Speichen, Rahmen und andere Einzelteile werden hier in Kartons angeliefert und von Mitarbeitern mit psychischen Beeinträchtigungen montiert. „Wir wollen die Menschen für den allgemeinen Arbeitsmarkt vorbereiten“, sagt Bereichsleiter Thomas Saurbier. Wie groß die Erfolgsquote ist, hängt von Handicap und Therapiefortschritten ab. „Ganz wichtig ist, dass wir in die Sozialversicherungen der Beschäftigten einzahlen und sie einen Tagesrhythmus bekommen“, so Saurbier.
15 nagelneue Bikes pro Tag
Wer in das Fahrrad-Team kommt, erhält zuvor eine ausführliche Schulung. Den Mitarbeitern zur Seite steht ein Gruppenleiter, der als gelernter Zweirad-Mechaniker zur wfaa gestoßen ist. Und so verlassen täglich im Schnitt 15 nagelneue Fahrräder die Werkshalle und werden an die Niederlassungen verschickt, wo sie von den Kunden abgeholt werden.
BBF-Bike-Chef Hagen Stamm ist vom Erfolg der Arbeitsteilung mit der wfaa überzeugt: „So bekommen Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen einen Job und die Kunden ein tolles Produkt.“