Essen/Hagen.
Der Hagener Handelskonzern Douglas dürfte auch in näherer Zukunft ein Spielball von Spekulationen bleiben. So viel jedenfalls ist klar nach der eigens nach Essen verlegten Hauptversammlung. Vorstandschef Hennig Kreke ließ weiter offen, ob es zu einem Börsenrückzug kommt. Und auch Großaktionär Erwin Müller blieb in Deckung.
Der Drogerie-Unternehmer war zwar mit seinem Sohn unter den rund 1000 Aktionären in der Grugahalle, schwieg sich aber beharrlich über die Beweggründe seines Douglas-Engagements aus. Daran änderten auch die vielen Ermunterungen anderer Aktionärsvertreter nichts. „Herr Müller, kommen Sie hier hoch, erklären Sie uns, was Sie eigentlich vorhaben“, rief etwa DSW-Aktionärschützerin Jella Benner-Heinacher vom Rednerpult in den Saal. Vergebens. Müller kontrolliert knapp 11 Prozent an Douglas, könnte aber über Verkaufsoptionen eine Sperrminorität erreichen – und so etwa die Börsenrückzugs-Erwägungen der Miteigner-Familie Kreke torpedieren.
Auch Douglas-Chef Kreke betonte, „Hand aufs Herz“, er wisse nichts über Müllers Pläne. Als langfristiger Aktionär sei dieser aber „herzlich willkommen“. Jedenfalls, sofern er die unterschiedliche Unternehmenskultur bei Douglas respektiere. Die andauernden Gespräche seiner Familie mit Finanzinvestoren – unter anderem BC Partners – hätten „rein gar nichts mit dem Engagement von Herrn Müller zu tun“, versicherte Aufsichtsratschef Jörn Kreke. Er und sein Sohn begründeten die Börsenrückzugs-Überlegungen erneut mit der ihrer Ansicht nach zu schlechten Bewertung der Douglas-Aktie und der anstehenden Sanierung der Buch-Tochter Thalia. Finanzinvestoren wären dabei „Weggefährten auf Zeit, um eine Brücke in die Zukunft zu bauen“, erklärte Henning Kreke. Allerdings: „Ob und wann es zu einer Transaktion kommt, ist weiter völlig offen.“
Harsche Kritik an den Anteilseignern
Weil die Douglas-Spitze die Aktionäre solcherart im Unklaren ließ, entwickelte sich in der Folge eine zumindest in einer Hinsicht denkwürdige Hauptversammlung: Nie zuvor waren die Krekes so viel harscher Kritik aus den Reihen der Anteilseigner ausgesetzt. Bis weit in den Nachmittag hinein machten diese ihrem Ärger Luft. „Legen Sie endlich die Karten auf den Tisch! Wann kommt das Übernahmeangebot?“, forderte Christian Speich, Fondsmanager von Union Investment und beklagte die „desaströse Informationspolitik der letzten Wochen“. Scharf kritisierte er den „Familienklüngel“ an der Douglas-Spitze. Die Vertrauensbasis zwischen freien Aktionären und Aufsichtsrat sei „nachhaltig gestört“. „Wir wollen nicht Spielball von zwei Aktionärsgruppen sein“, sagte DSW-Sprecherin Beller-Heinacher mit Blick auf die Familien Kreke und Müller.
Nicht nur, dass vielen Fragen unbeantwortet blieben – auch eine schlechte Nachricht mussten die Anleger hinnehmen. Wegen der kostspieligen Sanierung von Thalia wird es für das laufende Jahr 2012/13 möglicherweise keine Dividende geben, wie Henning Kreke ankündigte. Denn beim Gewinn werde Douglas „kräftig Federn lassen müssen“. Vor diesem Hintergrund forderte Beller-Heinacher den Vorstand auf, über einen Verkauf von Thalia nachzudenken: „Manchmal ist ein Ende mit Schrecken besser als ein Schrecken ohne Ende.“
Bei alledem ging eine Personalie fast unter. Als neuen Vorstand für das Online-Geschäft hat Douglas den Amerikaner Nicolas Denissen verpflichtet. Er kommt ausgerechnet von Internetriesen Amazon, dessen Siegeszug am Buchmarkt die Thalia-Krise erst ausgelöst hat. Wohl auch deshalb kann sich der Wechsel noch bis zu einem Jahr hinziehen.