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Die Ruhrstadt ist tot

Die Ruhrstadt ist tot

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Foto: NRZ
Einige Wirtschaftsförderer des Reviers halten die Idee einer Ruhrstadt-Fusion für tot. Sie plädieren stattdessen dafür, dass direkte Nachbarn oder Städte mit bestimmten Branchen-Schwerpunkten miteinander kooperieren.

Essen. 

Die Wirtschaftsförderer beerdigen die „Ruhrstadt“. Jenen geplanten Zusammenschluss der 53 Revier-Kommunen zu einer Mega-Metropole. Stattdessen will man nun themenbezogen und nachbarschaftlich zusammenarbeiten.

„Die Ruhrstadt ist nicht die richtige Antwort auf unsere Probleme“, sagt der Mülheimer Wirtschaftsförderer Jürgen Schnitzmeier. „Eine größere staatliche Organisation führt nicht zu mehr Effizienz und Wachstum. Teilregionen können erfolgreicher sein“, so der Geschäftsführer der Mülheim & Business GmbH. Seine Landkarte der Revier-Kooperationen:

– Duisburg/Niederrhein
– Essen/Mülheim/Oberhausen/Bottrop
– Emscher-Lippe
– Mittleres Ruhrgebiet um Bochum
– Dortmund

Schnitzmeier sieht dringenden Handlungsbedarf. Eine Untersuchung der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft hatte dem Revier im Dezember bescheinigt, wirtschaftlich noch weiter zurückgefallen zu sein und von ostdeutschen Kommunen überholt zu werden. Schnitzmeier: „Wir müssen deshalb einen stärkeren Hebel an den wenigen Stellen ansetzen, wo wir überhaupt etwas tun können.“ Und das sei die Zusammenarbeit der direkten Nachbarn in einer Region. „Aachen macht uns das vor“, so der Mülheimer.

„Region starker Städte“

Schützenhilfe bekommt er aus Dortmund: „Wir brauchen keine gebietskörperschaftliche Einheit. Die hat Dortmund schon immer abgelehnt“, sagt Wirtschaftsförderer Udo Mager. „Wir brauchen eine neue Form der Zusammenarbeit.“ Seine Vision: eine „Region starker Städte“, in der etwa Städte mit einem Hafen kooperieren oder große Logistik-Standorte.

In der Vergangenheit, so Mager, habe es im Ruhrgebiet an einer „gemeinsamen Begeisterung für eine neue Qualität der Zusammenarbeit“ gemangelt. „Stattdessen gab es viel Gegnerschaft und Konkurrenz“. Angesichts leerer Gemeindekassen und wachsenden Wettbewerbs mit anderen Metropolen beobachtet der Dortmunder nun zumindest bei einigen Revier-Städten die Bereitschaft, enger zusammenzurücken und nicht nur den eigenen Kirchturm im Auge zu haben.

Viel Gesprächsstoff

Ralf Meurer, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Duisburg, geht einen Schritt weiter: International müssten die Wirtschaftsstandorte des ganzen Landes NRW zusammenrücken, „anstatt viele kleine Regionen zu präsentieren“.

Viel Gesprächsstoff also für die Wirtschaftsförderer, die sich an diesem Donnerstag erstmals mit dem neuen Geschäftsführer der Metropole Ruhr, der Wirtschaftsförderung des Ruhrgebiets, Thomas Westphal treffen. Seine Aufgabe wird es sein, den Kurs der Gemeinsamkeit zu organisieren.