Die 19 Männer der Feuerwehr am Flughafen Paderborn-Lippstadt sollen ab 1. Januar im Bodenverkehrsdienst eingesetzt werden. Dafür wurde ihr Tarifvertrag gekündigt – und dagegen wollen sie klagen. Bereits in der Vergangenheit sollen die Feuerwehrleute für Catering und Grünpflege gesorgt haben.
Paderborn.
Wer nicht gerade Leben rettet, der soll Koffer abfertigen – so vereinfacht lässt sich zusammenfassen, was den Feuerwehrleuten am Flughafens Paderborn-Lippstadt offenbar bevorsteht. Ab 1. Januar sollen die 19 Männer im Bodenverkehrsdienst eingesetzt werden.
Die Idee klingt skurril: Feuerwehrleute helfen im Bereich der Abfertigung. Die Pressestelle des Flughafens bestätigt allerdings dieses Vorhaben. „Die Idee ist generell, dass Geld eingespart werden soll“, erklärt Elke Rawisch de Terán den Anlass für den ungewöhnlichen Einsatzort der Feuerwehrmänner. Aus dem bisherigen 24-Stunden-Dienst werde ein Acht-Stunden-Dienst, die Männer würden auch im Bodenverkehrsdienst eingesetzt, so die Flughafen-Sprecherin. Nur so könnten Arbeitsplätze bestehen bleiben. „Es gibt keine Alternative.“
Vom Dienst am Gepäck schnell zum Einsatz eilen
Wie soll die künftige Arbeitseinteilung funktionieren? Die Feuerwehrwagen sollen in der Nähe des Terminals stationiert werden, so könnten die Männer schnell vom Dienst am Gepäck zum Einsatz eilen, so Rawisch de Terán. „Ein Einsatz hat äußerste Priorität“, sagt die Sprecherin auf die Frage nach der Sicherheit. 873.000 Passagiere nutzten im Jahr 2012 den Flughafen Paderborn – rund zehn Prozent weniger als im Vorjahr.
18 der 19 Feuerwehrmänner wollen sich das nicht gefallen lassen. Sie reichen nun Klage gegen den Flughafen ein. Genauer gesagt gegen die Aufkündigung des Tarifvertrags, der ihren Einsatz am Flughafen Paderborn und den 24-Stunden-Dienst regelte.
Verdi beklagt selbstherrliche Gutsherrenart am Flughafen Paderborn
An der Seite der Feuerwehrleute steht dabei auch Gewerkschafter Oliver Müller. Er ist
Verdi-Fachbereichsekretär für Verkehr und für die Region Bielefeld/ Paderborn zuständig. „Der Flughafen ist ein kommunales Unternehmen, mehrere Kreise haben Anteile daran. Aber er agiert nicht wie ein kommunales Unternehmen. Die Arbeitgeber bestimmen, wie es zu laufen hat. Sie wollen selbstherrlich in Gutsherrenart entscheiden“, ärgert sich Müller, dass der Flughafen alle Lösungsangebote der Feuerwehrleute abprallen ließ und plötzlich in der vergangenen Woche den Tarifvertrag kündigte.
„Die Feuerwehrleute sollen nun normale Mitarbeiter im Bodenverkehrsdienst sein“, erklärt Müller. 40.000 Euro jährlich wolle der Flughafen so einsparen, sagt der Gewerkschaftsvertreter. In einem „notdürftigen Zelt“ neben dem Terminal solle ein Bereitschaftsfahrzeug untergebracht werden, falls die Männer vom Gepäckband zum Einsatz müssen. „Und die Bezirksregierung Münster hat das so abgenickt.“
Feuerwehrleute sollen sich um Catering und Grünpflege gekümmert haben
Die Feuerwehrleute, viele von ihnen seien Familienväter, hätten, so Müller, bereits in der Vergangenheit alles für den Flughafen Paderborn gegeben. Neben ihrem ’normalen‘ Feuerwehrdienst seien sie bereits im Bodenverkehrsdienst eingesetzt worden, aber auch zur Durchleuchtung von Waren, zum Catering oder zur Pflege von Grünflächen. Das hätten sie freiwillig auf sich genommen. Doch mit der Kündigung des Tarifvertrags, der Abschaffung des 24-Stunden-Dienstes war das Maß offenbar voll.
Ist ein Feuerwehrmann nach einigen Stunden Arbeit in der Abfertigung im Falle eines Einsatzes überhaupt noch körperlich und geistig fit? Aus arbeitsmedizinischer Sicht sei der 24-Stunden-Dienst viel günstiger, so Müller. Ein Acht-Stunden-Dienst in Wechselschicht verändere die Ruhephasen, und man sei nicht mehr so leistungsfähig.
Gewerkschaft spricht von Filz zwischen Politik und Flughafen-Verwaltung
Die Gewerkschaft sieht die Maßnahme des Flughafens Paderborn vor allem politisch motiviert. Müller spricht sogar von einer „Verstrickung von Politik und Geschäftsführung“. Für Reaktionen von Kopfschütteln bis Lachen sorgt die Idee des Flughafens Paderborn bei anderen Gewerkschaftsvertretern und Airport-Pressesprechern. „Das ist aus unserer Sicht ein Unding“, ärgert sich Daniel Reif, Vorstandsmitglied der Deutschen Feuerwehr-Gewerkschaft NRW.
Zwischen den Einsätzen haben die Feuerwehrmänner viel zu tun
Es sei ja nicht so, dass Feuerwehrleute zwischen den Einsätzen „Däumchen drehen“ würden, erklärt Reif. Da müssten unter anderem Fahrzeuge und Ausrüstung regelmäßig gewartet, neueste Schulungsergebnisse eingeübt oder Sport gemacht werden. „Das funktioniert in unseren Augen nicht, wenn die Feuerwehrleute das nebenher machen.“ Die Männer an diesem Flughafen seien nicht verbeamtet wie die Feuerwehrleute der Kommunen sondern Angestellte, „die entsprechend drangsaliert werden können.“
Feuerwehrleute in der Abfertigung – so etwas gibt und soll es am Flughafen Weeze nicht geben. „Unsere Feuerwehr ist nicht in den Bodenverkehrsdienst eingebunden“, sagt Sprecher Holger Terhorst. Als einzige Ausnahme vom ’normalen‘ Dienst würden sie Passagieren mit Handicaps beim Ein- und Aussteigen in die Flugzeuge helfen.
Die Feuerwehr ist für den Flughafen unentbehrlich
„Solche Überlegungen gibt es in Düsseldorf überhaupt nicht“, stellt Christian Hinkel, Sprecher des Flughafens in der Landeshauptstadt klar, als er von der Idee aus Paderborn hört. „Die Feuerwehr hat eine ganz wichtige Aufgabe an einem Flughafen.“ Brandschutz, technische Hilfeleistungen, Umweltschutz, Rettungsdienste gehören dazu.
Und die Feuerwehr muss gewährleisten, dass sie innerhalb von drei Minuten jede Stelle auf dem Flughafengelände erreichen kann. „Ohne die Feuerwehr läuft hier nichts“, sagt Hinkel. In Düsseldorf weiß man, welche Folgen ein Feuer auf dem Flughafengelände haben kann – der verheerende Flughafenbrand liegt rund 17 Jahre zurück.