Das Unternehmen Prisma Technologie aus Gevelsberg stellt Teile für Verpackungsmaschinen her. Es setzt auf Erfahrene Mitarbeiter und fährt gut damit.
Gevelsberg.
„Die Kunst ist, den richtigen Mix zu finden. Junge Leute bedienen computergesteuerte CNC-Maschinen und Ältere, die 30 Jahre Berufserfahrung mitbringen, stelle ich für konventionelle Maschinen ein.“ Neue Wege in der südwestfälischen Metallverarbeitung?
Man könnte es auch Pragmatismus nennen, was Dietmar Krämer (59) äußert, Geschäftsführer der Firma Prisma Technologie in Gevelsberg. Denn: Für ihn zählt Erfahrung, wo sie nötig ist. Und die bringen über 50-Jährige an herkömmlichen Fräs-, Dreh- oder Schleifmaschinen eher mit als junge Leute.
Für die Beschäftigung Älterer ist Krämer mehrfach ausgezeichnet worden, unter anderem 2006 vom damaligen Arbeitsminister Franz Müntefering. 62 Firmen wurden damals deutschlandweit geehrt, Prisma als einzige in Südwestfalen. Das Unternehmen liefert damit ein Modell, wie die demografische Entwicklung in den Betrieben abgefedert werden kann.
Größere Mittelständler ohne soziale Verantwortung?
Wie ist das möglich, wo doch so manches Unternehmen die Erfahrung älterer Beschäftigter nicht unbedingt schätzt? „Die soziale Verantwortung bei vielen größeren Mittelständlern mit mehr als 250 Beschäftigten geht gegen Null“, formuliert es Krämer drastisch.
Prisma Technologie liefert Komponenten für den Sondermaschinenbau, etwa Teile für Zigarettenverpackungsmaschinen sowie für Zulieferer der großen Autozulieferer – und zwar meist in kleinen Stückzahlen von einem bis zehn.
„In guten Monaten gehen hier 2000 verschiedene Teile raus. Komplexe Einzelteile sind unser Brot- und Buttergeschäft. Das will keine osteuropäische Firma und kein Unternehmen aus Asien machen, das ist denen zu kleinteilig“, so Krämer und verweist stolz auf ein Materiallager im Wert eines Einfamilienhauses in bester Lage.
Ein Altersdurchschnitt von 52 Jahren
Das ist die Nische, die der Geschäftsführer mit dem 38-Mann-Familienunternehmen – Inhaber ist die Familie Schmid-Dörnte aus Ostbevern bei Münster – gefunden hat. Der Altersschnitt bei Prisma beträgt stolze 52 Jahre. Das Unternehmen beschäftigt nur Facharbeiter, die einen Umsatz von knapp drei Millionen Euro im Jahr erwirtschaften.
Das erforderliche spezielle Wissen über Metallbearbeitung haben meist Ältere, die etwa noch Universalfräser gelernt haben. „Das heißt heute Zerspanungstechniker mit Fachrichtung Frästechnik“, spottet Krämer. Und: „An herkömmlichen Maschinen kompetente Mitarbeiter sind automatisch Mitte 50 und älter.“ Er habe seit 2002 allein fünf Facharbeiter eingestellt, die älter als 50 Jahre alt gewesen seien. „Alle bringen ihre Leistung.“
An den alten Maschinen dominiert die Generation 55 plus
Ein Rundgang durch die 2400 Quadratmeter große Produktionshalle bestätigt den Eindruck: Hochmoderne CNC-Maschinen, bedient von Mitarbeitern unter 40 und für tausende Euro auf aktuellen technischen Stand gebrachte herkömmliche Dreh-, Schleif- und Fräsmaschinen, an denen die 55-Plus-Generation dominiert. Ihr Pfund: Spezialkenntnisse in der Metallbearbeitung, bei denen es auf Bruchteile von Millimetern ankommt.
Einer von ihnen ist der gelernte Werkzeugmacher Gert Derlich (60), vor einem Jahr frisch von Krämer eingestellt. Mit unbefristetem Vertrag. Die Erfahrung seiner Generation werde häufig ignoriert, klagt er. Wichtig sei in den Betrieben „ein gesundes Mischungsverhältnis zwischen Alt und Jung“, schließlich kämen die Älteren meist nicht so gut mit der Digitalisierung der Arbeitswelt zurecht.
Rente mit 63 beantragen
Fertigungsleiter Udo Goldberg ist schon 62 und könnte theoretisch die Rente mit 63 beantragen. Aber er will nicht und er soll auch nicht. Die Geschäftsleitung habe ihn gebeten, bis 65 weiterzumachen, berichtet Goldberg. Kein Problem, er sei fit, komme jeden Tag mit dem Rad zur Arbeit.
Sein kaum jüngerer Geschäftsführer hat als Maschinenschlosser bei der Schmermund Verpackungstechnik in Gevelsberg angefangen und es bis zum Einkaufschef gebracht, um dann Chef bei der Schmermund-Ausgründung Prisma zu werden. Er will bleiben, bis er 65 ist, also den Altersschnitt noch einmal anheben. Und sich dafür stark machen, dass auch unter seinem Nachfolger die Arbeitsplätze sicher sind – natürlich mit sozialer Komponente: „Die Inhaberfamilie steht voll dahinter.“