Seit Anfang Juli gibt es von der Deutschen Post das Angebot „Wert National“. Es soll den risikolosen Versand von Briefen mit Bargeld oder Wertsachen wie Konzerttickets sicherstellen. Den Service lässt sich die Post mit knapp vier Euro bezahlen. Verbraucherschützer haben dazu eine klare Meinung.
Bonn/Essen.
In früheren Zeiten gab es den Geldbriefträger, der Bergleuten die Rente oder Lottospielern ihre Gewinne ausgezahlt hat. Mittlerweile verfügt fast jeder Bürger über ein Girokonto, daher sind schon lange keine Geldbriefträger mehr unterwegs. Nun hat die Deutsche Post einen Service eingeführt, der zumindest an den Geldtransport früherer Jahre erinnert.
Seit Anfang des Monats gibt es ein Angebot namens „Wert National“. Es soll den risikolosen Versand von Briefen mit Bargeld oder Wertgegenständen sicherstellen. „Mit unserem neuen Service richten wir uns zum einen an private Versender, die Wertsachen wie Konzerttickets oder Bargeld per Post verschicken möchten“, sagt Post-Manager Jens Terboven. „Denken Sie beispielsweise an die Großmutter, die ihrem Enkel 50 Euro zum Geburtstag schenken möchte und dies nicht unpersönlich per Überweisung tun will, sondern lieber in einem persönlichen Brief.“ Zum anderen gehe es auch um kleingewerbliche Online-Versender. Im Zuge des wachsenden Internet-Handels rechne die Post mit einer steigenden Zahl von Sendungen mit Wertsachen.
Bei Verlust haftet die Post bei Bargeld bis 100 Euro, bei Wertsachen bis 500 Euro. Die Zusatzleistung kostet 3,95 Euro, außerdem das übliche Briefporto – bei einem Standardbrief sind das 60 Cent. Üblicherweise übernimmt die Post keine Haftung für den Fall, dass ein Brief mit Geld verschwindet. Insofern tragen die Kunden bisher das Risiko, wenn sie zum Geburtstag, zur Taufe oder der Konfirmation Geld in den Umschlag legen.
Wenn Briefe mit Geld abhanden kommen
„Es kommt vereinzelt vor, dass sich Kunden der Post bei uns melden, weil Briefe mit Geld abhanden gekommen sind“, berichtet Thomas Hagen von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein. Bei 64 Millionen Briefen, die das Unternehmen werktags befördere, könne man nie zu 100 Prozent ausschließen, dass Sendungen beschädigt werden oder verloren gehen, begründet die Deutsche Post ihre Geschäftsbedingungen. Insofern werde mit dem Service „Wert National“ auch eine Lücke in der Angebotspalette geschlossen.
Ihre Kunden ermuntert die Deutsche Post zu Sicherheitsvorkehrungen, wenn sie Bargeld via „Wert National“ verschicken wollen. „Der Briefumschlag darf nicht als Wert oder ähnliches (,wertvoll’ oder ,wichtig’) gekennzeichnet sein, damit keine Rückschlüsse auf den Inhalt möglich sind“, rät das Unternehmen.
Den Wert-Brief sollen die Kunden am Schalter einer Postfiliale abgeben und auch dort bezahlen. Sie müssen allerdings nicht im Beisein eines Postmitarbeiters den Umschlag verschließen. „Wir vertrauen dem Kunden“, erklärt die Deutsche Post. Sollte ein Bargeld-Brief verschwinden und ein Kunde sagt, im Umschlag seien 100 Euro gewesen, werde dies so akzeptiert.
Zum Vergleich: Bei Einschreiben haftet die Post für Verlust und Beschädigung lediglich bis maximal 25 Euro. Angesichts der höheren Haftung ist der Service „Wert National“ teurer.
Überweisung auf das Konto als günstigere Alternative
Ein Einschreiben kostet 2,15 Euro plus 60 Cent Porto beim Standardbrief. Der Werttransport schlägt mit 3,95 Euro plus 60 Cent zu Buche. Zusätzlich können Kunden auch den Versand eines Rückscheins für 1,80 Euro in Auftrag geben. Unter dem Strich: 4,55 Euro für ein Einschreiben mit Rückschein oder 6,35 Euro für den Bargeld-Brief mit Rückschein.
„Den Umschlag zu öffnen und 100 Euro von der Oma darin zu finden – das ist sicherlich persönlicher als eine Überweisung“, urteilt Verbraucherschützer Thomas Hagen. „Die Frage ist, ob einem das 6,35 Euro wert ist.“ Und mit einem Schmunzeln fügt er hinzu: „Man könnte auch 106,35 Euro überweisen und damit den Verlust von Romantik kompensieren.“