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Chemie-Deal: Inder kaufen Rütgers

Chemie-Deal – Inder kaufen Rütgers

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Foto: WAZ FotoPool
Vor viereinhalb Jahren kaufte der Finanzinvestor Triton den Spezialchemie-Hersteller Rütgers von RAG-Mutterkonzern Evonik. Nun wird das Unternehmen mit Produktionsstätten in Castrop-Rauxel und Duisburg weitergereicht: für 702 Millionen Euro. Käufer ist ein Chemie-Konzern aus Indien.

Castrop-Rauxel. 

Das Okay der Kartellbehörden steht zwar noch aus, gilt aber als sicher: Der traditionsreiche Spezialchemie-Hersteller Rütgers soll erneut den Besitzer wechseln. Das Unternehmen wurde erst vor viereinhalb Jahren vom Essener Evonik-Konzern an den Finanzinvestor Triton verkauft. Der will nun die Früchte seiner Arbeit ernten, denn Rütgers steigerte seinen Umsatz in der Zwischenzeit um satte 25 Prozent. Käufer des 1849 gegründeten Unternehmens mit Produktionsstandorten in Castrop-Rauxel, Duisburg, Belgien und Kanada ist der indische Spezialchemieproduzent Rain CII. Rütgers gehe für 702 Millionen Euro an die Tochter der Industriegruppe Rain Commodities. hieß es am Montag. Triton soll damals angeblich 350 Millionen Euro für Rütgers hingeblättert haben.

Triton hatte schon längere Zeit nach einem Käufer für Rütgers gesucht, Verhandlungen mit dem Finanzinvestor Pamplona sollen aber gescheitert sein, weil Pamplo­na nicht bereit war, mehr als 600 Millionen Euro auszugeben. Mit Rain CII sei jetzt ein Käufer gefunden worden, „der die richtigen Voraussetzungen mitbringt, Rütgers zukünftig zu unterstützen“, sagte Rüttgers-Chef Henri Steinmetz. „Sowohl die Produkte als auch die Standorte von Rütgers und Rain CII ergänzen sich gegenseitig.“

Weltweit führender Hersteller von Petrolkoks

Rütgers ist laut eigenen Angaben Europas führender Hersteller von Chemierohstoffen aus Steinkohlenteer und Zulieferer von zentralen Grundstoffen für verschiedene Industrien. Das Unternehmen konzentriert seine Aktivitäten auf Europa, Russland, Nord- und Südamerika und den Mittleren Osten und beschäftigt zurzeit etwa 1000 Mitarbeiter. Allein in Castrop-Rauxel arbeiten 460 Mitarbeiter. Die Teerdestillationsanlage im Stadtteil Rauxel hat eine Kapazität von 500 000 Tonnen im Jahr.

Rain CII ist einer der weltweit führenden Hersteller von sogenanntem kalziniertem Petrolkoks, also Koks, der aus Erdöl gewonnen und anschließend aufwendig veredelt wird. Der indische Konzern verfügt unter anderem über Produktionsstätten in den USA, Indien und China. In den Veredelungsanlagen werden auch letzte Ölrückstände aus dem Koks herausgebrannt, übrig bleibt fast reiner Kohlenstoff. Der ist für die Herstellung von Aluminium von zen­traler Bedeutung.

„Wir haben hier alle einen guten Job gemacht“

Auch Arbeitnehmervertreter nahmen die Verkaufsnachricht positiv auf. Ängste wegen der Übernahme gebe es in der Belegschaft nicht, sagte Rütgers-Gesamtbetriebsratsvorsitzender Ralf Danszczyk. „Wir haben hier alle einen guten Job gemacht, und das wird auch so weitergehen.“ Vereinbarungen sicherten die Rechte der Mitarbeiter ab. Danszczyk rechnet damit, dass durch die Übernahme „eine Produktausweitung und die Erweiterung der geografischen Reichweite“ einhergeht.

Die soll auch durch neue Produktionsstätten nordöstlich von Moskau sichergestellt werden. Mit dem russischen Stahlriesen Severstal gründete Rütgers erst kürzlich das Gemeinschaftsunternehmen Severtar. Von hier aus sollen die wachsenden Aluminiummärkte im Mittleren Osten beliefert werden.