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700 Waffen in Haus gehortet – Besitzer gibt sich leutselig

700 Waffen in Haus gehortet – Besitzer gibt sich leutselig

Bild Ruhrnachrichten
Die Ermittler konnten ihren Augen kaum glauben, als sie das Haus im Schwerter Stadtteil Westhofen betraten: Im gesamten Wohnraum habe der Waffenhändler seine Gewehre und Pistolen verteilt - teilweise ungesichert. Foto: Zoll
Die Zollfahndung entdeckte ein riesiges Waffenlager in einem Haus in Schwerte. Der Besitzer war vor Jahren schon zu einer Haftstrafe verurteilt.

Schwerte. 

Das Haus im Schwerter Ortsteil Westhofen wirkt rustikal, fast schon ein wenig spießig. Hier fand die Zollfahndung im März 700 Waffen und Munition, die illegal verkauft werden sollten. Wer ist der Mann, der so viele Gewehre, Pistolen und Patronen hortete? Wir haben den 54-Jährigen in seinem Zuhause besucht.

Den Mann, der es am Dienstag wegen eines riesigen Waffenlagers in die Nachrichten schaffte, kennen in der Anliegerstraße in Westhofen unweit der Autobahn 1 fast alle. Auch der Waffentick des 54-Jährigen ist in der Nachbarschaft bekannt. „Kanonen-M.“ nennen sie ihn hier.

Der Hausinhaber wohnt in dem rustikalen Haus mit seiner Frau. Er gibt sich leutselig. Was der Zoll ihm genau vorwerfe, wisse er nicht. Eine Anklage gebe es noch nicht. Dass die kommt, daran ließ der Zoll jedoch keinen Zweifel. „Ich habe doch eine Waffenhandelsgenehmigung vorgelegt“, betont hingegen der Schwerter im Gespräch. Dass die nach Angaben des Zolls nicht seine eigene war, erzählt er nicht.

Wer ist der Mann, der so viele Gewehre, Pistolen und Kugeln hortete?

Seit 35 Jahren ist M. im Waffenhandel tätig. Mit 19 Jahren begann er bei einem renommierten Waffenhandelshaus. Später führte er eine Filiale und machte sich selbstständig.

Er kaufe halt Waffen aus Sammlungen und Insolvenzen auf und nehme auch Stücke in Kommission, erklärt der 54-Jährige. Da seien mal mehr und mal weniger Waffen im Haus. Am Tag der Razzia im März waren es 700 Waffen und 2,2 Tonnen Munition.

Polizei fand bereits vor 13 Jahren Waffen bei M.

Vor 13 Jahren kam er bereits mit der Justiz in Kontakt: M. hatte in großem Stil Waffen angekauft, lagerte sie im Haus. Die Pflegerin seiner demenzkranken Großmutter zeigte ihn an. Überall im Haus seien Waffen, selbst im Zimmer der Oma. Die Polizei kam und fand Übungsgranaten, Sprengkörper mit TNT und eine Sprengfalle.

2005 wurde er deswegen zu einer Haftstrafe verurteilt. Seitdem dürfe M. auch nicht mehr mit Waffen handeln, so der Zoll. M. bestreitet das.

Weiter Gewehre im Haus

Das Haus selbst ist auch heute noch eine Mischung aus einer Sammlung von Antiquitäten, Jagdtrophäen und weiterhin Waffen. „Das sind aber alles keine echten Gewehre“, erklärt M.

Nicht alle der 700 gefunden Waffen gehörten M., wie auch Zollsprecherin Ruth Haliti bestätigte. Manchem Besitzer der Kommissionswaffen habe man auch schon das Eigentum zurückgegeben. Denn nach Erkenntnissen des Zolls handelte M. mit Kunden und Waffen, die eine Genehmigung hatten beziehungsweise für die es eine Genehmigung gab. Nur der Händler selber hatte keine.

Alle Waffen sicherzustellen, dauerte zwei Tage

„Die Kaliber reichten von Kugeln für das Luftgewehr bis zum Elefantentöter“, so Zollsprecherin Haliti weiter. Es sei der vermutlich größte Waffenfund dieser Art in Deutschland, erklärten die Ermittler. Zwei Tage habe es gedauert, bis man alles abtransportiert habe.

Aufmerksam geworden war der Zoll durch die Geschäfte des 54 Jahre alten Hausbesitzers beim Online-Portal eGun – eine Art Ebay für Waffenliebhaber. Dort hatte der Schwerter Gewehre, Pistolen und Munition ins In- und Ausland verkauft. Ohne die erforderliche Genehmigung.