Heute heißen sie etwa „4FCircle“ und sind wissenschaftlich erprobt. Nur ausprobieren bringt aber nicht weiter.
An Rhein und Ruhr.
Auf dem Hinweisschild zur Station 9 gibt es ein Wiedersehen mit Trimmy, dem quadratisch-praktischen Motivator meiner Kindheit. Anfang der Siebziger gab der Comic-Sportler mit erhobenem Daumen im Fernsehen den Startschuss, Mutter meldete sich beim Frauenturnen der Awo an, Vater kickte bei den alten Herren auf’m Platz, und der Rest der Nation rannte, spielte und hangelte sich mit der Trimm-Dich-Welle des Sportbundes durch Turnhallen, über Sportplätze und Trimm-Dich-Pfade. Als die Welle Platz machte für andere Trends, verfielen die meisten Wald- und Wiesen-Turnpfade, bis sie vor einigen Jahren eine Renaissance erlebten, oft unter anderen Namen.
Drei Schwierigkeitsstufen
Eine solche Weiterentwicklung sind zum Beispiel die „4FCircles“, die zunächst auch nicht mehr sind als Stangen, Bleche, Holzbalken, an und auf denen das eigene Körpergewicht gestemmt oder balanciert wird. Aber Vorsicht – das hat es in sich!
„4FCircles“ gibt es beispielsweise an der Schillerwiese im Essener Stadtwald, aber auch an mehr als 200 weiteren Orten wie Halbergmoos, Ingolstadt, Köln-Sülz oder im türkischen Antalya. Die 4 F stehen für Fit, Free, Fun, Function, sozusagen Geräte für Fitness und Spaß in freier Natur, und wurden vom Sportwissenschaftler Oliver Seitz in Zusammenarbeiten mit der TU München vor über zehn Jahren entwickelt. In drei Schwierigkeitsstufen lotsen Tafeln den Turner durch den Parcours für Geschicklichkeit, Koordination, Kraft und Ausdauer.
Sich draußen an Geräten abzustrampeln ist gewöhnungsbedürftig. Bei nasskalten sechs Grad sind die Stahlstangen eisig und die Gelenke eingerostet, deshalb sollte man sich unbedingt warm machen. „Dehnen“ – befiehlt die erste Station, und so hängen wir uns an ein Gerüst, dass die Wirbel leise knacken. Das eigene Gewicht fällt schwer, wehmütige Kindheitserinnerungen kommen auf, als es noch überall Teppichstangen in den Wohngebieten gab und wir bis nach oben geklettert sind, um mit eingeklemmtem Knie um die Stange zu rotierten.
Leidlich erwärmt geht’s zur nächsten Station. Geschicklichkeit und Koordination. Leicht, oder? Zwei Holzbalken und ein gespanntes Tau zeigen uns, wo unsere Grenzen liegen. Wir müssen über einen feststehenden Balken, einen Balken auf wackligen Stahlfedern und über das Seil balancieren, festhalten am Geländer sollte man sich nur „bei Bedarf“. Fortgeschrittene sollten freihändig laufen. Spätestens beim Wackelbalken schlackern die Knie im Balkentakt, und je mehr man ausgleichen will, desto mehr schwingen die Federn dagegen. Ganz, ganz früher, als es noch keine Straßen und Autos gab, mussten die Menschen wohl genau so balancieren, über Schluchten, auf Baumstämmen, Geröllfeldern.
Auch die nächste Station ist eine Wackelpartie mit Balken, die quer an Ketten hängen und die es gilt, abzuschreiten. Auch das geht kaum, und dann sollen wir es auch noch seitwärts und rückwärts machen, als Fortgeschrittener dürfte man sich nicht mal festhalten und würde sich wahrscheinlich den Hals brechen.
Gummibälle geklaut
An der nächsten Station haben irgendwelche Deppen die Gummibälle abgeschnitten und geklaut. Somit bleibt uns erspart, Bälle von festen und wackligen Podesten aus in Körbe zu werfen. An der übernächsten Station ist das Pedalo abhanden gekommen, mit dem man freihändig balancieren könnte, Stationen acht und 13 seien außerdem „im Bau“ heißt es, und es sieht nicht so aus, als würden die in absehbarer Zeit auch fertig.
Beim Bauchtrainer fehlt die Beschreibung, aber der erklärt sich von selbst, ebenso das halbrunde Blech fürs Rückentraining. Das klappt gut, das kennt man von den Bauch-Beine-Po-Kursen.
Mittlerweile sind wir auch nicht mehr alleine. Ein paar Fußballer haben sich zu uns gesellt und machen mit. Zwei Frauen stehen rum und schauen zu, ein kleiner Junge kichert und macht uns nach.Wir dienen als Kinderbelustigung.
Station 9 ist eine einfache Stange – für Klimmzüge mit (Anfänger) und ohne (Fortgeschrittene) Unterstützung des Partners.
Wer macht heute noch Klimmzüge? Sprossenwände in Turnhallen sind mega-out. Mein Mann schafft fünf ohne Hilfe, ich keinen einzigen, auch nicht mit Hilfe. Das ist in der Tat deprimierend.
Beim Beintrainer fehlt leider der Kettenzug, aber die Stationen 11 und 12, Liegestütze und schräge Klimmzüge mit den Füßen auf dem Boden, die machen wieder richtig Spass. Mein Mann findet Bockspringen über Holzpfosten klasse, die aber sind mir schlicht zu hoch.
Fazit: 1. Der Trimmpfad ist eine gute Ergänzung, beispielsweise nach dem Joggen oder Walken. Es bringt aber wohl nur etwas, wenn man es regelmäßig macht (und die Sportgeräte in Ordnung sind).
2. Im Sommer ist es sicherlich schöner als im Winter, wenn das Metall eiskalt und das Holz glitschig ist. 3. Am meisten Spaß macht er zu zweit oder mit mehreren….
Am nächsten Tag hatte ich tatsächlich Muskelkater. Im Rücken, an den Schultern, Ober- und Unterarmen, deren Muskeln ansonsten anscheinend sanft vor sich hinschlummern!