- Wegen Vorwürfen der Terrorismus-Unterstützung gegen Katar stellen Politiker die deutsche Teilnahme an der WM im Emirat 2022 in Frage
- Unionsfraktionschef Volker Kauder fordert eine ernsthafte Diskussion
- Katar bestreitet die Vorwürfe
Berlin.
Kann eine Fußball-Weltmeisterschaft in einem Land stattfinden, das womöglich islamistische Terrorgruppen unterstützt und das selbst Nachbarn deswegen meiden? Viele deutsche Spitzenpolitiker beantworten diese Frage mit: Nein. Einige fordern sogar, dass die Fußball-Nationalmannschaft der Männer ihre Teilnahme verweigert.
„Die Vorwürfe wiegen zu schwer. Die Diskussion über die Austragung der Fußballweltmeisterschaft in Katar muss ernsthaft geführt werden“, sagte Unionsfraktionschef Volker Kauder der „Passauer Neuen Presse“ (Bezahlinhalt). Es sei kaum vorstellbar, dass in einem Land, aus dem der Terrorismus massiv unterstützt wird, ein WM-Turnier ausgetragen werden kann, so der CDU-Politiker. Das Emirat müsse nun zur Aufklärung beitragen.
Der Staat selbst dementiert die aktuellen Berichte. Dabei bekommt er laut CNN Unterstützung durch die amerikanische Bundespolizei FBI. Wie der Nachrichtensender berichtet, sollen russische Hacker für die Spannungen zwischen Katar und anderen Staaten verantwortlich sein. Sie sollen eine Falschmeldung bei der staatlichen katarischen Nachrichtenagentur eingeschleust haben. Diese enthielt Informationen zur angeblichen Terrorunterstützung und zu angeblich Iran-freundlichen Aussagen der Regierung Katars.
Ist Katar als Gastgeber noch tragbar?
Noch bevor der CNN-Bericht bekannt wurde, äußerten sich weitere deutsche Politiker – schließlich steht Katar nicht zum ersten Mal in der Kritik. So gibt es Bundestagsmitglieder, die fordern, dass Deutschland die WM boykottieren solle. „Wie wäre es, wenn Deutschland an der Fußball-WM in Katar nicht teilnimmt?“, schrieb Sönke Rix auf Twitter. Rix ist familien- jugend- und gleichstellungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion.
Für andere stellt sich nicht nur die Frage nach der deutschen Teilnahme, sondern danach, ob in Katar überhaupt eine WM ausgetragen werden sollte. „Die aktuelle Entwicklung ist nur ein weiterer trauriger Beleg dafür, dass Katar als Austragungsort für eine Fußball-WM denkbar ungeeignet ist“, sagte Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (Grüne) der Zeitung „Die Welt“. In der „Saarbrücker Zeitung“ forderte Roth DFB-Präsident Reinhard Grindel auf, sich als Mitglied des FIFA-Councils für klare Kriterien bei WM-Vergaben einzusetzen.
DFB fordert neue Vergaberegeln für Weltmeisterschaften
Grindel hatte laut DFB-Homepage dazu gesagt: „Grundsätzlich sollte sich die Fussballgemeinschaft weltweit darauf verständigen, dass große Turniere nicht in Ländern gespielt werden können, die aktiv den Terror unterstützen.“ Der DFB stehe in engem Kontakt zur Bundesregierung und verlasse sich auf deren politische Einschätzung. Der Fußballverband beobachte seit längerem die Situation vor Ort.
Konstantin von Notz, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen, sieht jedoch ein Versäumnis der Regierung bei diesem Thema. „BundesReg ignoriert Problematik seit Jahren“, twitterte das Mitglied des Innenausschusses. (mit Material von dpa)