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Wie NRW den Tierhandel in den Griff bekommen will

Wie NRW den Tierhandel in den Griff bekommen will

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Foto: Alexander Cremer / WAZ FotoPool
Die rot-grüne Landesregierung plant eine Meldepflicht für exotische Tiere. Denn NRW hat sich zum teils illegalen Umschlagplatz für Skorpione, Schlangen und Co. entwickelt. Wer schützt die Tiere – und wer die Menschen?

Essen. 

Nordrhein-Westfalen plant für die Halter von exotischen, giftigen und gefährlichen Tieren eine Meldepflicht. Das Umweltministerium arbeitet an einem Gesetzentwurf, bestätigte ein Sprecher gegenüber dieser Zeitung.

Das Land zieht damit die Notbremse. Denn die Haltung von Gift- und Würgeschlangen, Spinnen, aggressiven Schildkröten, Waranen und giftigen Skorpionen wird zum Modetrend. NRW ist mittlerweile zudem auch ein Schwerpunkt des Handels mit Exoten.

Das Umweltministerium ist zunehmend um die Sicherheit besorgt. Es kündigt „strengste Reglementierungen“ an. Vorschriften für Halter, wie es sie bereits in sechs anderen Bundesländern gibt, kennt NRW bisher überhaupt nicht. Tierschützer von Organisationen wie Peta fordern ein Totalverbot der Haltung. Das gilt aber als rechtlich problematisch.

Vom Kaiman bis zur Pazifikboa

Bundesweit gibt es nach Angaben einschlägiger Verbände vier Millionen Haushalte, in denen exotische Tierarten gehalten oder gezüchtet werden. Der Trend zeigt nach oben. Jährlich werden in Deutschland zwischen 400 000 und 800 000 Reptilien aus südlichen Erdregionen eingeführt, wo sie oft illegal gefangen wurden – vom brasilianischen Kaiman bis zur Pazifikboa. Experten zufolgen werden Königspythons „in riesigen Stückzahlen“ eingeführt. Überdies hat eine indonesische Studie ergeben, dass für die Hälfte der exotischen Tiere, die das Land verlassen, keine Export-Genehmigungen vorliegen.

„Handel und Haltung der Tiere nehmen zu“, beobachtet auch das Düsseldorfer Umweltministerium. Mehr noch: Nordrhein-Westfalen habe sich zu einem „Zentrum der Exotenhaltung in Deutschland entwickelt“, warnt Minister Johannes Remmel (Grüne). Er weist in einer Antwort auf eine Landtagsanfrage der Piratenpartei vor allem auf Exoten-Börsen hin, die sich im ganzen Land schnell ausbreiten: Vier Mal im Jahr findet im Hamm die „Terraristika“ statt. In Rheda-Wiedenbrück hat die „Breeders Expo“ neu eröffnet (Breeder ist das englische Wort für Züchter).

Exoten gibt es sogar im Baumarkt

Zwar werden Exoten, so heißt es in einem gerade in den Bundestag eingebrachten Antrag der SPD-Fraktion, nicht nur auf Börsen wie in Hamm, sondern auch „in Baumärkten, Gartencentern und Zoogeschäften“ – oft ohne ausführliche Beratung der Käufer – an die Kunden gebracht. Aber die Börsen stehen unter dem Verdacht der Tierquälerei. Hier werden Insekten in kleinste Schachteln verpackt zum Kauf angeboten. Die Veranstaltungen sind der Politik ein Dorn im Auge: Da aber Tierschutz anders als die Sicherheit der Bevölkerung Bundessache ist, will die SPD in Berlin versuchen, den Verkauf von Wildtieren auf solchen Börsen ganz zu verbieten.

[kein Linktext vorhanden]Das Landesamt für Natur- und Umweltschutz (Lanuv) unterhält eine „Notaufnahme“ für Exoten im westfälischen Metelen für solche Lebewesen, die von den Kommunen nicht mehr in Zoologischen Gärten und Zoohandlungen untergebracht werden können. Die Nachfrage nach Unterbringung in der Auffangstation steige, sagt Lanuv-Sprecher Peter Schütz. So finden dort Boas, Papageien und Vogelspinnen ein Zuhause, die von den Veterinärämtern entweder aus Gründen des Tierschutzes aus Wohnungen geholt oder vom Zoll an den Flughäfen als illegale Importe beschlagnahmt wurden. Die Sicherheitsregeln sind streng. Die Schlangenterrarien werden nur von einer „Doppelstreife“ Pfleger betreten.

Ein Tier kann zum Sozialfall werden

Lanuv-Sprecher Schütz sagt: „Derzeit steigt besonders der Anteil der Sozialfälle stark an.“ Das sind für die Behörde jene Tiere, deren Unterhalt Heizungen und Ausleuchtung notwendig macht und der von Haltern nicht mehr bezahlt werden kann. Denn exotische Schlangen brauchen in der Regel extrem hohe Temperaturen und Luftfeuchtigkeiten. Energiekosten steigen. Das geht ins Geld.