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Wie in Monheim aus Volksparteien Randgruppen wurden

Wie in Monheim aus Volksparteien Randgruppen wurden

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Daniel Zimmermann - Buergermeister von Monheim Foto: Kai Kitschenberg/WAZ FotoPool
Monheims Bürgermeister Daniel Zimmermann (32) hat sein Ergebnis von 2009 mehr als verdreifacht und ist mit 94,6 Prozent wiedergewählt worden. Seine Partei „Peto“ verfügt zudem über die große Mehrheit der Sitze im Monheimer Stadtrat. Das Rezept für diesen Erfolg: Sachlichkeit und Lokalpatriotismus.

Monheim. 

Der Name Peto ist lateinisch und bedeutet: „Ich fordere“. Ein ziemlich aggressiver Name für eine Partei, die in der rheinischen Kleinstadt Monheim SPD und CDU auf das Niveau einer Juniorpartei hat schrumpfen lassen.

Tatsächlich ist der Erfolg äußerst aggressiv verlaufen: Peto bekommt das mit Abstand dickste Stück im Tortendiagramm, das die Sitzeverteilung im Rat der Stadt anzeigt. 26 Ratsherren und -frauen stellt Peto künftig, die CDU sieben, die SPD drei, die Grünen zwei. Linke und FDP sind mit je einem Sitz vertreten. Peto-Mann Daniel Zimmermann, den die Monheimer vor fünf Jahren zum jüngsten Bürgermeister in NRW wählten, wurde am Sonntag mit fast 95 Prozent in seinem Amt bestätigt.

An Monheims Grenzen allerdings löst sich Peto in Luft auf: Die Partei fordert nur in Monheim und für Monheim. Gut möglich, dass dies genau der Grund ist, warum die Bevölkerung nahezu geschlossen hinter Zimmermann steht, der direkt nach seinem Lehramtsstudium ins Rathaus zog. Den Peto-Ratsherren und -frauen geht es nicht anders. Fast alle sind unter 30, stehen am Anfang einer Karriere als Jurist, Betriebswirt oder Ingenieur. Viele studieren oder absolvieren eine Ausbildung. Kann diese Truppe, die sich einst als Schülerpartei formierte, die Belange einer Stadt lenken?

Peto ist weder rechts noch links, weder liberal noch konservativ

Tatsächlich hat Zimmermann, hat die bisherige Peto-Fraktion mit 12 Sitzen viel bewegt. Die Stadt gilt – dank massiv gestiegener Gewerbesteuer-Einnahmen durch eine unternehmensfreundliche Steuerpolitik – als wohlhabend. Nun wird das Geld eingesetzt: Für Sportstätten, Straßenbau, Stadterneuerung. Die Kita-Gebühren fallen weg, ein Obdachlosenprojekt läuft.

Peto ist nicht rechts oder links, liberal oder konservativ. Peto-Politik ist eine Mischung aus „Sachlichkeit und Lokalpatriotismus“, wie es die Partei selbst formuliert. Die Jung-Politiker müssen keine Rücksicht nehmen auf eine aus Düsseldorf oder Berlin gelenkte Ideologie. Bei dieser Unabhängigkeit können die anderen Parteien nicht mithalten.

Noch funktioniert Peto nur in Monheim. Das könnte sich ändern. „Wir bekommen Anfragen aus anderen Kommunen“, erklärte Bürgermeister Zimmermann neulich. „Viele wollen wissen, wie unsere Politik funktioniert.“ In Bottrop sind die „Verfassungsschüler“ dabei, das auszuprobieren. Eine bunte Gruppe mit engagierten jungen Leuten versuchte, in den Rat zu kommen. Vorerst sind sie gescheitert.