Das dritte milliardenschwere Entlastungspaket der Bundesregierung soll kurzfristige Hilfe leisten, vor allem um die steigenden Energiepreise abzufedern.
Dass die Verteilung nicht für alle gerecht ist, zeigen Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Kooperation mit der Zeit. Wer bekommt wie viel?
Entlastungspaket: Wer bekommt wie viel Ersparnis?
Für die Berechnungen wurden vom DIW Arbeitnehmerhaushalte betrachtet – Haushalte, die zum Beispiel Wohngeld erhalten, sind außen vor. Der Grund: Die Heizkosten werden bei ihnen teilweise oder sogar ganz vom Staat getragen.
Eine Geringverdiener-Familie mit zwei Kindern muss bei einem doppelt so hohen Gaspreis im Durchschnitt 1.887 Euro pro Jahr für Energie aufwenden, wenn diese mit Gas heizt. Durch die Hilfen aus dem Entlastungspaket sinken diese Mehrkosten laut DIW-Berechnung auf 105 Euro. Zum Vergleich: Eine Familie von Spitzenverdienern hat pro Jahr 2.979 Euro Mehrkosten (durch den im Durchschnitt größeren Wohnhaus bzw. auch Eigenheime). Sie muss durch die Maßnahmen der Ampel aber lediglich 86 Euro selbst tragen.
Wenn der Gaspreis noch weiter steigt, dann steigen die selbstzutragenden Kosten für Familien noch weiter. So müsste die Familie der Geringverdiener bei einem dreifachen Gaspreis trotz der Entlastungen 809 Euro selbst tragen, die Spitzenverdiener dann 1.269 Euro im Jahr.
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Entlastungspaket: Gerechte Verteilung?
Es steht aber fest: Mit Hilfe des Entlastungspakets fließt Geld an Menschen. Die geringverdienende Familie zum Beispiel erhält rund 1.800 Euro. Alledings steht auch fest, dass eine spitzenverdienende Familie durch die Entlastungsmaßnahmen mehr bekommt. Hier fließen Maßnahmen wie das höhere Kindergeld, die Senkung der Mehrwertsteuer auf Gas oder Steueranpassungen rein. Nicht jedoch die noch geplante Strompreisbremse.
Das stößt auf viel Kritik. Maximilian Becker, Parteivorstandsmitglied der Linken, twittert beispielsweise: „Die Ergebnisse sind ein Skandal: das oberste 1% [erhält] bis zu drei mal mehr Entlastung als die unteren 25%.“
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Die Schwachstelle des Entlastungspakets
Menschen, die mehr verdienen, haben in der Regel auch höhere Energiekosten, weil sie zum Beispiel in größeren Wohnungen oder Häusern wohnen. Aber: bei diesen wird auch ein großer Teil der zusätzlichen Energiekosten vom Staat übernommen.
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Und genau hier liegt der Schwachpunkt des Entlastungspaketes: „Um die Maßnahmen stärker auf die Mittelschicht zu konzentrieren, wäre zum Beispiel eine Erhöhung der Energiepauschale sinnvoll gewesen, die dann bei höheren Einkommen stärker abgeschmolzen wird als bisher“, sagt Stefan Bach, Finanzexperte des DIW, gegenüber der Zeit. (mars)